Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen auf dem Weg zu nachhaltig agierenden Forschungsorganisationen, Workshop, BMBF-Symposium 2023
In all jenen Gebieten, die Forschung erst möglich machen, setzen sich die außeruniversitären Forschungseinrichtungen intensiv mit Fragen der Nachhaltigkeit auseinander. Auf dem Weg zu nachhaltig agierenden Forschungsorganisationen werden wir sehr häufig mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert. In diesem Zusammenhang möchten wir einen aktuellen Status Quo präsentieren und herausarbeiten, wie Nachhaltigkeit in Forschungsorganisationen noch stärker verankert werden kann, wie wir als ein Wissenschaftssystem voneinander profitieren und lernen können und welche inneren und äußeren Rahmenbedingungen notwendig sind.
Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen auf dem Weg zu nachhaltig agierenden Forschungsorganisationen, Workshop, BMBF-Symposium 2023 | |
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Datum | 2023-06-07 |
Workshop Nummer | 7 |
Workshopleitung | Dr. Fabian Trinkel, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt |
Themenschwerpunkte | Forschung, Außeruniversitäre Forschungsorganisationen |
Dateien | BMBF Symp 2023 Impulsvortrag DFG.pdf
BMBF Symp 2023 Impulsvortrag Fraunhofer.pdf BMBF Symp 2023 Impulsvortrag HGF.pdf BMBF Symp 2023 Impulsvortrag Leibniz Gemeinschaft.pdf BMBF Symp 2023 Impulsvortrag MPG.pdf |
Hintergrund und zentrale Fragestellungen
Neben dem Forschen für Nachhaltigkeit ist ein zentraler Punkt für außeruniversitären Forschungseinrichtungen die Implementierung von Nachhaltigkeitsmanagement in die eigene Organisation – also das nachhaltige Forschen und Arbeiten. Neben der Vorstellung von Impulsen aus den einzelnen Organisationen wurde im Workshop diskutiert, wie Nachhaltigkeit in Forschungsorganisationen noch stärker verankert werden kann, wie wir als ein Wissenschaftssystem voneinander profitieren und lernen können und welche inneren und äußeren Rahmenbedingungen dafür notwendig sind.
Ablauf und Inhalte
- 09:00 Uhr Begrüßung/Vorstellungsrunde/Klärung Zielsetzung des Workshops
- 09:10 Uhr Kurze Impulse/Best Practice aus den Außeruniversitären Forschungseinrichtungen für Nachhaltigkeitsmanagement sowie anschließender Fragerunde
- 10:00 Uhr Themen-Tische
- 10:40 Uhr Zusammenfassung der Themen-Tische und Fazit
Kernpunkte aus den Impulsvorträgen
Impulsvortrag Geschäftsstelle Deutsche Forschungsgemeinschaft, Dr. Stefan Hinrichs und Dr. Amelie Winkler:
- AG Nachhaltigkeit in der DFG-Geschäftsstelle
- Nachhaltigkeit im DFG-Förderhandeln
Impulsvortrag Fraunhofer-Gesellschaft, Heike Münch:
- Die CSR-Handlungsfelder und wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen für Fraunhofer
- Nachhaltigkeit im Bereich Ressourcen und Beschaffung
- Erste Umsetzungsprojekte des Klimamanagements
Impulsvortrag Helmholtz-Gemeinschaft, Philipp Bergeron (DLR) & Dr. Fabian Trinkel (DLR):
- Struktur für Nachhaltigkeitsmanagement
- Helmholtz Arbeitskreis Forum Nachhaltigkeit als Arbeitsebene
- Unser bisheriger Weg
Impulsvortrag Leibniz-Gemeinschaft, Dr. Matthias Premke-Kraus:
- Wo steht die Leibniz-Gemeinschaft?
- Pilotvorhaben „klimaneutraler Forschungsbetrieb“
- Herausforderungen
Impulsvortrag Max-Planck-Gesellschaft, Dr. Maximilian Hartung:
- Nachhaltigkeit im Forschungsbetrieb: Grundlagen
- Nachhaltigkeit im Forschungsbetrieb: Akteure
- Nachhaltigkeit im Forschungsbetrieb: Organisationale Verankerung
Kernpunkte aus der Diskussion im Workshopplenum
Thementische
- Wie können die außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Wissenschaftsorganisationen in ihrem Betrieb zu einem nachhaltigen Wissenschaftssystem beitragen? Welche Strategien, Maßnahmen und Instrumente braucht es für ein Nachhaltigkeitsmanagement?
- Ein Commitment der Führungsebene zur Nachhaltigkeit ist notwendig.
- Strategien müssen entwickelt werden mit Zielen, Zwischenzielen und spezifischen Zielen für Untereinheiten -> eine Verpflichtung zur Strategieentwicklung - die Ausgestaltung und die Umsetzung von Maßnahmen muss den jeweiligen Organisationen vorbehalten sein, wobei sich aber auf die Aspekte, mit dem größten Impact fokussiert werden sollte – und das Nachhalten sollte von politischer Seite eingefordert werden.
- NH-Management bedeutet idealerweise die Integration von Nachhaltigkeitszielen in das Gesamtmanagement. Das NH-Management ist nichts, was nebenbei umgesetzt wird, sondern eine wesentliche Koordinations- und Schnittstellenaufgabe; hierfür braucht es klare Verantwortlichkeiten und Strukturen, d.h. auch feste Stellen/Kümmerer und Ressourcen.
- Die Integration von Nachhaltigkeit in die Gesamtstrategie erfordert einen Kulturwandel in den Organisationen, der mit vielen Veränderungen für die Mitarbeitenden einhergeht. Diese mitzunehmen, ist wesentlich und kann über mehr Einbindung/Partizipation, Sensibilisierung, Kommunikationsmaßnahmen und Netzwerke sowie internen Wettbewerb oder auch Nudging geschehen.
- Gerade Bottom-Up-Initiativen sind hier besonders hilfreich und wichtig. Sie benötigen Anerkennung, Unterstützung und Ressourcen. Ein großes - bisher ungenutztes - Potential zum kulturellen Wandel in einer Organisation lässt man so noch ungenutzt.
- Wie können Barrieren, Hemmnisse und Rahmenbedingungen für ein Nachhaltigkeitsmanagement in außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Wissenschaftsorganisationen überwunden werden?
- Rahmenbedingungen:
- Bundes- statt Landesreisekostengesetz generell anwenden;
- Dezember-Fieber (Zwang zur Ausgabe von Finanzmitteln bis Ende des Jahres; keine Flexibilität zur nachhaltigen Nutzung oder Verschiebung der Finanzmittel);
- finanzielle Mittel/Topf für Nachhaltigkeit als Querschnittsaufgabe;
- rechtliche Rahmenbedingungen für Reallabore vereinfachen
- Hemmnisse (intern):
- kaum starke Commitments von Leitungsebene zum Thema Nachhaltigkeit;
- Priorisierung anderer strategischer Themen und nicht der zukunftsfähigen Gesellschaften;
- begrenzte Personalkapazität
- fehlende Fachkompetenz
- Reibungsverluste bei internen Prozessen
- abweichende Regelungen für Bund und Land
- Wünsche:
- mehr Vertrauen und Experimentierraum;
- Personelle, teils finanzielle, Unterstützung und Anerkennung für Mitarbeitenden-Netzwerke; Verbindliche Orientierung am Maßnahmenprogramm #**Nachhaltigkeit der Bundesregierung mit entsprechendem Support
- Lösungsvorschläge:
- Kurzfristige Ziele: Haushaltsmittel flexibler nutzen dürfen (überjährig)
- Langfristige Ziele: Budget „Nachhaltigkeit“
- Rahmenbedingungen:
- Welche Möglichkeiten des intensivierten Transfers und Dialogs von transformativem Know-How zwischen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen bzw. Wissenschaftsorganisationen gibt es?
- Know-how teilen:
- Organisationsübergreifende Ideenpool/Informationsplattform (Wiki) (derzeit gibt es viele teils organisationsinterne Wiki mit vergleichbaren Inhalten wie z.B. Hoch N Wiki, Sustainability in Science Wiki (MPG), Leibniz Wiki)
- Zweisprachigkeit wichtig (dt./engl.)
- Gemeinsame Veranstaltungen/Workshops mit konkreten Themen und Fragestellungen
- Zentrale Beratungsstellen z. B. zu Bauen & Sanieren
- Rekrutierung und Führungskultur:
- Organisationsübergreifendes Training und Fortbildungsprogramme (Nachhaltigkeit systematisch in die Rekrutierung einbauen und als Führungsthema anbieten)
- Vernetzung zwischen Hochschulen und außeruniversitären fördern, regionale Vernetzungsstrukturen ausbauen (gleiche landesspezifische Rahmenbedingungen), z.B. good practice Netzwerk Nachhaltigkeit und Umwelt Region Ost,
- Nachfolgeprojekt zu LeNa-Leitfaden mit BMBF für außeruniversitäre Forschungsinstitute mit Fokus auf Funktionsbereich Gebäude & Infrastrukturen (= betriebliche Prozesse, Nachhaltigkeitsmanagement)
- Know-how teilen:
Weiterführende Fragestellungen der Diskussion
Übergreifende Ergebnisse/Diskussion:
- Insgesamt verlieren wir uns in Unterschiedlichkeiten (beispielsweise unterschiedliche Rahmenbedingungen, die zu Unsicherheiten und Verzögerungen in der Umsetzung von Maßnahmen führt; Möglichkeit der Durchführung und Kompensation von Dienstreisen; unterschiedliche Finanzierungsmodalitäten hinsichtlich Bau und Sanierung; uvm.) beim Thema Nachhaltigkeit (Fokussierung notwendig).
- Es existieren viele bürokratische Hemmnisse (intern und extern), die die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmanagement in Wissenschaftsorganisationen erschweren, um selbst eine Vorbildrolle einnehmen zu können – Bildung für nachhaltige Entwicklung ist nur dann glaubwürdig, wenn die entsprechenden Organisationen auch als Vorbild vorangehen können.
- Zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen benötigt es mehr Flexibilität in den regulatorischen Rahmenbedingungen. Eine verbindliche Orientierung am Maßnahmenprogramm Nachhaltigkeit der Bundesregierung könnte hier bereits etwas Abhilfe schaffen. Eine Differenzierung in mittelfristige und langfristige Ziele wäre hilfreich.
- Eine Vernetzung zwischen den verschiedenen Stakeholdern (AUFs, Universitäten, BMBF, usw.) auf Arbeitsebene (wie in diesem Workshop) ist sehr zielführend.
- Die Stärkung der Kommunikation und der Vernetzung ist ein elementarer Baustein zur Umsetzung von Nachhaltigkeit im Hochschul- und Wissenschaftssystem.
- Schulungs- und Weiterbildungsangebote, die gezielt auf die Besonderheiten von Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen eingehen, wie bspw. Umgang mit Scope 3-Emissionen, Tipps zur Datenerfassung, zum Monitoring etc. wären sicherlich hilfreich und wünschenswert. Am Markt verfügbare Angebote sind zu stark auf Unternehmen ausgerichtet.
Weiterführende Informationen
Präsentationen: