Beteiligungsaktionen zu Biodiversität: Unterschied zwischen den Versionen
ESc (Diskussion | Beiträge) |
ESc (Diskussion | Beiträge) K |
||
(9 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 8: | Zeile 8: | ||
|zielgr=Lehrende, Studierende, Verwaltungsmitarbeitende, Interessierte Öffentlichkeit, Nachhaltigkeitsbeauftragte | |zielgr=Lehrende, Studierende, Verwaltungsmitarbeitende, Interessierte Öffentlichkeit, Nachhaltigkeitsbeauftragte | ||
|richt=BottomUp | |richt=BottomUp | ||
− | |hochsch=Hochschule Darmstadt | + | |hochsch=Hochschule Darmstadt |
|org=Freiwillige Arbeitsgruppe | |org=Freiwillige Arbeitsgruppe | ||
|adresse=Mensa Schöfferstraße, Schöfferstr. 3, 64295 Darmstadt | |adresse=Mensa Schöfferstraße, Schöfferstr. 3, 64295 Darmstadt | ||
Zeile 22: | Zeile 22: | ||
Mit Gleichgesinnten den gemeinsamen Arbeitsort zu gestalten, stärkt die Teambildung und die Verbundenheit - und es ermöglicht neue und interessante Einblicke und Bekanntschaften. | Mit Gleichgesinnten den gemeinsamen Arbeitsort zu gestalten, stärkt die Teambildung und die Verbundenheit - und es ermöglicht neue und interessante Einblicke und Bekanntschaften. | ||
+ | |||
+ | {{Expander|Erfahrungsbericht einer privat im Naturschutz Engagierten| | ||
+ | Als meine Kinder noch in Kindergarten und Grundschule waren, machten wir einmal im Monat samstags vormittags einen Familienausflug zu einer freiwilligen Arbeitsaktion des örtlichen Naturschutzvereins. Wir mähten in Handarbeit Wiesen mit seltenen einheimischen Orchideenarten, halfen beim Obstbaumschnitt auf alten Streuobstwiesen der Gemeinde, schnitten uralte Kopfweiden und bauten daraus Weidentipis und ‑tunnel im Kindergarten der Gemeinde. Durch diese und viele weitere Aktionen konnten wir nicht nur zum Erhalt vieler seltener Pflanzen- und Tierarten beitragen, sondern auch unseren Kindern die Liebe zur Natur und zu Naturmaterialien vorleben und den Umgang mit alten Werkzeugen lernen. Und wir entdeckten wunderschöne Orte in unserer Gemeinde, von denen nur die Eingeweihten wussten. | ||
+ | |||
+ | Noch heute, fast 20 Jahre später, denken wir bei Familienfeiern immer wieder mal an diese Zeit zurück. Wir erinnern uns an arbeits- und erfahrungsreiche Einsätze. An die nette Gemeinschaft Gleichgesinnter mit einem gemeinsamen Ziel: Das Leben in der Gemeinde zu bereichern. An lachende und spielende Kinder, die sich jedes Mal aufs Neue auf diese seltenen und doch so freundschaftlichen Begegnungen freuten. An das gute Gefühl, nach Abschluss einer Aktion gemeinsam auf das vollbrachte Werk zu schauen. An kreative Menschen, die beispielsweise ein körperliches Nicht-Arbeiten-Können damit kompensierten, dass sie (ebenfalls gemeinsam) regelmäßig ein anschließendes Mittagessen für alle Hungrigen zauberten. An das Staunen darüber, wie viel sich bewegen lässt, wenn viele mit anpacken. | ||
+ | |||
+ | Niemand muss sich so regelmäßig engagieren und auch damals kamen manche häufiger, andere seltener. Aber ich wünsche mir etwas von diesem guten Spirit, den ehrenamtliches Naturschutz-Engagement in der eigenen Lebensumgebung so ungemein fördert, auch an meiner Hochschule. | ||
+ | }} | ||
==Vorgehen== | ==Vorgehen== | ||
Zeile 77: | Zeile 85: | ||
# Sie sind für den in voller Sonne liegenden Standort mit sandig-steinigem, extrem trockenem Boden geeignet und müssen langfristig nicht regelmäßig gegossen werden. Aus diesem Grund sind in der Liste auch viele mediterrane Kräuter und einige nicht-heimische Stauden zu finden. | # Sie sind für den in voller Sonne liegenden Standort mit sandig-steinigem, extrem trockenem Boden geeignet und müssen langfristig nicht regelmäßig gegossen werden. Aus diesem Grund sind in der Liste auch viele mediterrane Kräuter und einige nicht-heimische Stauden zu finden. | ||
# Sie blühen zu unterschiedlichen Zeiten im Jahresverlauf und stellen so ein breites Nahrungsangebot für Insekten zur Verfügung. | # Sie blühen zu unterschiedlichen Zeiten im Jahresverlauf und stellen so ein breites Nahrungsangebot für Insekten zur Verfügung. | ||
+ | # Viele Pflanzen sind wintergrün, das heißt sie werfen ihr Laub nicht vollständig ab, sondern sehen auch in der kalten Jahreszeit ansprechend aus. | ||
# Viele der Pflanzen sind schmackhafte Küchenkräuter oder leisten seit Jahrhunderten als Heilkräuter wichtige Dienste. | # Viele der Pflanzen sind schmackhafte Küchenkräuter oder leisten seit Jahrhunderten als Heilkräuter wichtige Dienste. | ||
− | # Einige | + | # Einige Pflanzen bieten Pflanzenfasern, die von Wildbienen als Baumaterial zum Auspolstern von Niststellen verwendet werden. |
# Zwischen den Pflanzen entstehen unbewachsene Bereiche. Dort finden in der Erde nistende Wildbienen Möglichkeiten, Nester anzulegen. | # Zwischen den Pflanzen entstehen unbewachsene Bereiche. Dort finden in der Erde nistende Wildbienen Möglichkeiten, Nester anzulegen. | ||
Wildbienen leben übrigens nicht im Volk, sondern als Solitärbienen oder in sehr kleinen Gruppen. | Wildbienen leben übrigens nicht im Volk, sondern als Solitärbienen oder in sehr kleinen Gruppen. | ||
Zeile 110: | Zeile 119: | ||
Dabei sind wir schrittweise vorgegangen: | Dabei sind wir schrittweise vorgegangen: | ||
− | # Die Grasnarbe wurde mit Platthacken und Spaten abgetragen und über den Kompost-Container entsorgt. | + | # Die Grasnarbe wurde mit Platthacken und Spaten abgetragen und über den Kompost-Container entsorgt. (Besser wäre gewesen, mit den Grassoden einen Komposthaufen anzulegen, denn die oberste Bodenschicht ist sehr wertvoll. Leider gab es dafür keinen geeigneten Standort.) |
# Den Boden haben wir mit Spaten, Grabegabeln und Sauzähnen gut aufgelockert. | # Den Boden haben wir mit Spaten, Grabegabeln und Sauzähnen gut aufgelockert. | ||
# Große Erdklumpen haben wir mit Rechen, Hacken, Grubbern und Krails zerkleinert und dabei hartnäckige Wurzel-Unkräuter entfernt. | # Große Erdklumpen haben wir mit Rechen, Hacken, Grubbern und Krails zerkleinert und dabei hartnäckige Wurzel-Unkräuter entfernt. | ||
Zeile 249: | Zeile 258: | ||
[[Datei:H-da-Mensabeet-Schoefferstr 2024-04.jpg|thumb|Allmählich erobern die Kräuter das Mensabeet. Im Vordergrund sind die schmalen Laubblätter von Kugel-Lauch zu erkennen.|alt=Das Foto zeigt viele Kräuterpflanzen in sattem dunkelgrün, dazwischen einige Kräuter mit hellgrauem Laub.]] | [[Datei:H-da-Mensabeet-Schoefferstr 2024-04.jpg|thumb|Allmählich erobern die Kräuter das Mensabeet. Im Vordergrund sind die schmalen Laubblätter von Kugel-Lauch zu erkennen.|alt=Das Foto zeigt viele Kräuterpflanzen in sattem dunkelgrün, dazwischen einige Kräuter mit hellgrauem Laub.]] | ||
− | Die vertrockneten Pflanzenteile sind abgeschnitten, und die Pflanzen haben von den relativ hohen Temperaturen und dem vielen Regen im Frühjahr profitiert. Sie sind deutlich gewachsen | + | Die vertrockneten Pflanzenteile sind abgeschnitten, und die Pflanzen haben von den relativ hohen Temperaturen und dem vielen Regen im Frühjahr profitiert. Sie sind deutlich gewachsen. |
Der flach auf dem Boden wachsende Thymian beginnt an immer mehr Stellen, die Lücken zu schließen, und entwickelt sich zum grünen Bodendecker. | Der flach auf dem Boden wachsende Thymian beginnt an immer mehr Stellen, die Lücken zu schließen, und entwickelt sich zum grünen Bodendecker. | ||
+ | {{Expander|Was wächst zwischen den Kräutern und Stauden?| | ||
+ | Die im Oktober gesetzten Blumenzwiebeln sind zum größten Teil gut aufgelaufen: Die sehr früh violett blühenden Elfen-Krokusse und der ebenfalls früh und weiß blühende Schneestolz/Schneeglanz sind fast verblüht und der im Sommer blühende Kugel-Lauch schiebt eifrig schmale Laubblätter. | ||
+ | }} | ||
{{Expander|Warum gibt es im Beet kahle Stellen?| | {{Expander|Warum gibt es im Beet kahle Stellen?| | ||
Einige der Insektenstauden treiben erst sehr spät im Jahr aus. An einigen Stellen kämpfen Pflanzen mit dem Standort - vielleicht weil Nährstoffe fehlen oder zu viel Bauschutt unter der Erdoberfläche liegt. Das beobachten wir. Da das Beet so abschüssig ist, besteht die Gefahr, dass offen liegendes Erdreich durch starken Regen aus dem Beet geschwemmt wird. Wir überlegen derzeit, was die beste Lösung ist. | Einige der Insektenstauden treiben erst sehr spät im Jahr aus. An einigen Stellen kämpfen Pflanzen mit dem Standort - vielleicht weil Nährstoffe fehlen oder zu viel Bauschutt unter der Erdoberfläche liegt. Das beobachten wir. Da das Beet so abschüssig ist, besteht die Gefahr, dass offen liegendes Erdreich durch starken Regen aus dem Beet geschwemmt wird. Wir überlegen derzeit, was die beste Lösung ist. | ||
Zeile 263: | Zeile 275: | ||
Während die unterschiedlichen Salbeisorten und die Katzenminze bereits in voller Blüte stehen, schiebt das Currykraut fleißig Knospen und fängt bald ebenfalls an zu blühen. Vor allem der Gewürzsalbei ist ein wahrer Magnet für Hummeln und andere Wildbienen. Aber auch die Honigbienen aus den Campus-Bienenstöcken schauen vorbei. | Während die unterschiedlichen Salbeisorten und die Katzenminze bereits in voller Blüte stehen, schiebt das Currykraut fleißig Knospen und fängt bald ebenfalls an zu blühen. Vor allem der Gewürzsalbei ist ein wahrer Magnet für Hummeln und andere Wildbienen. Aber auch die Honigbienen aus den Campus-Bienenstöcken schauen vorbei. | ||
+ | |||
+ | Der flach auf dem Boden wachsende Thymian beginnt an immer mehr Stellen, die Lücken zu schließen, und entwickelt sich zum grünen Bodendecker. | ||
{{Expander|Warum sind einige Pflanzen kaum zu sehen?| | {{Expander|Warum sind einige Pflanzen kaum zu sehen?| | ||
Zeile 281: | Zeile 295: | ||
Außerdem ist gut zu erkennen, wie groß das Nahrungsangebot für Insekten in den Sommermonaten ist. | Außerdem ist gut zu erkennen, wie groß das Nahrungsangebot für Insekten in den Sommermonaten ist. | ||
+ | |||
+ | {{Expander|Wie geht es weiter?| | ||
+ | Wir haben das neue Kräuter- und Staudenbeet nun ein ganzes Jahr fotographisch begleitet und viele Fragen beantwortet. Grundsätzlich wird sich ab jetzt vieles wiederholen: Stauden und/oder Kräuter erfrieren oder treten in die Winterruhe, treiben im Frühjahr neue Blätter, später neue Blüten. Durch die vielen unterschiedlichen Blühzeiträume der verwendeten Pflanzen verändert das Beet sein Aussehen im Jahresverlauf mehrfach. | ||
+ | Wie beenden die Dokumentation an dieser Stelle und wünschen allen, die eine solche Aktion nachmachen, viel Spaß mit allem, was ihr eigenes Beet an Überraschungen bereithalten wird! | ||
+ | }} | ||
+ | |||
<br clear=all> | <br clear=all> | ||
Zeile 317: | Zeile 337: | ||
|Currykraut | |Currykraut | ||
|Helichrysum italicum | |Helichrysum italicum | ||
− | | | + | |gelb |
|07-09 | |07-09 | ||
|ca. 50 | |ca. 50 | ||
Zeile 344: | Zeile 364: | ||
|Fragaria vesca var. vesca | |Fragaria vesca var. vesca | ||
|weiß | |weiß | ||
− | |05- | + | |05-10 |
|10-20 | |10-20 | ||
|[https://www.naturadb.de/pflanzen/fragaria-vesca-var-vesca/ Mehr...] | |[https://www.naturadb.de/pflanzen/fragaria-vesca-var-vesca/ Mehr...] |
Aktuelle Version vom 28. Februar 2025, 14:44 Uhr
Studierende, Auszubildende und Beschäftigte der Hochschule Darmstadt bepflanzen in ihrer Freizeit den Campus. Ziel ist, gemeinsam Grünflächen auf dem Campus zu einem Lebensraum für Insekten und Vögel und gleichzeitig zu einer Augenweide für menschliche „Vorüberziehende“ umzugestalten und Menschen für das Artensterben zu sensibilisieren.
Beteiligungsaktionen zu Biodiversität | |
---|---|
Studierende, Auszubildende und Beschäftigte der Hochschule Darmstadt bepflanzen in ihrer Freizeit den Campus. | |
Handlungsfelder | |
Themenbezug | |
Stichworte | |
Artensterben, Beteiligungsaktion, studentisches Engagement
| |
Zielgruppe | |
Lehrende, Studierende, Verwaltungsmitarbeitende, Interessierte Öffentlichkeit, "Nachhaltigkeitsbeauftragte" is not in the list (Forschende, Lehrende, Studierende, Verwaltungsmitarbeitende, Hochschulleitung, Forschungsmanagement, Interessierte Öffentlichkeit, Politik, ProfessorIn, Dozent(in), ...) of allowed values for the "Hat Zielgruppe" property.
| |
Richtung | |
Hochschule | |
Organisationseinheit | |
Adresse | |
Mensa Schöfferstraße, Schöfferstr. 3, 64295 Darmstadt
| |
Projektbezug | |
DG HochN-Mitglied
|
Ziele
Bestäubende Insekten sind die wichtigste Grundlage für unsere Ernährung und unser wirtschaftliches Wohlergehen. Viele Vogelarten sind als Schädlingsfresser und zur Verbreitung von Samen wichtige Mitglieder unseres Ökosystems. (Und wussten Sie, dass Menschen mit Vogelgezwitscher glücklicher sind als ohne?)
Die Grünflächen der Hochschule Darmstadt (h_da) bieten bisher kaum Lebensgrundlagen und Lebensräume für Insekten und Vögel. Und obwohl das Gärtnerteam die Grünanlagen regelmäßig und kompetent pflegt, wirken die Flächen aufgrund des aktuellen Bewuchses eher vernachlässigt. Das wollen Studierende, Auszubildende und Beschäftigte der h_da gemeinsam ändern.
Mit Gleichgesinnten den gemeinsamen Arbeitsort zu gestalten, stärkt die Teambildung und die Verbundenheit - und es ermöglicht neue und interessante Einblicke und Bekanntschaften.
Vorgehen
Auf einer Website wurde das Vorhaben erläutert und um freiwillige Mitarbeit geworben: Ob erfahren in Gartenarbeit oder Neuling auf diesem Gebiet - alle Interessierten waren herzlich willkommen.
Gesucht wurden Menschen, die gern (und unter fachkundiger Anleitung)
- in der Erde buddeln,
- säen und pflanzen,
- Gartengeräte verleihen können,
- Neues lernen möchten oder
- einfach Lust haben, einen Samstag mit Gleichgesinnten zu verbringen und den gemeinsamen Campus liebens- und lebenswerter zu machen.
Außerdem wurden einige Zuverlässige gesucht, die bereit waren
- Pflanzenpatenschaften für eine bestimmte Fläche zu übernehmen und diese ein Jahr lang (ggf. unter Anleitung) bei Bedarf zu gießen und Unkraut zu jäten, bis die Pflanzen gut eingewachsen sind, und/oder
- einmal jährlich an einer Pflegeaktion teilzunehmen.
Schlüsselakteure und -strukturen
An der Hochschule Darmstadt gibt es keinen einschlägigen Fachbereich, dessen Studierende sich im Rahmen ihres Studiums mit Grünflächenpflege auseinandersetzen könnten. Zwei Studentinnen nutzten allerdings ihre Abschlussarbeiten im Bereich des Umweltingenieurwesens und setzten sich mit Klimaanpassung und Biodiversität auf dem Campus auseinander.
Am 15. März 2023 trafen sie sich mit einigen Beschäftigten aus dem Arbeitsfeld der Nachhaltigen Entwicklung zu einem Rundgang auf dem Campus. Beteiligt war ein Angehöriger des Gärtnereiteams der h_da und ein Berater aus einer in der Stadt ansässigen biologisch bewirtschafteten Baumschule mit Stauden- und Saatgutvertrieb. Ziel des Rundgangs war es, herauszufinden, wo die Biodiversität erhöht werden kann. Grundlage für den Rundgang war ein von einer Studentin erstellter Grünflächenplan. Zu jeder auf dem Plan ausgewiesenen Fläche wurden während des Rundgangs erste Ideen gesammelt. Für eine Fläche an der Mensa Schöfferstraße in Darmstadt waren die Ideen so konkret, dass eine erste Pflanzaktion ganz kurzfristig geplant wurde.
Gelingensbedingungen
Die Finanzierung von Vogelschutzgehölzen und insektenfreundlichen Pflanzen erfolgte durch Projektmittel zur nachhaltigen Entwicklung der h_da.
Die zentrale Abteilung Bau und Liegenschaften, zu der auch das Gärtnereiteam gehört, stand mit Rat zur Seite und stellte Gartengeräte und Arbeitshandschuhe für die Aktion zur Verfügung.
Das Präsidium der h_da warb in seinem Newsletter für die Aktion.
Ergebnisse und Wirkungen
Ein Kräuter- und Staudenbeet an der Mensa Schöfferstraße in Darmstadt - Pflanzen mit Mehrwert für Menschen und Insekten
Die Idee: Ein mit Rasen bewachsener Grünstreifen vor der Fensterfront der Mensa Schöfferstraße wird zum Kräuter- und Staudenbeet. Der Standort ist sehr schwierig: Nach Westen ausgerichtete abschüssige Lage in voller Sonne, sehr trockener und zum Teil sehr steiniger Boden sowie Einschränkungen durch die Straßen- und Fußwegbefestigung. Daher werden mediterrane Kräuter und nicht-heimische Stauden gewählt, die mit diesem Standort zurecht kommen. Bei den nicht-heimischen Stauden wird darauf geachtet, dass sie nicht invasiv sind und von heimischen Insekten angeflogen werden. Die Küchenkräuter, die auch in den Gerichten der Mensa Verwendung finden, schaffen einen inhaltlichen Übergang vom Essen in der Mensa zum Beet vor deren Fenstern.
Von Beginn an wird an der Fläche ein zweisprachiges Schild aufgestellt, das für die Aktion sensiblisieren und auf das Artensterben aufmerksam machen soll. Ein auf dem Schild enthaltener QR-Code führt zu einer Website, auf der Interessierte zusätzliche Informationen finden und sich über die gepflanzten Pflanzen informieren können.
Die Entwicklung des Beets wird im Zeitverlauf dokumentiert und Fragen, die vor Ort an das Pflanzteam gestellt werden, werden auf der Website auch für diejenigen beantwortet, die niemanden vor Ort antreffen.
Die Fotos zur Dokumentation der Entwicklung sind nicht alle aus exakt derselben Position fotografiert. Daher befinden sich im Vordergrund unterschiedliche Pflanzen. Trotzdem entsteht ein Eindruck von der Entwicklung des Beets im Zeitverlauf.
Wie ist die Ausgangssituation? (Mitte März 2023)
Ziel der Pflanzaktion vor der Fensterfront der Mensa Schöfferstraße ist ein Mehrwert für Mensch und Tier. Blühende Pflanzen werden den Ausblick aus der Mensa ebenso bereichern, wie das Nahrungsangebot für Insekten.
Während ein Grünstreifen mit relativ dichtem Bewuchs ohne Blüten kaum Nahrung und Lebensraum für Insekten bietet, hat ein mit Kräutern und Stauden bepflanztes Beet einiges für Menschen, Wildbienen und andere Insekten anzubieten.
Macht ihr das in eurer Freizeit? (Samstag, 15. April 2023)
Ja, genau! Zur ersten Pflanzaktion trafen sich fünf Studierende und fünf Beschäftigte samstags an der Mensa Schöfferstraße. Dasselbe Team wird sich von Zeit zu Zeit um das Beet kümmern: Gelegentlich gießen, bis die Wurzeln der Pflanzen tief genug verwurzelt sind, und Unkraut jäten, bis die Pflanzen gut eingewachsen sind und den Boden bedecken. Danach übernimmt das kleine Team der h_da-Gärtnerei die Pflege und wird bei Bedarf gelegentlich unterstützt.
Das Fazit nach der gemeinsamen Aktion war bei allen Beteiligten sehr positiv.
Warum sind die Kräuter und Stauden so klein? (Mitte April 2023)
Es dauert eine Weile, bis ein Kräuter- und Staudenbeet den endgültigen Bewuchs erreicht hat. Daher müssen die Pflanzen mit relativ großen Abständen eingepflanzt werden.
Damit das Beet nicht so viele Monate hauptsächlich braun aussieht, und weil wir verhindern möchten, dass bei starkem Regen Erdreich aus dem Beet auf die Straße gespült wird, haben wir in die Zwischenräume zwischen den Pflanzen einjährige Pflanzen eingesät.
Welche Pflanzen blühen momentan? (Mitte Juni 2023)
Pünktlich zum Campusfest blühen viele der Pflanzen, aber besonders auffällig ist die Phacelia, die wir in die Zwischenräume zwischen den Kräutern und Insektenpflanzen gesät haben.
Um das Beet einerseits während des Campusfests zu schützen und andererseits die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, hat das Gärtnereiteam den Streifen durch Holzpfosten und Hanfseile eingegrenzt. Während des Fests waren an den Seilen Schilder aufgehängt. Auf ihnen war die Bitte zu lesen, die Kräuter- und Insektenpflanzen zu schützen.
Wie geht es den Pflanzen nach der Trockenheit? (Ende Juli 2023)
Ende Juli - endlich: Es regnet Bindfäden! Die letzten Wochen waren für die Pflanzen eine extrem große Herausforderung. Wir haben immer wieder einmal gegossen, damit sie überleben, aber auch Trockenheit zugelassen, damit die Wurzelbildung in die Tiefe angeregt wird. Nun sorgen regnerische Tage für alle Pflanzen für eine Entlastung.
Wie hat das Beet den Starkregen überstanden? (Mitte August 2023)
Die Pflanzen sind in den letzten Wochen wegen des vielen Regens sehr gut gewachsen. Auch das schwere Gewitter haben sie gut überstanden. Ihnen ist der heftige Starkregen kaum anzusehen, und derzeit profitieren sie davon, dass Regen und Wärme in Kombination das Pflanzenwachstum sehr gut fördern.
Erster großer Auftritt für die Stauden und Kräuter (Ende September 2023)
Das Kräuter- und Staudenbeet hat seinen ersten großen Auftritt: Viele Stauden und Kräuter blühen derzeit gleichzeitig, weil die Blühzeiträume sich überschneiden und Katzenminze und Steppen-Salbei eine zweite Runde einlegen.
Die Geduld hat sich gelohnt: Wir hatten Thymian-Pflanzen, die vertrocknet aussahen, im Beet belassen. Alle Pflanzen haben überlebt und sehen jetzt nach der regnerischen Zeit wieder prächtig aus. Allerdings haben wir einzelne Sonnenhüte und Agastachen verloren, für die ihr jeweiliger Standort möglicherweise nicht geeignet war oder deren Wurzeln vielleicht durch Maikäferlarven (Engerlinge) geschädigt wurden.
Außer den auf dem Foto zu sehenden Pflanzen blühen auch: Berg-Bohnenkraut (weiß), Dunkle Blaunessel (dunkelviolett), Oregano/Dost (rosa), Roter und Weißer Sonnenhut und Zottiger Ziest (dunkelrosa).
Nichts los im Beet? (Mitte Februar 2024)
Das Beet befindet sich noch "im Winterschlaf". Vertrocknete Pflanzenteile bieten Schutz vor Kälte und somit Rückzugsräume für Insekten. Einige der Blütenstängel können von Wildbienen zum Überwintern genutzt werden. Aus diesem Grund werden alle nicht-wintergrünen Pflanzen erst zurückgeschnitten, wenn das neue Grün im Frühjahr aus dem Boden treibt.
Es grünt so grün (April 2024)
Die vertrockneten Pflanzenteile sind abgeschnitten, und die Pflanzen haben von den relativ hohen Temperaturen und dem vielen Regen im Frühjahr profitiert. Sie sind deutlich gewachsen.
Der flach auf dem Boden wachsende Thymian beginnt an immer mehr Stellen, die Lücken zu schließen, und entwickelt sich zum grünen Bodendecker.
Kräuter- und Staudenbeet mit prachtvoller Blütenfülle (Mai 2024)
Während die unterschiedlichen Salbeisorten und die Katzenminze bereits in voller Blüte stehen, schiebt das Currykraut fleißig Knospen und fängt bald ebenfalls an zu blühen. Vor allem der Gewürzsalbei ist ein wahrer Magnet für Hummeln und andere Wildbienen. Aber auch die Honigbienen aus den Campus-Bienenstöcken schauen vorbei.
Der flach auf dem Boden wachsende Thymian beginnt an immer mehr Stellen, die Lücken zu schließen, und entwickelt sich zum grünen Bodendecker.
Gleicher Ort, 4 Wochen später (Juni 2024)
Im Vorbeilaufen wird der Abwechslungsreichtum der im Beet gepflanzten Kräuter und Stauden deutlich:
Auf den ersten Metern sind die Farben von Steppensalbei (violett und weiß) und Katzenminze (lila) vorherrschend. Das Currykraut (gelb) kündigt sich farblich im Hintergrund an. Dazwischen wippen die Blütenstände von Zottigem Ziest (pink) und Dunkler Blaunessel (violett).
Im Weiterlaufen wechselt der vorherrschende Farbton zu Gelb-/Grüntönen: Auf dem zweiten Foto ist im Vordergrund das später blühende Bohnenkraut zu sehen, dahinter das jetzt in strahlendem Gelb blühende Currykraut - dessen Duft seinem Namen alle Ehre macht - und im Hintergrund die gelblichen Samenstände des bereits verblühten Gewürzsalbeis. Dazwischen scheinen die Blütenstände des Schleier-Eisenkrauts (violett) fast über dem Beet zu schweben.
Außerdem ist gut zu erkennen, wie groß das Nahrungsangebot für Insekten in den Sommermonaten ist.
Links, Material, Ansprechpersonen
Liste der verwendeten Pflanzen
Nr. | Pflanze | Botanischer Name | Blühfarbe | Blüh-Zeitraum | Höhe in cm | Link zu naturadb.de | Küchen-kraut | Heil-pflanze | (Wild-) Bienen-freundlich | Insekten-weide | Schmetterlings-Nahrung |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Berg-Bohnenkraut | Satureja montana 'Coerulea' | weiß | 08-10 | 30 | Mehr... | x | x | x | x | x |
2 | Currykraut | Helichrysum italicum | gelb | 07-09 | ca. 50 | Mehr... | x | x | x | ||
3 | Dunkle Blaunessel | Agastache rugosa 'Black Adder' | dunkelviolett | 07-09 | 90-120 | Mehr... | x | x | x | ||
4 | Erdbeere, "immertragend" | Fragaria vesca var. vesca | weiß | 05-10 | 10-20 | Mehr... | x | x | x | x | |
5 | Garten-Lavendel | Lavandula angustifolia 'Hidcote Blue' | dunkel-blauviolett | 06-07 | 30-40 | Mehr... | x | x | x | x | x |
6 | Garten-Lavendel, weißblühend | Lavandula angustifolia 'Arctic Snow' | weiß | 06-07 | 30-40 | Mehr... | x | x | x | x | x |
7 | Gewürz-Salbei | Salvia officinalis | violettblau | 06-07 | 40-60 | Mehr... | x | x | x | x | |
8 | Hohe Fetthenne | Sedum telephium 'Herbstfreude' | altrosa-rostrot | 09-10 | 50-70 | Mehr... | x | x | x | ||
9 | Kaskaden-Thymian | Thymus longicaulis ssp. odoratus | rosa | 06-07 | 10-15 | Mehr... | x | x | x | x | |
10 | Katzenminze | Nepeta x faassenii 'Walkers Low' | violettblau | 05-07 + 09 | 60-80 | Mehr... | x | x | x | ||
11 | Oregano/Dost | Origanum vulgare | rosa | 07-09 | 25-40 | Mehr... | x | x | x | x | |
12 | Polster-Flammenblume | Phlox subulata 'Emerald Cushion Blue' | hell-lavendelblau | 04-06 | 15 | Mehr... | x | x | |||
13 | Rosmarin, kriechend | Rosmarinus officinalis 'Repens' | hellblau | 04-06 | 20-30 | Mehr... | x | x | x | x | x |
14 | Roter Sonnenhut | Echinacea purpurea 'Magnus' | purpurrosa | 07-09 | 80-100 | Mehr... | x | x | x | x | |
15 | Sand-Thymian | Thymus serpyllum | rosa | 06-08 | 5-10 | Mehr... | x | x | x | x | x |
16 | Sand-Thymian, weißblühend | Thymus serpyllum 'Album' | weiß | 06-08 | 5-10 | Mehr... | x | x | x | x | x |
17 | Schleier-Eisenkraut | Verbena bonariensis | blauviolett | 07-Frost | 100-150 | Mehr... | x | x | x | x | |
18 | Steppen-Salbei | Salvia nemorosa 'Caradonna' | dunkelviolett | 06 + 09 | 50-60 | Mehr... | x | x | x | ||
19 | Steppen-Salbei, weißblühend | Salvia nemorosa 'Adrian' | weiß | 06 + 09 | 50-60 | Mehr... | x | x | x | ||
20 | Weißer Sonnenhut | Echinacea purpurea 'Alba' | weiß | 07-09 | 80-100 | Mehr... | x | x | x | x | |
21 | Zottiger Ziest | Betonica hirsuta/Stachys monnieri 'Hummelo' | dunkelrosa | 06-08 | 30-40 | Mehr... | x | x | x | ||
22 | Weißblühende Königskerze | Verbascum nigrum Album | weiß | 07-08 | 40-130 | Mehr... | x | x | x | ||
23 | Bienenfreund, Aussaat, einjährig | Phacelia tanacetifolia | hellviolett | 06-10 | 40-70 | Mehr... | x | x | |||
24 | Ringelblume, Aussaat, einjährig | Calendula officinalis | orange | 05-10 | 30-60 | Mehr... | x | x | x | x |
Fotos der verwendeten mehrjährigen Pflanzen (Kräuter und Stauden)
Fotos der verwendeten einjährigen Pflanzen (Samen)
Pflanzpläne
Kontakt
Fragen gern an: Eva Schäfer