Methoden für die Arbeit mit Zukunftsbildern: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 17. Juni 2025, 13:02 Uhr
Hier finden Sie Konzepte für die Arbeit mit Zukunftsbildern, insbesondere für die Realutopien Hochschule 2045 der DG HochN.
Die Zukunftsbilder stehen hier zum Download zur Verfügung: /
Die Bilder können unter folgender Creative Commons Lizenz verwendet werden: Zusammenfassung der Lizenz: Namensnennung - Nicht-kommerziell (Ausnahmen können genehmigt werden) - Weitergabe unter gleichen Bedingungen (CC BY-NC-SA 4.0)
Gemeinsam mit den Bildern arbeiten
Mit den Zukunftsbildern möchten wir die Visionsfähigkeit im Hochschulsystem stärken. Wir laden Sie dazu ein, eigene Formate zu entwickeln, um lokal mit relevanten Menschen ins Gespräch zu kommen und Transformationsprozesse anzuregen. Auf diesen Seiten geben wir Ihnen Anregungen dafür, wie Sie dabei vorgehen können. Wir freuen uns über Rückmeldungen und praktische Erfahrungen mit diesen oder ähnlichen Formaten![1]
Fragen zur Auswahl des passenden Workshopformats
- Ziel: Was ist das zentrale Ziel des Workshops? Geht es um Inspiration, Strategieentwicklung, Teambuilding oder konkrete Planung?
- Zielgruppe: Wer soll beteiligt sein? Welche Gruppen (z. B. Lehrende, Studierende, Verwaltung, externe Partner:innen) möchte ich einbinden – und warum? Wie viele Menschen möchte ich erreichen? Wie können möglichst vielfältige relevante Perspektiven abgedeckt werden?
- Vision oder Prozess: Geht es mehr darum, neue Zukunftsbilder zu entwickeln – oder konkrete Schritte auf dem Weg zur nachhaltigeren Hochschule zu planen?
- Neue oder bestehende Strukturen: Soll der Workshop neue Partnerschaften und Allianzen initiieren – oder vorhandene Strukturen und Netzwerke nutzen, um eine gemeinsame Vision weiterzuentwickeln?
- Expert:innenanteil: Sollte es Impulsvorträge oder Feedbackschleifen von/mit Expert:innen geben?
- Methodenfokus: Soll eine konkrete Methode wie Design Thinking zum Einsatz kommen? Soll die Methode etablierter sein oder überraschend und mutig?
- Zeit & Raum: Wie viel Zeit ist mit der Zielgruppe realistisch? Wie sollte der Raum gestaltet sein, damit es genügend inneren Raum für die Zukünfte gibt? Welche Materialien sollten vor Ort sein? (Bilder als Poster oder Handouts, Papier für Brainstorming, Pinnwände, Stifte für Zeichnungen und Skizzen, Bastelmaterialien, Legosteine, Bauklötze etc.)
Fünf Vorlagen für die Arbeit mit den Zukunftsbildern
1. Zukünfte-Entwicklung: "Unsere Hochschule 2045"
Ziel: Entwicklung eigener Realutopien auf Basis der Zukunftsbilder
Teilnehmende: Lehrende, Studierende, Verwaltungsmitarbeitende
Dauer: 60-120 Minuten
Ablauf:
- Kritikphase: Was sind aktuelle Barrieren für Nachhaltigkeit an unserer Hochschule? (Gruppenarbeit). 10-15 Minuten
- Fantasiephase: Inspiriert durch die Zukunftsbilder entwerfen die Teilnehmenden individuell eigene Utopien (ggf. mit einer Traumreise ins Jahr 2045 angeleitet, optional in Form einer Kurzgeschichte) und/oder begeben sich in ein Rollenspiel – entweder einzelnen Bildern zugeordnet oder für alle Bilder gemeinsam. Anschließendes Teilen in Gruppen (Wo ähneln und unterscheiden sich die Utopien? Was wirkt inspirierend?). 30-45 Minuten
- Verwirklichungsphase: Welche ersten Schritte wären möglich? Welche Ressourcen und Allianzen brauchen wir? 15 Minuten
- Präsentation im Plenum: 10-30 Minuten, je nach Workshopgröße
Besonderheit: Die Bilder dienen als Projektionsfläche und Anregung – sie helfen, innere Bilder zu aktivieren.
Variante: Der Prozess kann weitergeführt werden, um mit Reinventing Society zusammen ein eigenes Zukunftsbild zur eigenen Hochschule entstehen zu lassen.
2. Strategieworkshop mit dem Rektorat/Präsidium: "Hochschule als Möglichkeitsraum"
Ziel: Nutzung der Zukunftsbilder als Impuls zur strategischen Positionierung im Rahmen von Sitzungen oder Klausurtagungen
Teilnehmende: Hochschulleitung, Stabsstellen, Nachhaltigkeitsbüros, Dekanate
Dauer: 30-60 Minuten
Ablauf:
- Bildbetrachtung & Resonanz: Was spricht uns an? Wo sehen wir Potenziale für unsere Hochschule? Einzeln und oder in Kleingruppen, 10-15 Minuten.
- Visionierung: Welche Elemente könnten Teil einer strategischen Vision für 2030 oder 2045 sein? 5-15 Minuten
- Roadmap: Was wäre kurzfristig, mittelfristig und langfristig realisierbar? Ggf. mit der Methode des Backcastings arbeiten. 5-15 Minuten
- Präsentation im Plenum: 10-20 Minuten, je nach Workshopgröße
Besonderheit: Die Bilder dienen als niedrigschwelliger Einstieg in komplexe Transformationsdiskussionen; auch energetischer Startpunkt für weitere Strategieprozesse.
3. Gesellschaft im Blick: "Die offene Hochschule"
Ziel: Stärkung der Rolle der Hochschule als gesellschaftliche Akteurin
Teilnehmende: Hochschulangehörige + externe Akteur:innen (z. B. Stadt, Kultur, Zivilgesellschaft)
Dauer: 90-120 Minuten
Ablauf:
- Eröffnung: Begrüßung wichtiger Partner:innen und Rahmensetzung, ggf. mit Impulsvortrag, 5-20 Minuten
- Bildimpuls: Einkaufszentrum-Umnutzung und/oder Campus Sommerbild: Wie könnte unsere Hochschule in der Stadt oder Region sichtbar(er) werden und sie mitgestalten? (Zwischennutzung, Umnutzung, etc.) Wie könnte unser Campus für Besuche und Austausch mit der Stadtgesellschaft attraktiv(er) werden? Einzelarbeit und in Kleingruppenarbeit, 15-30 Minuten
- Ko-Kreation-Phase: Entwicklung konkreter Projektideen (z. B. Öffnung von Lernräumen, temporäre Interventionen), ggf. mit Methoden wie LEGO Serious Play oder 3D Mapping, 15-45 Minuten
- Pitches & Partnerschaften: Präsentation der Ideen – Anschluss an bestehende Netzwerke, 20-60 Minuten
Besonderheit: Ermöglicht konkrete Verbindungen zwischen Hochschule und Stadtgesellschaft.
4. Ausstellung + Dialogräume: "Realutopien befragen"
Ziel: Breitenwirksame Aktivierung von Diskussionen über Zukunft
Format: Offene Ausstellung der Bilder mit moderierten Dialogrunden zur Eröffnung (ggf. als Wanderausstellung auf dem Campus) und Möglichkeit zur asynchronen Mitwirkung
Mögliches Setting:
- QR-Codes an Bildern und auf „Zukunftspostkarten“ führen zu Reflexionsfragen: Was wünsche ich mir für meine Hochschule?
- Themenabende mit bestimmten Stakeholdergruppen
Besonderheit: Niederschwelliges Format, das viele Personen erreichen kann.
5. Transformationsreise: „Mit dem U-Prozess zur Hochschule der Zukunft“
Ziel: Entwicklung von Visionsfähigkeit, Bewusstseinswandel und ersten Prototypen für eine transformative Hochschule
Teilnehmende: Lehrende, Verwaltung, Forschende, Hochschulleitung, engagierte Studierende
Dauer: Zweitägiges Seminar oder mehrteilige Veranstaltungsreihe (z. B. 4 x 2-3 Stunden)
Ablauf:
- Wahrnehmen & Resonanz entwickeln: Einstieg mit den Zukunftsbildern, persönliche Reflexionen, kollektive Wahrnehmung des Status quo (Downloading)
- Erkunden & Perspektivwechsel: Arbeiten mit Erfahrungen, Spannungen und Ambiguitäten im Hochschulkontext (z. B. mit Empathy-Walks, Dialogformaten, systemischen Visualisierungen, Anticipatory Assumptions oder Causal Layered Analysis)
- Intuition & Vision aktivieren: Innehalten, Entwicklung innerer Bilder und erster Prototypen (z. B. mit Journaling oder Design Thinking)
- Verankern & Weiterentwickeln: Reflexion, Verstetigungsideen, Ressourcenplanung und nächste Schritte für konkrete Umsetzung
Besonderheit: Tiefgehender, ganzheitlicher Transformationsprozess mit Fokus auf Haltung, Bewusstsein und Selbstwirksamkeit.
Variante: Kann als Klausur im Grünen oder als interdisziplinäre Zukünftewerkstatt oder Futures Literacy Lab stattfinden. Professionelle Prozessbegleitung wird empfohlen.
Von der Zukunft aus Planen mit ABCD Backcasting

Beispiel für Strategieworkshop „Hochschule als Möglichkeitsraum“
Dauer: 60 Minuten, davon 45 Minuten für das Backcasting an sich
Material: Sicherstellen, dass sich die Teilnehmenden die Bilder ansehen können (Broschüren, Poster oder digital mittels QR-Code) und sich Notizen machen können (Notizblöcke, Laptops, Smartphones). Im letzten Schritt braucht es die Möglichkeit, Ergebnisse sichtbar zu machen (z. B. mit Moderationskarten)
Link zum Download-Ordner der Webversion in der DG HochN Nextcloud: https://cloud.dg-hochn.de/s/8Y7LtQbzYaP5xBo
Alternativ Link zu den Zukunftsbildern im Wiki: https://wiki.dg-hochn.de/wiki/Zukunftsbilder
Ablauf:
Einleitung: Einführung in Inhalt & Methode: Warum sollten sich eine Hochschule weiterentwickeln? Kurzer Überblick zur Arbeit mit der Backcasting ABCD Methode in Kleingruppen. 3-5 Minuten
Arbeitsfähigkeit herstellen: Workshopteilnehmende in Gruppen von 3-4 Personen einteilen und dafür sorgen, dass alle die Bilder ansehen können und sich Notizen machen können. 3-5 Minuten
A: Awareness & Visioning (Wünschenswerte Zukunft):
- 5 Minuten individuell Bilder ansehen und Notizen dazu machen, wie die eigene wünschenswerte Zukunft aussieht.
- Bearbeitungsfragen: „Was spricht mich an?“ & „Was fehlt mir noch?“
- Dann 5-7 Minuten in der Kleingruppe über Zukunftsvorstellungen verständigen
B: Baseline Assessment (Bestandsaufnahme):
- 5 Minuten als Gespräch in Kleingruppen
- Bearbeitungsfragen: „Wie ist es jetzt? Wo sind die Grenzen des Systems? Wo entwickelt sich bereits etwas Neues?“
C: Creative Solutions (Kreative Lösungen):
- 3 Minuten einzeln Ideen sammeln (Anweisung: Stift nicht ruhen lassen)
- Arbeitsfragen: „Was müsste passieren, damit die Lücke geschlossen wird und wir vom Ist-Zustand zur wünschenswerten Zukunft kommen? Welche Ressourcen könnten dafür genutzt werden?“
- Dann 5 Minuten Austausch in der Kleingruppe
D: Deciding on Priorities (Prioritäten setzen):
- 5 Minuten als Kleingruppe auf Moderationskarten notieren:
- „Was wären machbare erste Schritte? Welche Meilensteine würden wir gerne festlegen?“
Ergebnisse im Plenum:
Jede Gruppe präsentiert die Karten aus dem letzten Schritt, nicht mehr als 2 Minuten pro Gruppe
Hinweis für Moderation: Etwa eine Minute vor Phasenende jeweils die verbleibende Minute ankündigen. Bei Bedarf hier und da die Arbeitsphasen um 1-2 Minuten verlängern.
Literatur und Links zu Methoden
Einstieg zum Feld rund um Futures Literacy:
- Bergheim, S. (2020). Zukünfte – Offen für Vielfalt: Das Handbuch für den klugen Umgang mit dem Später. Frankfurt am Main: ZGF Verlag.
- Bergheim, S. (2021). Futures - Open to Variety: A Manual for the Wise Use of the Later-Than-Now. Zgf Publishers.
Grundlagenwerk zu Future Literacy Labs: Miller, R. (Ed.) (2018). Transforming the Future: Anticipation in the 21st Century. London, New York: UNESCO Publishing; Routledge Taylor & Francis Group. https://doi.org/10.4324/9781351048002
Zukünftewerkstätten: Jungk, R., & Müllert, N. R. (1997). Zukunftswerkstätten: Mit Phantasie gegen Routine und Resignation (Überarb. und aktualisierte Neuausg., 6. Aufl.). Heyne-Bücher 19, Heyne-Sachbuch: Vol. 73. München: Heyne.
Überblick zu Methodiken:
- Copenhagen Institute for Futures Studies (2025). CIFS Toolkit for Applied Strategic Foresight. https://www.cifs.dk/read-listen/reports-knowledge/toolkit-for-applied-strategic-foresight
- Groß, B., & Mandir, E. (2024). Zukünfte gestalten: Spekulation, Kritik, Innovation : mit Design Futuring Zukunftsszenarien strategisch erkunden, entwerfen und verhandeln (2. Auflage). Mainz: Verlag Hermann Schmidt.
Backcasting:
- Einstieg:
- The Natural Step (o.J.). Der ABCD-Prozess. Backcasting auf Basis der Nachhaltigkeitsprinzipien. https://www.thenaturalstep.de/de/loesung/abcd-prozess/
- Oomen, J. (2019,). Backcasting and the ABCD approach. LinkedIn. https://www.linkedin.com/pulse/backcasting-abcd-approach-joyce-oomen/
- Bibri, S. E. (2018). Backcasting in futures studies: a synthesized scholarly and planning approach to strategic smart sustainable city development. European Journal of Futures Research, 6(13), 1–27. https://doi.org/10.1186/s40309-018-0142-z
- Bengston, D. N., Westphal, L. M., & Dockry, M. J. (2020). Back from the Future: The Backcasting Wheel for Mapping a Pathway to a Preferred Future. World Futures Review, 12(3), 270–278. https://doi.org/10.1177/1946756720929724
Write a letter to your future self
Anticipatory Assumptions: Bergheim, S. (2023). Patterns of Anticipatory Assumptions. Retrieved from https://zgf-fortschritt.de/media/pages/methodik/zukuenftelabore/2773137368-1702378602/bergheim-2023-assumptions.pdf
Causal Layered Analysis (CLA): Inayatullah, S. (2008). Six pillars: futures thinking for transforming. Foresight, 10(1), 4–21. https://doi.org/10.1108/14636680810855991
3D Mapping: Systemische Visualiserung mit Bastelmaterialien aus dem Methodenkoffer des Presencing Institute
Collaborative future narratives platform for climate activation oneday in 2050
Arbeit mit Storytelling von Solarpunk
Empathy Walks: Dialogisches Spaziergangsformat - Anleitung des Presencing Institutes
Systemische Visualisierung und 4 D Mapping: Aufstellungsformat des Presencing Insitutes für das es auch ein Beispiel im Wiki gibt
Dank
Wir danken Marina Schmitz für die hilfreichen Hinweise und Literaturtipps
[1] Senden Sie uns gerne eine einfache Mail mit Ihren Erfahrungen zu der Arbeit mit den Zukunftsbildern an kontakt@dg-hochn.de – wir freuen uns über Feedback und Berichte zu diesen und anderen Formaten. Wie haben Sie damit gearbeitet? War der Prozess hilfreich für weitere Entwicklungen? Was waren erste Ergebnisse?