Themenwoche Nachhaltige Wissenschaft/Hub 1: Hochschule 4.0 – Bilder einer nachhaltigen und integrativen Hochschule gewinnen: Unterschied zwischen den Versionen
BG (Diskussion | Beiträge) |
BG (Diskussion | Beiträge) |
||
Zeile 61: | Zeile 61: | ||
=== Systemische Visualisierung=== | === Systemische Visualisierung=== | ||
Aufbauend auf der Methode des [https://www.u-school.org/4d-mapping 4D Mapping] aus dem Methodenkoffer der Theorie U wurde gemeinsam ein sytemisches Bild entwickelt. | Aufbauend auf der Methode des [https://www.u-school.org/4d-mapping 4D Mapping] aus dem Methodenkoffer der Theorie U wurde gemeinsam ein sytemisches Bild entwickelt. | ||
− | [[Datei:Themenwoche Hub1 Aufstellung1.JPG|alternativtext=Dialog während der systemischen Visualisierung|mini|Dialog während der systemischen Visualisierung]] | + | [[Datei:Themenwoche Hub1 Aufstellung1.JPG|alternativtext=Dialog während der systemischen Visualisierung|mini|Dialog während der systemischen Visualisierung]] [[Datei:Themenwoche_Hub1_Flipchart1.jpg|alternativtext=Flipchartsammlung nach der systemischen Visualisierung|mini|Flipchartsammlung nach der systemischen Visualisierung]] |
'''Format und Ablauf:''' | '''Format und Ablauf:''' | ||
− | * | + | * 8 Teilnehmende nahmen physisch im Raum jeweils die Rolle eines der folgendende Elemente ein: Studierende, Wissenschaftliche Mitarbeitende, Verwaltungsmitarbeitende, Hochschulleitung, Professor:innen, Planet Erde, Marginalisierte Gruppen, Bestmögliche Zukunft des Hochschulsystems |
* Auf dem Boden wurde als Orientierungsrahmen vier Karten für die Modi der Hochschule 1.0 bis 4.0 ausgelegt | * Auf dem Boden wurde als Orientierungsrahmen vier Karten für die Modi der Hochschule 1.0 bis 4.0 ausgelegt | ||
* Erste Phase: Die Teilnehmenden wurden eingeladen, sich jeweils eine Rollenkarte zu nehmen und sich intuitiv im Raum zu platzieren | * Erste Phase: Die Teilnehmenden wurden eingeladen, sich jeweils eine Rollenkarte zu nehmen und sich intuitiv im Raum zu platzieren |
Version vom 10. Oktober 2023, 11:52 Uhr
Hochschule 4.0 – Bilder einer nachhaltigen und integrativen Hochschule gewinnen
Wie andere Organisationen auch, folgen Hochschulen einer Entwicklungslogik in eine zunehmende Komplexität hinein. Dr. Bror Giesenbauer, Geschäftsführer der DG HochN, stellte die Modi 1.0 bis 4.0 von Hochschulen vor. Je nach Modus reagieren Hochschulen unterschiedlich auf die Herausforderung von Nachhaltigkeit in Forschung, Lehre und Betrieb.
Moderation: Dr. Bror Giesenbauer
Zum Weiterlesen
Giesenbauer, B. & Müller-Christ, G. (2020). University 4.0: Promoting the Transformation of Higher Education Institutions toward Sustainable Development. Sustainability, 12 (8), 3371. https://doi.org/10.3390/su12083371 |
Ablauf
1. Tag
- Soziometrie: Die Gruppe lernt sich kennen
- Theoretischer Input: Das Modell der Universität 4.0
- Diskussion: Nachfragen zum Modell, Ergründung
2. Tag
- Ankommen: Neue Teilnehmende werden in Kleingruppen von den bisherigen Teilnehmenden gebrieft
- Gemeinsame systemische Visualiserung im Raum: Aufstellungsformat nach dem "4D-Mapping" aus dem Methodenkoffer des Presencing Instituts.
- Gemeinsame Reflexion im Plenum
- Auswertung im Kleingruppen
- Sammeln im Plenum
3. Tag
- Ankommen: Kurzzusammenfassung des Modells
- Gemeinsame Diskusion zu offenen Fragen und Erkenntnissen aus den Vortagen
- Wie sieht eine nachhaltigere Hochschule aus? (Zunächst schriftliches Notieren, dann Sammlung im Plenum)
- Ergänzung nach Start-Stop-Continue: Was sollte beibehalten und stabilisiert und was sollte weggelassen werden, damit eine nachhaltigere Hochschule realisiert werden kann?
Inhalte und Erkenntnisse des Hubs
Impuls zum Modell der Hochschule 4.0
Vortrag von Dr. Bror Giesenbauer
- Vortrag basierend auf dem Paper von Giesenbauer & Müller-Christ (2020)[2] und dem Rahmentext der dazugehörigen Dissertation (Giesenbauer, 2021)[3]
- Grundidee des Modells: Entwicklungskorridor der Hochschulentwicklung, basierend auf Werteentwicklungsmodell nach Graves
- Ausgangslage: Hochschulen sind vielfältigen, komplexen und teilweise widersprüchlichen Herausforderungen ausgesetzt, inkl. der Idee der Nachhaltige Entwicklung
- Grundannahme: Wenn eine Hochschule diesen Herausforderungen und insbesondere einer Nachhaltigen Entwicklung gerecht werden möchte, muss ihre Organisationsform (zumindest teilweise) mehr Komplexität bewältigen können.
- Innerhalb des Systems Hochschule kann es mehrere Subsysteme mit parallelen Entwicklungen geben. Für jedes Subsystem ist die Passung der Organisationsform mit den Umweltanforderungen entscheidend (die hier skizzierte Hochschule 4.0 ist kein Selbstzweck und muss nicht überall umgesetzt werden)
- Eine Hochschule 4.0 ist deutlich geöffneter für die Belange der umliegenden Gesellschaft (und des Ökosystems Erde), und versucht diese deutlich früher in eigene Prozesse einzubinden. Hochschulen stellen dann vor allem die methodische Infrastruktur für kollaborative Prozesse bereit, die einerseits weiterhin dem Erkenntnisgewinn dienen und andererseits auch einen gesellschaftlichen Impact erzielen sollen. Hierdurch entstehen neue Rollenkonflikte.
- Ein neuer Modus ersetzt nicht die anderen Modi, sondern ergänzt diese. Damit sich eine Hochschule 4.0 verwirklichen lässt, scheint es nötig zu sein, erst einmal Herausforderungen der anderen Modi zu bewältigen und zu stabilisieren (bspw. stabile Prozesse in der Hochschulverwaltung, Akkreditierung, etc.)
- Die folgende Grafik illustriert den postulierten Entwicklungskorridor:
Diskussionsbeiträge
- Die Entwicklungsaufgabe von Hochschuleverwaltungen wird überwiegend darin gesehen, sich vom Modus 1.0 zum Modus 2.0 zu bewegen und Prozesse stärker zu professionalisieren
- In Lehre und Forschung gibt es vielerorts ein nebeneinander an Elementen aus den Modi 2.0 bis 4.0
- Der generelle Schwerpunkt der Wissenschaft wird auf dem Modus 2.0 verortet: Zahlenbasierte Optimierung und gewissenhafte Anwendung wissenschaftlicher Methodik
- Offene Frage: Kann eine Hochschule als Ganzes den Modus der Hochschule 4.0 verkörpern?
Systemische Visualisierung
Aufbauend auf der Methode des 4D Mapping aus dem Methodenkoffer der Theorie U wurde gemeinsam ein sytemisches Bild entwickelt.
Format und Ablauf:
- 8 Teilnehmende nahmen physisch im Raum jeweils die Rolle eines der folgendende Elemente ein: Studierende, Wissenschaftliche Mitarbeitende, Verwaltungsmitarbeitende, Hochschulleitung, Professor:innen, Planet Erde, Marginalisierte Gruppen, Bestmögliche Zukunft des Hochschulsystems
- Auf dem Boden wurde als Orientierungsrahmen vier Karten für die Modi der Hochschule 1.0 bis 4.0 ausgelegt
- Erste Phase: Die Teilnehmenden wurden eingeladen, sich jeweils eine Rollenkarte zu nehmen und sich intuitiv im Raum zu platzieren
- Anschließend entfaltete sich ein Gespräch darüber, warum welches Element wo stand und wie es den Repräsentant:innen am jeweiligen Ort ging
- Zweite Phase: Die Teilnehmenden wurden eingeladen, sich ggf. einen neuen, stimmigeren Platz zu suchen und wurden ebenfalls danach zur ihren Gedanken und ihrem Befinden befragt
- Anschließend teilten die Beobachter:innen aus dem Publikum ihre Beobachtungen. Schließlich besprachen die Teilnehmenden in Kleingruppen ihre Beobachtungen: Was war stimmig, was war irritierend? Welche Unterschiede gab es zwischen den zwei systemischen Bildern? Was hat den Wandel ausgelöst? Was bedeutet dies möglicherweise für Hochschulentwicklung?
Beobachtungen:
- Im ersten Bild waren die Statusgruppen des Hochschulsystems vor allem mit sich selbst beschäftigt und nahmen die Erde sowie die marginalisierten Gruppen kaum wahr
- Die Studierende platzierten sich zwar in der Mitte des Systems, fühlten sich aber laut eigener Aussage "verloren" und nicht angedockt an das System
- Durch den Dialog kam mehr gegenseitiges Verständnis ins System
- Die Wissenschaftlichen Mitarbeitenden orientierten sich am ehesten an den Professor:innen
- Es gab kein Element, von dem allein ein Bewegungsimpuls für das System ausging: Stattdessen bewegten sich die Elemente gleichzeitig und gemeinsam. Sie rückten näher zusammen und konnten danach die Erde sowie die marginalisierten Gruppen besser beachten
- Auch das zweite Bild zeigte keine eindeutige "Lösung", sondern vielmehr ein Zusammenrücken sowie einen Öffnungsprozess
- Die Teilnehmenden der Aufstellung zeigten sich überrascht, wie körperlich sie ihre repräsentierende Rolle im System wahrnahmen: Die gemeinsame Visualisierung sowie der Dialog wurden somit stärker intuitiv durch die Dynamik im Raum beeinflusst
- In der nachfolgenden Gruppenarbeit und in der abschließenden Diskussion im Plenum wurde vor allem die Bedeutung einer Allianz der Verbündeten und Willigen betont (s. Flipchartmitschrift)
Nachhaltigere Hochschule
- Start-Stop-Continue
Material und weiterführende Links
- Folien als PDF
- Handout: Tabelle zur Hochschule 1.0 bis 4.0 (PDF)
- Volltext des Papers bei Researchgate als PDF und als HTML
- Im DUZ-Special der DG HochN vom November 2022 findet sich eine Zusammenfassung des Modells auf S. 10[6]
- Klimaschutzkonzept der Kommission Nachhaltige Universität der HU Berlin (PDF)
Literaturverzeichnis
- ↑ Giesenbauer, B. (2021). Universität 4.0: Komplexität bewältigen und nachhaltige Entwicklung ermöglichen. Entwicklungskorridore systemischer Transformation [Dissertation]. Universität Bremen. http://dx.doi.org/10.26092/elib/1092
- ↑ Giesenbauer, B. & Müller-Christ, G. (2020). University 4.0: Promoting the Transformation of Higher Education Institutions toward Sustainable Development. Sustainability, 12 (8), 3371. https://doi.org/10.3390/su12083371
- ↑ Giesenbauer, B. (2021). Universität 4.0: Komplexität bewältigen und nachhaltige Entwicklung ermöglichen. Entwicklungskorridore systemischer Transformation [Dissertation]. Universität Bremen. http://dx.doi.org/10.26092/elib/1092
- ↑ Deutsche Gesellschaft für Nachhaltigkeit an Hochschulen. (2022). Gemeinsam Neuland betreten: Hochschulen und Nachhaltige Entwicklung. DUZ Special: 22-11. DUZ Verlags- und Medienhaus GmbH. https://www.duz-special.de/de/ausgaben/gemeinsam-neuland-betreten/
- ↑ Giesenbauer, B. & Müller-Christ, G. (2020). University 4.0: Promoting the Transformation of Higher Education Institutions toward Sustainable Development. Sustainability, 12 (8), 3371. https://doi.org/10.3390/su12083371
- ↑ Deutsche Gesellschaft für Nachhaltigkeit an Hochschulen. (2022). Gemeinsam Neuland betreten: Hochschulen und Nachhaltige Entwicklung. DUZ Special: 22-11. DUZ Verlags- und Medienhaus GmbH. https://www.duz-special.de/de/ausgaben/gemeinsam-neuland-betreten/