Flächen- und Raumauslastung von Hochschulflächen: Unterschied zwischen den Versionen
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Ruiz, Marcelo. 2017. Flächenplanung in Hochschulen „Down Under“. Bericht über den „TEFMA Space Leadership and the Digital Frontier Workshop” in Brisbane, Australien am 09./10. Mai 2017. ''Magazin für Hochschulentwicklung:''3–5. | Ruiz, Marcelo. 2017. Flächenplanung in Hochschulen „Down Under“. Bericht über den „TEFMA Space Leadership and the Digital Frontier Workshop” in Brisbane, Australien am 09./10. Mai 2017. ''Magazin für Hochschulentwicklung:''3–5. | ||
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Version vom 13. März 2025, 15:22 Uhr
Flächen- und Raumauslastung von Hochschulflächen | |
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Handlungsfelder | |
Themenbezug | |
Zielgruppe | |
Verwaltungsmitarbeitende, Hochschulleitung, Nachhaltigkeitsbeauftragte(r)
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Hochschule | |
Organisationseinheit | |
Adresse | |
Technikumplatz 17, 09648 Mittweida
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Projektbezug | |
Transformationspfade (traNHSform)
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Einordnung und Bedeutung
Gebäude und Gebäudeflächen sind die Orte, in denen Lehre, Wissenschaft und Hochschulmanagement stattfindet. Gleichzeitig können Gebäude und deren Betrieb eine bedeutende Rolle bei Entwicklung zur nachhaltigen Hochschule spielen. Beispielsweise verursachen Bau und Betrieb von Gebäuden ca. 40% des Energieverbrauchs und 1/3 der Treibhausgasemissionen in Deutschland und verantworten zudem mehr als die Hälfte des Abfallaufkommens. Die ressourcenintensive Bereitstellung von Gebäuden bzw. Flächen machen sie zu einem wertvollen Gut, das so effizient wie möglich genutzt werden sollte.
Dem gegenüber steht, dass Hochschulen Orte sind, die eine vergleichsweise geringe Flächenauslastung aufweisen. Dennoch melden Fakultäten und Institute immer wieder neue Flächenbedarfe an, wodurch der Eindruck einer Flächenknappheit oder Überbelegung entsteht. Statt als erstes über Neubau nachzudenken, sollte zunächst geprüft werden, ob die Flächenbedarfe nicht mit vorhandenen Flächen gedeckt werden können. Häufig kann der Mehrbedarf an Flächen durch eine simple Neuorganisation der Flächenzuteilung gedeckt werden. Das ist in jedem Fall deutlich günstiger als Neubau, lässt sich kurzfristig realisieren und schont massiv die Umwelt.
Um zu untersuchen, welche Flächenpotenziale die Bestandsgebäude einer Hochschule aufweisen, ist die Methode der Auslastungsanalysen anzuwenden. Flächen- und Raumauslastungsanalysen wurden im Verbundprojekt Wandel!4 von der Hochschule Mittweida unter Leitung von Prof. Dr. Anika Möcker an verschiedenen Hochschulen durchgeführt. Die grundsätzliche Vorgehensweise, die hierbei angewandt wurde, wird nachfolgend beschrieben.
Zielsetzung von Vorgehen
Die Raumauslastungs- und Flächenanalysen verfolgen das Ziel, die tatsächliche Nutzungsrate von Hochschulflächen transparent darzulegen. Dabei liegt der Fokus auf Lehrräume, insbesondere Seminarräume und Hörsäle, da diese hochschulübergreifend miteinander verglichen werden können. In jedem Fall ist vor der Analyse die Zustimmung der Hochschulleitung und im Falle von Begehungen auch der beteiligten Fakultäten einzuholen.
Die im Projekt untersuchten Fälle wiesen alle eine zentrale oder fakultätsinterne Raumvergabe durch eine digitale Stunden- und Raumplanung auf. Dies ist eine zentrale Voraussetzung, um die Raumbuchungsdaten gebündelt auszuwerten. Der erste Schritt besteht in der Auswertung der zeitmäßigen Raumauslastung von Hörsälen und Seminarräumen auf Basis der Raumbuchungsdaten. Um Vergleiche mit anderen Hochschulen oder mit Planwerten durchzuführen sind folgende Parameter wichtig bei der Untersuchung:
- Betrachtungszeitraum im Jahr: die 16 Wochen der Vorlesungszeit eines Semesters, d.h. ohne Vorbereitungs- oder Prüfungswochen. Letztere können gesondert ausgewertet werden. Gleiches gilt für die Betrachtung über ein gesamtes Jahr inkl. vorlesungsfreier Zeit.
- Betrachtungszeitraum pro Tag: die üblichen Vorlesungs- und Seminarzeiten, bspw. 08:00 – 19:00
- Ergebnis: durchschnittliche Nutzung in Stunden pro Seminarwoche
Sind in den Raumbuchungsdaten auch Informationen zur Sitzplatzkapazität der Räume sowie zur Teilnehmerzahl der Lehrveranstaltung enthalten, kann überdies eine platzmäßige Raumauslastung erfolgen. Dadurch wird transparent, ob die Räume entsprechend ihrer Platzkapazität genutzt werden oder ob eine (deutliche) Über- oder Unterbelegung vorliegt.
Es empfiehlt sich die ersten Analysen für ein exemplarisches Gebäude mit unterschiedlich großen Seminarräumen und ggf. auch Hörsälen durchzuführen.
Im nächsten Schritt wird die tatsächliche Auslastung der Räume untersucht. Es ist nicht unüblich, dass über Raumbuchungsdaten hinaus Veranstaltungen stattfinden, wegfallen oder Studierende die Räume fürs Selbststudium nutzen. Um herauszufinden, in welchem Umfang dies erfolgt, sind Begehungen der Flächen erforderlich, bei denen ein Abgleich der geplanten mit der tatsächlichen Raumnutzung erfolgt. Im Idealfall werden zeitmäßige und platzmäßige Auslastungsgrade erfasst.
Auswertung der Ergebnisse
Durch Gegenüberstellung mit den Planwerten zur Flächenplanung werden schnell mögliche Potenziale einzelner Räume oder Wochentage deutlich. Diese sind dann genauer zu betrachten und in Bezug auf Raumgröße/Kapazität, Ausstattung und hochschulinterne Aspekte zu hinterfragen.
Die Erfahrungen mit den Raumauslastungsanalysen unterschiedlichster Hochschulen haben gezeigt, dass die Ergebnisse stets auch qualitativ einzuordnen sind. Bspw. kann häufig eine Konzentration der Auslastung auf bestimmte Kernzeiten festgestellt werden, die von Hochschule zu Hochschule variiert. Teilweise lässt sich dies organisatorisch begründen, wenn bspw. fachübergreifende Lehrformen wie bei Plattformmodellen angeboten werden. Ein anderer zu berücksichtigender Faktor ist die steigende Zahl von ProfessorInnen und Dozentinnen, die einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen.
Die Ergebnisse der durchgeführten Flächen- und Raumauslastungsanalysen weisen jedoch darauf hin, dass in den betreffenden Hochschulen ausgeprägte Flächenpotenziale vorhanden sind. Um diese zu nutzen, sind entsprechende steuernde Eingriffe in die Organisation der Flächenverteilung bzw. Raumzuordnung erforderlich.
Hinweis: Das hier vorgestellte Vorgehen wird laufend weiterentwickelt und die Inhalte regelmäßig angepasst. Konkrete Ergebnisse werden nach Veröffentlichung auch hier geteilt.
Ansprechpersonen
Hochschule Mittweida
Professur Nachhaltiges Bauen und Betreiben
Prof. Dr. Anika Möcker
Quellen
Fenner, Henrich. 2010. Bedarf und Auslastung von Hörsälen und Seminarräumen. Hannover.
Fenner, Henrich. 2014a. Hörsäle und Seminarräume: Bestände besser nutzen. Auslastungsuntersuchungen an Hochschulen als Basis eines effektiven Lehrraummanagements. wissenschaftsmanagement:54-57.
Fenner, Henrich. 2014b. Monitoring und Optimierung der Lehrflächenauslastung. Leibnizhaus Hannover.
Gramsch, Wiebke, Fabian Lange, Sara Okun und Jakob Wellbrock. 2020. Morphing the C! Interdisziplinäres Projekt Industrial Design & Facility Management. Analyse der Flächenressourcen. HTW Berlin.
Ruiz, Marcelo. 2017. Flächenplanung in Hochschulen „Down Under“. Bericht über den „TEFMA Space Leadership and the Digital Frontier Workshop” in Brisbane, Australien am 09./10. Mai 2017. Magazin für Hochschulentwicklung:3–5.