HOCH-N:Einführung in den Leitfaden Nachhaltigkeit in der Hochschulforschung

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Ziele und Adressat*innen

Dieser Leitfaden möchte konkrete Inspirationen geben, wie nachhaltigkeitsorientierte Forschung im individuellen wissenschaftlichen Schaffen, an der eigenen Hochschule sowie in einer diversifizierten Hochschullandschaft befördert werden kann, um effektive Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Dabei ist dieser Leitfaden nicht als Blaupause für den idealen Prozess zur Implementierung von nachhaltigkeitsorientierter Forschung an Hochschulen zu verstehen. Er soll vielmehr eine Anregung zur Selbstreflexion bieten, den Einblick in Aktivitäten, die bereits an deutschen Hochschulen stattfinden ermöglichen sowie konkrete Gestaltungspotentiale aufzeigen für die künftige Implementierung nachhaltigkeitsorientierter Forschung an deutschen Hochschulen. Auf der Grundlage dieser Informationen möchte der vorliegende Leitfaden zum gegenseitigen Wissens- und Erfahrungsaustausch sowie wechselseitigen Lernen anregen, wie sich nachhaltigkeitsorientierte Forschung an deutschen Hochschulen weiter befördern lässt.

Der Leitfaden richtet sich folglich an Akteur*innen, die nachhaltigkeitsorientierte Forschung an Hochschulen in Deutschland bereits praktizieren beziehungsweise sich dafür engagieren, Strukturen für die Umsetzung an der eigenen Hochschule zu schaffen. Zudem sollen Akteur*innen angesprochen werden, die sich in Zukunft mit nachhaltigkeitsorientierter Forschung auseinandersetzen. Im Einzelnen sind das:

  • Forschende und Lehrende
  • Forschungsprojekte, Forschungsverbünde, Forschungsinstitute
  • Akteur*innen der Forschungsreferate
  • Entscheidungsträger*innen in der Forschungspolitik
  • Fördergeber*innen
  • Hochschulleitungen, insbesondere Vizepräsident*innen für Forschung
  • Studierende

Konkret möchte der vorliegende Leitfaden einen Beitrag zum Diskurs über das Begriffsverständnis von Nachhaltigkeit und die Rolle von Hochschulforschung für eine Nachhaltige Entwicklung leisten sowie dazu anregen, ein hochschuleigenes Verständnis von Nachhaltigkeit in der Forschung zu entwickeln. Darauf basierend soll anhand eines Überblicks über die aktuelle Landschaft und Vielfalt nachhaltigkeitsorientierter Hochschulforschung in Deutschland die bereits existierende Expertise und Erfahrung aufgezeigt werden, auf die künftige nachhaltigkeitsorientierte Forschung gezielt aufbauen kann. Eine exemplarische Auswahl an Instrumenten, Strategien und Beispielen aus der Forschungspraxis möchte Orientierung und Inspiration bieten, wie sich nachhaltigkeitsorientierte Forschung in der eigenen wissenschaftlichen Tätigkeit, an der eigenen Hochschule wie auch zwischen Hochschulen initiieren, durchführen und ausbauen lässt. Dazu werden vier Gestaltungsfelder als Handlungsbereiche vorgeschlagen, in denen konkrete Maßnahmen zur Förderung nachhaltigkeitsorientierter Hochschulforschung ansetzen können.

Schließlich möchte der Leitfaden das Handlungsfeld Forschung in den gesamtinstitutionellen Kontext von Hochschulen einbetten. Dazu werden bereits intensiv genutzte Schnittstellen zu den Handlungsfeldern Governance, Berichterstattung, Lehre, Betrieb und Transfer an deutschen Hochschulen dargestellt. Anhand ergänzender Entwicklungs- und Kooperationspotentiale möchte der Leitfaden darüber hinaus auch den Diskurs über die künftige Ausgestaltung nachhaltigkeitsorientierter Hochschulforschung anregen.

Entstehung des Leitfadens Dieser Leitfaden adressiert folgende drei Kernfragen:

  • Was bedeutet das normative Konzept der Nachhaltigkeit im Kontext der Hochschulforschung?
  • Welche Expertise und Erfahrung gibt es bereits im Hinblick auf die Implementierung nachhaltigkeitsorientierter Forschung an deutschen Hochschulen?
  • Welche Strategien und Instrumente lassen sich aus konkreten Praxisbeispielen gewinnen, um nachhaltigkeitsorientierte Forschung an Hochschulen zu fördern?


Methodisches Vorgehen

Abbildung 2: Forschungsdesign

Im Arbeitspaket Forschung von HOCH-N wurden dazu drei eng miteinander verzahnte Teilstudien konzipiert und durchgeführt. In Teilstudie (a) wurde ein gemeinsames Nachhaltigkeitsverständnis für die am HOCH-N-Verbund beteiligten Forschenden der elf Verbundhochschulen entwickelt. In Teilstudie (b) wurde die aktuelle Landschaft nachhaltigkeitsorientierter Forschung an deutschen Hochschulen untersucht und in Teilstudie (c) wurden Praxisbeispiele gesammelt, wie sich nachhaltigkeitsorientierte Hochschulforschung in Deutschland befördern lässt → Abbildung 1.

Im Folgenden skizzieren wir kurz das methodische Vorgehen der drei parallelen Teilstudien:


Teilstudie (a)

Für das Nachhaltigkeitsverständnis wurden in einem ersten Schritt die hochschuleigenen Begriffsdefinitionen aller elf an HOCH-N beteiligten Hochschulen zusammengetragen, mit Fachliteratur ergänzt und zu einem ersten integrierten Begriffsverständnis zusammengeführt. Im zweiten Schritt wurde das Nachhaltigkeitsverständnis in einem partizipativen und iterativen Ansatz im Verbund mit Expert*innen zu den Themen Nachhaltigkeit sowie Ethik weiterentwickelt und überarbeitet. Das Nachhaltigkeitsverständnis hat insofern eine empirische Grundlage, berücksichtigt heterogene Dokumente (Nachhaltigkeitsverständnisse der Hochschulen oder auch einzelner Gruppen innerhalb der Hochschulen), ist auf konzeptionelle Kohärenz angelegt und versucht insbesondere die normativen Implikationen von Nachhaltigkeit herauszuarbeiten. Nachhaltigkeit wird in grundlegender Weise als Kritik an einem rein positivistisch verstandenen Konzept von Wissenschaft betrachtet.


Teilstudie (b)

Mit dem Ziel, Forschungsaktivitäten mit Nachhaltigkeitsorientierung an Hochschulen zu identifizieren, zu strukturieren und in ihrer Vielfalt zu beschreiben, wurde auf Basis der wissenschaftlichen Literatur zu nachhaltigkeitsorientierter Forschung ein semi-strukturierter Onlinefragebogen entwickelt. Dieser wurde an alle Vizepräsident*innen für Forschung aller derzeit 399 deutschen Hochschulen per E-Mail versendet mit der Bitte, den Onlinefragebogen an einzelne Forschende mit Nachhaltigkeitsorientierung an ihrer Hochschule weiter zu leiten. Durch diese Strategie konnten im Befragungszeitraum vom 23.04.2018 bis 31.07. 2018 insgesamt 284 Forschende von circa 100 Hochschulen erreicht werden, die den Fragebogen vollständig ausgefüllt haben. Die resultierenden Daten wurden für diesen Leitfaden unter Verwendung deskriptiver Statistiken analysiert. Durch den Erstkontakt über die Vizepräsident*innen für Forschung der jeweiligen Hochschulen und die Selbstselektivität dieser Strategie, können wir auf Basis unserer Onlinebefragung keine repräsentativen Aussagen über die Forschungslandschaft an deutschen Hochschulen treffen. Die Ergebnisse erheben keinen Anspruch auf Repräsentativität, geben jedoch einen ersten Einblick in das Spektrum der vorhandenen Forschungsansätze und -perspektiven und können eine Grundlage für weitere Erhebungen bilden.

Wesentliche Themen des Fragebogens sind: Forschungsschwerpunkte mit Blick auf die Sustainable Development Goals (SDGs), die Rolle von Inter- und Transdisziplinarität sowie Herausforderungen und künftige Entwicklungspotentiale der nachhaltigkeitsorientierten Forschung an der eigenen Hochschule.


Teilstudie (c)

Das Ziel dieser Teilstudie war es, konkrete Gestaltungsfelder und exemplari- sche Instrumente zu identifizieren, um nachhaltigkeitsorientierte Forschung an Hochschulen zu befördern. Auf Basis der Literatur im HOCH-N-Forschungsantrag und der Ergebnispublikationen aus dem Forschungsprojekt „Nachhaltigkeitsmanagement in außeruniversitären Forschungsorganisationen“ (LeNa) sowie weiterer nach dem Schneeballprinzip ausgewählter Fachliteratur wurde eine erste Sammlung an Gestaltungsfeldern zur Implementierung nachhaltigkeitsorientierter Hochschulforschung identifiziert. Diese wurden in teaminternen Diskussionen zu drei wesentlichen Gestaltungsfeldern zusammengefasst: Forschungssetting, Forschungsprozess und Akademische Qualifizierung. Anschließend wurden an insgesamt sieben Hochschulen – an der Leuphana Universität Lüneburg, drei weiteren HOCH-N-Verbundhochschulen, sowie an drei Hochschulen aus dem HOCH-N-Netzwerk – 27 teilstrukturierte Interviews mit ausgewählten Vertreter*innen aus Forschungsreferaten, Nachhaltigkeitsstabsstellen sowie aus Forschung und Lehre durchgeführt, um die Gestaltungsfelder zu validieren und konkrete Praxisbeispiele zu identifizieren. Die Hochschulen wurden so ausgewählt, dass sie ein möglichst breites Spektrum der aktuellen Hochschullandschaft in Deutschland abbilden (bzgl. expliziter Fokussierung auf Nachhaltigkeit, Anzahl der Mitarbeitenden und Studierenden, Budget, Hochschultyp, Gründungsjahr, geografische Lage). Die Auswahl der Interviewpartner*innen erfolgte mit dem Ziel, ein Spektrum der disziplinären Herkunft und des akademischen Qualifizierungsgrads abzubilden, sowie auf ein möglichst ausgewogenes Geschlechterverhältnis zu achten. Anhand der Interviews wurde ein viertes Gestaltungsfeld zum Thema Vernetzung ergänzt. Für jedes der vier Gestaltungsfelder wurden auf Basis der quantitativen und qualitativen Daten je drei bis vier konkrete Instrumente und Strategien ermittelt, wie sich nachhaltigkeitsorientierte Hochschulforschung befördern lässt. Jedes Gestaltungsfeld wird durch zwei Praxisbeispiele illustriert und um forschungspraktische Informationen in Form von Fact Boxes und weiterführender Literatur ergänzt.

Die Arbeit an den drei komplementären Teilstudien wurde durch einen engen interdisziplinären Austausch unter den beteiligten Forschenden der Ludwig-Maximilian-Universität München und der Leuphana Universität Lüneburg begleitet. Zwischenergebnisse wurden anhand gezielter Feedbacks aus dem HOCH-N-Verbund überarbeitet. Die Ergebnisse aus den Teilstudien wurden abschließend im vorliegenden Leitfaden zusammengeführt.


Hier fehlt noch: Anknüpfung an den LeNa Leitfaden


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