Hochschulklimarat
| Hochschulklimarat | |
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| Handlungsfelder | |
Forschung, Betrieb
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| Themenbezug | |
| Stichworte | |
Partizipative Forschung, Beteiligung
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| Zielgruppe | |
Forschende, Forschungsmanagement, Nachhaltigkeitsbeauftragte(r), Wissenschaftliche(r) Mitarbeiter(in)
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| Hochschule | |
| Organisationseinheit | |
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| Website | |
| Projektbezug | |
Transformationspfade (traNHSform)
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1. Zusammenfassung

Der vorliegende Good Practice Guide stellt das Konzept des Hochschulklimarats (HKR) vor, welches im Projekt KlimaPlanReal entwickelt und angewandt wurde. Ein Hochschulklimarat ist ein zeitlich befristetes deliberatives Partizipationsverfahren (vgl. Bürger*innenrat) zur Erarbeitung von Klimaschutzmaßnahmen für eine Hochschule unter Beteiligung aller Mitgliedergruppen. Der Guide beinhaltet die Erfahrungen mit der Anwendung dieses Verfahrens an vier Hochschulen und leitet Empfehlungen für eine Adaption an anderen Hochschulen ab. Zusätzlich wird dargestellt, wie die im HKR erarbeiteten Maßnahmenvorschläge anschließend anhand ihres Impacts zur Treibhausgasreduktion und weiterer Kriterien bewertet wurden, um anschließend Pilotmaßnahmen im Rahmen von Transferlaboren umzusetzen.
1.1 Schnell-Überblick
Vorbereitung
□ Realistische Zeitplanung (ca. 6 Monate Vorbereitung)
□ Informationsbereitstellung zum HKR (Webseite, Newsletter, etc.)
□ Gewinnung von Teilnehmenden
□ Auswahl per Zufallsverfahren unter Berücksichtigung soziodemografischer Merkmale (Hochschul-Mitgliedergruppe, Gender, etc.)
□ Initialkontaktierung eines größeren Personenkreises (mindestens 5- bis 20-fach)
□ Persönliche Ansprache bevorzugen
□ Sicherstellung der Freistellung von Mitarbeitenden und Anerkennung der Leistung von Studierenden
□ Einbindung von Expert*innen
□ Auswahl u.a. basierend auf einer Akteur*innenanalyse (frühzeitige Kontaktaufnahme)
□ Einbindung durch Impulsvorträge (Fachexpert*innen)
□ Einbindung durch Beratungen in den Diskussionsphasen (Umsetzungsexpert*innen)
□ Durchführung durch externe Prozessbegleitung
□ Beauftragung eines neutralen, erfahrenen externen Anbieters zur Moderation
□ Moderationskonzept, Zeitplan und Räumlichkeiten mit Prozessbegleitung klären
□ Transparente Abstimmung der Planung mit der Hochschulleitung
□ Unterstützung der Hochschulleitung sichern (z.B. Schirmherrschaft; Begrüßung)
Ablauf des Hochschulklimarats
In diesem Guide werden zwei Varianten dargestellt:
· Ein zweitägiger Ablauf (Tag 1: Input; Tag 2: Erarbeitung und Priorisierung von Maßnahmen, unterstützt durch Expert*innen). Dies entspricht dem tatsächlichen Ablauf im Projekt KlimaPlanReal.
· Ein viertägiger Ablauf (Tag 1: Input, Tag 2: Erarbeitung von Maßnahmen, Tag 3: Überarbeitung von Maßnahmen, unterstützt durch Expert*innen, Tag 4: Priorisierung von Maßnahmen). Dies ist der Ablauf, welcher auf Basis der Projekterfahrungen im Folgeprojekt KlimaPlanReal-intensified angestrebt wird.
Nachbereitung
□ Transparenz über den weiteren Prozess in der Hochschulöffentlichkeit
□ Verschriftlichung als KlimaPlan / Gutachten, dabei Konsultation mit den HKR-Teilnehmenden
□ Abschluss mit der offiziellen Überreichung der KlimaPläne an die Leitung / legitimierte Gremien
□ Integrierte Bewertung und Auswahl von Pilotmaßnahmen
□ Auswahlkriterien umfassen CO₂-Einsparungen, Umsetzungsdauer, Umsetzungskosten, Wartungskosten, HKR-Priorisierung, Parallelprozesse und Zusatznutzen
□ Auswahlkriterien und -prozess transparent machen
□ Rückkopplung mit der Hochschulleitung vor der Umsetzung einer Maßnahme
□ Maßnahmen umsetzen, z. B. in Transferlaboren (Good Practice Guide: Transferlabor)
2. Grundideeen
Klimabürger*innenräte und auch der Hochschulklimarat (HKR) folgen der Idee der Planungszelle. Planungszellen nach Dienel (1997) bieten einen Rahmen, um deliberative Prozesse gezielt zu initiieren.
„Die Planungszelle ist eine Gruppe von Bürgern, die nach einem Zufallsverfahren ausgewählt und für begrenzte Zeit von ihren arbeitstäglichen Verpflichtungen vergütet freigestellt worden sind, um, assistiert von Prozessbegleitern, Lösungen für vorgegebene, lösbare Planungsprobleme zu erarbeiten.“ (Dienel[SC1] , 1997, S. 74)
Zentraler Aspekt der Planungszelle ist ein formalisierter Gruppenprozess, der ermöglicht, dass die Gruppe zu einer gemeinsam erarbeiteten Entscheidung gelangen kann. Dazu ist es nötig, dass Teilnehmende kontinuierlich an den Terminen teilnehmen. Diese Teilnahme ist befristet, um einerseits den Teilnehmenden einen Perspektivwechsel in die Rolle als Planer*in zu ermöglichen und andererseits eine Entfremdung oder die Entwicklung von Eigeninteressen (wie es bei Berufsplaner*innen vorkommen kann) zu verhindern (Matthies & Blöbaum, 2008). Die Beteiligten werden unter Berücksichtigung von soziodemografischen Merkmalen per Zufall ausgewählt und für den Zeitraum des Planungsverfahrens in unterschiedlicher Form entschädigt. Dadurch soll eine möglichst gute Repräsentation der betroffenen Personengruppen abgebildet werden (Matthies & Blöbaum, 2008) und die erarbeiteten Ergebnisse demokratisch legitimiert werden (Bürgerrat Klima, 2021).
Um der diversen Zusammensetzung der Gesamtgruppe gerecht zu werden, muss durch die Bereitstellung von gezielt aufbereiteten Hintergrundinformationen eine vergleichbare Informiertheit aller sichergestellt werden. Zudem muss die aktive Beteiligung aller und ein konstruktiver, wertschätzender Umgang miteinander durch eine professionelle, unabhängige Prozessbegleitung und die Organisation der Planungszelle sichergestellt werden (Matthies & Blöbaum, 2008). Es werden Expert*innen in den Prozess miteingebunden, die einen Überblick zum Thema geben und mehrere Standpunkte darstellen, um einer einseitigen Beeinflussung von Entscheidungen entgegenzuwirken.
Die Ergebnisse einer Planungszelle werden anschließend in einem Gutachten (im Projekt KlimaPlan genannt) mit entsprechenden Reflexionen und Empfehlungen festgehalten.