HOCH-N:Anwendungsbeispiele für die Reflexion nachhaltigkeitsrelevanter Aspekte

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Anwendungsbeispiele für die Reflexion nachhaltigkeitsrelevanter Aspekte

Im Rahmen von drei Workshops, die in den Jahren 2019 und 2020 durchgefŸührt wurden, nutzten wir die Reflexion als Tool, um an die jeweils bestehenden NachhaltigkeitsbemŸühungen in der Forschung anzuknüŸpfen und neue Impulse zur stŠärkeren Verankerung von Nachhaltigkeit in der Forschung an der Hochschule mit den Teilnehmenden zu erarbeiten.

Fachhochschule Nordwestschweiz:

Die Fachhochschule Nordwestschweiz umfasst neun Hochschulen an vier Standorten in den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Land, Solothurn und Aargau. Am Workshop teilgenommen haben 13 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus fŸnf Hochschulen und die Koordinatorin fŸr Nachhaltigkeit, die zu der Veranstaltung eingeladen hatte.

Die Arbeit an der Fachhochschule ist in erster Linie geprŠgt von umfangreichen, disziplinŠr verankerten LehrtŠtigkeiten. Die strukturellen Rahmenbedingungen sind stringent und lassen wenig Spielraum fŸr nicht Projekt gebundene TŠtigkeiten in einem querschnittsorientierten Kontext. Die Fachhochschule besitzt kein Leitbild mit Nachhaltigkeitsbezug, unterhŠlt jedoch eine Koordinationsstelle Nachhaltigkeit in Teilzeit. Der Workshop war geprŠgt von einem gro§en Interesse, Nachhaltigkeitsinitiativen kennenzulernen und voranzubringen.

Ludwig-Maximilian-UniversitŠt:

Die Ludwig-Maximilian-UniversitŠt in MŸnchen zŠhlt zu den grš§ten UniversitŠten Deutschlands und kann auf eine fast 550 jŠhrige Geschichte zurŸckblicken. Die forschungsstarke Hochschule ist seit mehreren Runden Teil der Exzellenzinitiative und gehšrt auch aktuell zu den zehn ExzellenzuniversitŠten in Deutschland. Der Einladung zum Workshop, der im Namen des HochN-Projektes stattfand, folgten 18 Mitarbeitende der Hochschule aus Forschung und Verwaltung.

Im Leitbild der LMU wird die Lšsung gesellschaftlicher Probleme und die fachŸbergreifende Zusammenarbeit thematisiert, ohne dass das Konzept der Nachhaltigkeit benannt wird. An der UniversitŠt wird das Netzwerk LMUgrŸn unterhalten. Die Teilnehmenden spiegelten die starke disziplinŠre Verankerung ihrer Forschung in den Diskussionen wieder und vermittelten einen Bedarf an einem stŠrkeren Austausch untereinander. Zudem wurde kritisiert, dass die Fšrderprogramme, die fŸr die LMU von gro§er Bedeutung sind, fŸr eine Nachhaltigkeitsintegration unzureichend fšrderlich sind.

Leuphana UniversitŠt LŸüneburg:

Die Leuphana UniversitŠt LŸneburg mit ihren ca. 8000 Studierenden zŠhlt eher zu den kleinen UniversitŠten.Ê Die forschungsstarke Hochschule unterhŠlt die vier FakultŠten Kulturwissenschaften, Bildung, Wirtschaft und Nachhaltigkeitswissenschaften. Am Workshop, der Ÿber das Projekt HochN ausgerichtet wurde und an dem elf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den vier FakultŠten teilnahmen, ging es mit Schwerpunkt um Handlungsmšglichkeiten fŸr eine intensivere hochschulinterne und fakultŠtsŸbergreifende Zusammenarbeit zwischen den Kolleginnen und Kollegen aus allen FakultŠten.

Das PrŠäsidium der Leuphana versteht Nachhaltigkeit als wichtiges Merkmal der Hochschule. Das Konzept ist im Leitbild der Hochschule verankert, es gibt eine eigens der Nachhaltigkeit gewidmete FakultŠt und im PrŠsidium ist eine Stelle einer Nachhaltigkeitsbeauftragten angesiedelt. Die Hochschule verfŸgt Ÿber zahlreiche Strukturen zur Verankerung von Nachhaltigkeit in Forschung und Lehre. Im Workshop wurde diskutiert, wie deren Potenzial besser genutzt werden kann.

Allgemeine Beobachtungen: Gemeinsamkeiten & Unterschiede In den Workshops wurden grundsŠtzlich zwei Ebenen angesprochen, i) die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in Forschungsvorhaben auf individueller Ebene und ii) die Gestaltung nachhaltigkeitsorientierter Forschungspraxis (Fšrderung inter- und transdisziplinŠrer Arbeitsweisen in der Hochschule). An allen drei Hochschulen wurde der Wunsch nach stŠrkerer Anbindung untereinander, d.h. zwischen den Forschenden einer Hochschule artikuliert. Es besteht ein gro§es gegenseitiges Interesse herauszufinden, wer woran forscht, um sich ein Bild Ÿber die Forschungslandschaft der Hochschule zu verschaffen und um gegebenenfalls in einen Austausch zu gehen. Dabei geht es weniger um die Forschungsergebnisse allein, sondern auch um Anwendungen hinsichtlich nachhaltigkeitsorientierter Gestaltung des Forschungsbetriebes.Ê


Dabei wurden hinterfragt, wie eine thematische und methodische AnknŸpfung gelingen kann. Wie kšnnen die Sustainable Development Goals als Orientierungsrahmen unterstŸtzen und wo sind deren Grenzen? Die Zielsetzungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie eher generisch aufgestellt, in einem engen WirkungsgefŸge miteinander vernetzt sind und sie vor allem in ihrer Gesamtheit als Orientierungsrahmen dienen sollen. Auch die Frage, wie unterschiedliche methodische Herangehensweisen der verschiedenen Fachbereiche synergetisch genutzt werden kšnnen, kam mehrfach zur Sprache. Es wurde sehr deutlich, dass ein Bedarf nach einer synergetischen Integration wissenschaftlicher Vertiefungen vorhanden ist, der Weg dahin aber eine HŸrde darstellt.

Als mšgliche strukturelle LšsungsansŠtze wurden vorhandene soziale Medien, Datenbanken oder interaktive Landkarten diskutiert. Zwar gibt es eine Vielzahl dieser Plattformen, wie beispielsweise ResearchGate oder pure, jedoch werden diese nicht ausreichend fŸr den genannten Zweck genutzt. Welche Formate sich bewŠhren, um diese ãAnschlussÒ-Leistung zu erbringen, gilt es in weiteren Schritten zu prŸfen und zu testen.

Eine AnknŸpfung kann ebenso Ÿber Netzwerke der Forschenden erfolgen. Offengelegte Netzwerke machen gemeinsam bestehende Kooperationspartner transparent und es ist gut nachvollziehbar, welche Kollegin/ welcher Kollege mit zukŸnftig gewŸnschten Kooperationspartnern bereits im Austausch steht. Die fŸr die Workshops abgefragten Netzwerke gaben hierfŸr erste Hinweise, bedŸrfen aber einer Anwendung in einem konkreteren Kontext, um ihr Potenzial gŠnzlich auszuschšpfen und die Netzwerke in ihrem Umfang zielgerichtet eingrenzen zu kšnnen. Bei den Workshop-Teilnehmenden wurden die Mšglichkeiten einer Netzwerkdarstellung positiv aufgenommen.

Dem offensichtlichen BedŸrfnis der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stŠrker zusammenzuarbeiten, sich intensiver zu vernetzen und an fachŸbergreifenden Projekten beteiligt zu sein, steht die Herausforderung einer sehr hohen Auslastung gegenŸber. Wie balanciert man unter dieser Bedingung den Anspruch aus, Synergien durch einen fachŸbergreifenden Austausch entstehen zu lassen bei gleichbleibender notwendiger Arbeit in der eigenen Disziplin.

Wissenschaftspolitische Rahmenbedingungen wurden als zentrale Ausgangsvoraussetzung fŸr die Integration von Nachhaltigkeit in der Forschung geschildert. Dies betrifft sowohl die Fšrderprogrammatik auf nationaler Ebene als auch jene auf Ebene der hochschuleigenen Politik. Mšglichkeiten zur Nachhaltigkeitsorientierung in der Forschung werden entscheidend dadurch geprŠgt, dass Mittel zur VerfŸgung stehen oder eben nicht.

Die beschriebene Ausganssituation, die sich durch hochschulpolitische Trends und Zielsetzungen sowie Ressourcenknappheit auszeichnet, lie§ bestehende Prozesse und Strukturen an den Hochschulen in den Fokus der Diskussionen rŸcken. Demnach kann eine Hochschulverwaltung wesentlich zur Fšrderung von nachhaltigkeitsorientierter Forschung beitragen, indem Fšrderprogramme mit Nachhaltigkeitsbezug gezielt recherchiert werden und die entsprechenden Infos direkt an die Forschenden weitergeleitet werden. Ein weiteres Beispiel ist das Schaffen von Vernetzungsangeboten z.B. als Veranstaltungen oder die Anpassung von Datenbanken. DarŸber hinaus kann an bestehende Initiativen und Fšrderprogramme angeknŸpft werden. Die Rolle von Forschungszentren, die in der Regel fakultŠtsŸbergreifend in der Hochschulorganisation angesiedelt sind und daher gro§es Potenzial fachŸbergreifender AnknŸpfung bieten, sollte stŠrker ausgearbeitet werden, um einen sichtbaren Beitrag leisten zu kšnnen.

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