Nachhaltigkeitsmanagement in der Praxis, Workshop, BMBF-Symposium 2023
Anhand von drei zentralen Fragen wurden in dem Workshop die Erfahrungen zu gelingenden Prozessen für eine nachhaltige Entwicklung innerhalb der Hochschulen zusammengetragen.
Nachhaltigkeitsmanagement in der Praxis, Workshop, BMBF-Symposium 2023 | |
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Datum | 2023-06-07 |
Workshop Nummer | 1 |
Workshopleitung | Dr. Silke Rühmland & Dr. Karen Kastner (Projekt: KlimaPlanReal, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg) & Dr. Cornelia Kühn (Projekt: REKLINEU, Julius-Maximilians-Universität Würzburg) |
Themenschwerpunkte | Nachhaltigkeitsmanagement, Governance, Strategisches Management |
Dateien | BMBF Sym 2023 Impulsvortrag Cornelia Kühn.pdf |
Hintergrund und zentrale Fragestellungen
Anhand von drei zentralen Fragen wurden in dem Workshop die Erfahrungen zu gelingenden Prozessen für eine nachhaltige Entwicklung innerhalb der Hochschulen zusammengetragen. Ausgehend von der aktuellen Situation an der Hochschule (starre Strukturen, fehlende Gelder, Arbeitsüberlastung der Mitarbeitenden etc.) wurde gefragt:
- Wo muss der Impuls für das Nachhaltigkeitsmanagement an der Hochschule herkommen - Bottom-up oder Top-down?
- Welche Governancestrukturen (Gremien, Stellen) an Hochschulen führen zu mehr sozialer, ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit?
- Wie kann es gelingen, alle Mitarbeitenden aus allen Statusgruppen im Bereich der Nachhaltigkeit zu einer Mitgestaltung zu aktivieren und wie können ggf. diese informellen Beteiligungsprozesse an Hochschulen in formelle Prozesse integriert werden?
Ziel des Workshops war es, die Umsetzbarkeit von Initiativen, die Wirksamkeit von Veränderungen und die Verstetigung von gelungenen Prozessen hin zu einer Aktivierung der Mitarbeitenden für eine nachhaltige Entwicklung der Hochschulen zu erkunden.
Ablauf und Inhalte
- kurze Vorstellungsrunde der Workshopleitenden mit Name und Hochschule/Projekt
- kurze Impulsvorträge durch die Leiterinnen Dr. Silke Rühmland und Dr. Cornelia Kühn zum Prozess der Implementierung und Etablierung nachhaltiger Prozesse an den jeweiligen Hochschulen (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und Julius-Maximilians-Universität Würzburg – siehe Folien)
- strukturierter Erfahrungsaustausch dazu im World Café-Format an zwei getrennten Tischen anhand der Fragen 2 und 3:
- Tisch 1: Erfahrungen mit erfolgreicher Aktivierung von Mitgliedergruppen sowie der Verzahnung von informeller und formeller Beteiligung
- Tisch 2: Erkenntnisse bzgl. Governancestrukturen an den Hochschulen
- Wechsel der Gruppen nach 30 min.
- Abschluss: Ergebnisse wurden zusammengetragen und im Plenum vorgestellt.
Kernpunkte aus den Impulsvorträgen
- Impulsvortrag Dr. Silke Rühmland (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg), siehe Folien
- Darstellung der Etablierung des Nachhaltigkeitsbüros, sowie zentrale Governanceprozesse
- Mehr Informationen unter www.nachhaltigkeit.ovgu.de
- Mehr Informationen zur Senatskommission Klima unter https://www.ovgu.de/klimakommission
- Impulsvortrag Dr. Cornelia Kühn (Julius-Maximilians-Universität Würzburg), siehe Folien
- Darstellung der Etablierung nachhaltiger Prozesse an der JMU Würzburg seit 2012
- Gründung des Nachhaltigkeitslabors der JMU Würzburg – WUELab https://go.uniwue.de/wuelab
- Erläuterung der Transformationsexperimente am WueLAB
Kernpunkte aus der Diskussion im Workshopplenum
Es braucht sowohl top-down als auch bottom-up-Strukturen, um eine Kultur der Nachhaltigkeit an den Universitäten und Forschungseinrichtungen zu etablieren. Eine breite Diskussion zu Nachhaltigkeit führt dabei zu Aufmerksamkeit und Motivation aller Statusgruppen. Die anstehenden Probleme müssen aber in klare Aufträge formuliert und konkrete Personen damit beauftragt werden, damit ein Lösungsprozess beginnen kann.
Tisch 1: Wie kann es gelingen, alle Mitarbeitenden aus allen Statusgruppen im Bereich der Nachhaltigkeit zu einer Mitgestaltung zu aktivieren und wie können ggf. diese informellen Beteiligungsprozesse an Hochschulen in formelle Prozesse integriert werden?
- Übergreifende Ansätze gelungener Aktivierung umfassten v.a. Budgets für Klimaschutzprojekte/Nachhaltigkeits-Fonds, Nachhaltigkeits-AGs/Gremien und ein statusgruppenübergreifendes Umsetzen von Aktivitäten zum Klimaschutzkonzept o.Ä.; ein Beispiel lag auch in dem Ausrufen des Klimanotstandes an einer Hochschule.
- Hinsichtlich der Aktivierung spezifischer Statusgruppen fiel auf, dass bisher vor allem die Zielgruppe der Studierenden mit entsprechenden Angeboten adressiert werden. Beispiele dafür sind etwa progressive Einführungswochen/alternative Orientierungstage oder ökosoziale Hochschultage, darüber hinaus studentische Umweltinitiativen (TU Dresden) oder das Nachhaltigkeitszertifikat (Uni Magdeburg). Wissenschaftliches Personal findet Aktivierung eher über die eigene Forschungsarbeit – es wurde jedoch diskutiert, über Fakultäten weitere Aktivitäten zu starten, z.B. über übergreifende sustainability policies, Netzwerkgründungen oder Maßnahmen, die eine höhere Identifikation für wissenschaftliche Mitarbeiter*innen mit der Institution anstoßen könnten. Über Netzwerke oder eigene Umweltmanagementsysteme (z.B. EMAS) als formaler Prozess können auch etwa das wissenschaftsunterstützende Personal oder Professor*innen aktiviert werden, gerade für diese Zielgruppen sind aber kaum Beispiele bisher bekannt.
- Die Integration informeller Beteiligung in formelle Prozesse funktioniert bisher sowohl top-down (z.B. Einrichtung von Kommissionen durch Hochschulleitung) als auch bottom-up (z.B. Gründung eines Nachhaltigkeitsbüros als studentische Initiative, die in eine formelle Stelle überführt wurde; Senatswahl durch Themenbezug; einer studentischen Initiative für einen Preis für nachhaltige Abschlussarbeiten). Übergeordnet werden jedoch noch Dokumentations-Systeme (personenunabhängig, langfristig) oder Wikis benötigt und weitere Netzwerke (z.B. Hochschulpakt, Austauschorte) um solche Prozesse noch besser in die Breite diffundieren zu können.
- Bei einer Zielsetzung muss es durch formelle Prozesse gewährlistet werden, dass eine Organisationseinheit/ Person für bestimmte Maßnahmen verantwortlich ist und die nötigen Ressourcen dafür erhält.
Tisch 2: Welche Governancestrukturen (Gremien, Stellen) an Hochschulen führen zu mehr sozialer, ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit?
- informelle Strukturen und eine breite Diskussion sind wichtig, um die intrinsische Motivation zu fördern, alle Statusgruppen mit einzubinden und Aufmerksamkeit zu schaffen (z.B. Runder Tisch zu Nachhaltigkeit / Rat für Nachhaltigkeit etc.) – führt aber meist nicht zur Umsetzung
- daher: für die strategische Lösung von anstehenden Problemen, sollten klare Aufgaben formuliert und konkrete Personen damit beauftragt werden
- dafür Change Agents nutzen – engagierte Vizepräsident*innen, Profs, WiMis, Verwaltungsmitarbeitende
- hilfreiche Tools: Nachhaltigkeit im Leitbild der Hochschule, Mitgliedschaft in Nachhaltigkeitsnetzwerken, EMAS-Zertifizierung o.ä., Nachhaltigkeitskonzept
- Vorschläge: Standards ändern (Recycling-Papier, veganes/vegetarisches Essen, Zug statt Flug etc.); Anreize schaffen (Nachhaltigkeitspreis, Benennung und Förderung von Nachhaltigkeit in Forschungsprojekten, BNE in der Lehre als Co-Teaching ermöglichen etc.); kleine sichtbare Projekte schaffen (Ecosia als Standardprogramm, Trinkbrunnen auf den Campus, Campusgarten etc.)
Weiterführende Fragestellungen der Diskussion
Manchmal kann die Einführung nachhaltiger Standards zu kontraproduktiven Prozessen führen, z.B. wenn die Uni alle Flüge kompensiert, führt es nicht zur Reduzierung der Flüge durch die Uniangestellten.
Weiterführende Informationen
Präsentationen:
- Folien Impulsvortrag, Cornelia Kühn, Julius-Maximilians-Universität Würzburg
- Folien Impulsvortrag, Silke Rühmland, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg
Links:
- Nachhaltigkeitslabors der JMU Würzburg – WUELab go.uniwue.de/wuelab
- Nachhaltigkeitsbüro der OVGU Magdeburg – NHB www.nachhaltigkeit.ovgu.de