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Im Rahmen einer Projektarbeit zur Förderung der Biodiversität auf dem Campus der Hochschule Mittweida haben sich Studierende des  Masterstudiengangs „Industrial Management“,  im Modul „Nachhaltige Qualität im Gebäude & Quartier“ im Sommersemester 2024 mit der Konzeption eines Insektenturms beschäftigt Im Rahmen der Nacht der Wissenschaft wurden die Ergebnisse des Moduls der interessierten Öffentlichkeit präsentiert.  
 
Im Rahmen einer Projektarbeit zur Förderung der Biodiversität auf dem Campus der Hochschule Mittweida haben sich Studierende des  Masterstudiengangs „Industrial Management“,  im Modul „Nachhaltige Qualität im Gebäude & Quartier“ im Sommersemester 2024 mit der Konzeption eines Insektenturms beschäftigt Im Rahmen der Nacht der Wissenschaft wurden die Ergebnisse des Moduls der interessierten Öffentlichkeit präsentiert.  
  
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== Standortwahl ==
 
== Standortwahl ==
 
Für die Standortwahl auf dem Campus der Hochschule Mittweida waren sowohl die Anforderungen der  Wildbienen und anderen Insekten an ihren Lebensraum als auch logistische Anforderungen an den Aufbau des Insektenturms maßgeblich.
 
Für die Standortwahl auf dem Campus der Hochschule Mittweida waren sowohl die Anforderungen der  Wildbienen und anderen Insekten an ihren Lebensraum als auch logistische Anforderungen an den Aufbau des Insektenturms maßgeblich.
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=== Anforderungen an Lebensräume ===
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Damit der Insektenturm angenommen wird, spielt das Umfeld eine wichtige Rolle. Für Wildbienen ist die Zugänglichkeit zu Nistplätzen, Nahrungsquellen und Materialentnahmestellen maßgebend. Es ist entscheidend, dass diese Bereiche räumlich eng beieinander liegen, idealerweise in einer Entfernung von nicht mehr als 200 bis 300 Metern. Diese räumliche Nähe ist ein ausschlaggebender Faktor für das Vorkommen der meisten Arten.<sup>1</sup>
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Die Dreieinigkeit aus Nistplätzen, Nahrungsquellen und Materialentnahmestellen kann zum Teil vom Insektenturm abgedeckt werden. Er selbst kann und soll als Nistmöglichkeit genutzt werden und sollte Kleinstrukturen wie Totholz, Steinhaufen und Trockenmauern aufweisen. Zudem sollte er auch Rohstoffe zum Ausbau der Brutröhren mitbringen, wie beispielsweise Wasser, Lehm und Sand.<sup>1</sup>
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Übrig bleiben die Nahrungsquellen, die das Umfeld mitbringen muss. Darunter zählt ein artenreiches Angebot heimischer Blütenpflanzen über die gesamte Vegetationsperiode.<sup>1</sup>
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=== Logistische Anforderungen ===
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Neben den Lebensraumanforderungen sind auch logistische Anforderungen von Bedeutung. Der Standort muss gut erreichbar sein, damit die Baumaterialien vor Ort transportiert bzw. geliefert werden können. Außerdem wäre ein Strom- und Wasseranschluss ideal. Die Zugänglichkeit spielt auch für spätere regelmäßige Wartungs- und Pflegearbeiten eine bedeutende Rolle.
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== Standortwahl auf[MB1] dem HSMW-Campus ==
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Um einen möglichen Standort auf dem Campus der Hochschule Mittweida zu finden, wurde eine Standortanalyse durchgeführt. Es wurde nach geeigneten Grünflächen gesucht, die Lebensraumanforderungen sowie logistische Anforderungen erfüllen.
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1. Blühwiese
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Der erste mögliche Standort befindet sich zwischen Haus 39 und Haus 42 der Hochschule Mittweida. Dort erstreckt sich auf einer Fläche von 3000 m² eine artenreiche Blühwiese, dessen vielfältiges Blütenangebot als Nahrungsquelle dienen kann. Am Standort gibt es bereits vorhandene Nisthilfen, die gut angenommen werden.
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2. angrenzende Grünfläche zur Blühwiese
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Ein weiterer potenzieller Standort stellt eine an die Blühwiese grenzende Grünfläche dar. Auf dieser befindet sich aktuell ein Extensivrasen. Die Grünfläche erfüllt nicht direkt die Anforderungen an den Lebensraum für Bienen, aber sie profitiert von der benachbarten Blühwiese. Somit befinden sich das Nahrungsangebot und Kleinstrukturen in naher Umgebung. Um den Standort in Betracht zu ziehen, sollte die Rasenpflege auf der Grünfläche verringert werden.
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3. (angrenzende) Grünflächen zum Findlingspark bei Haus 6
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Weitere in Betracht gezogene Standorte befinden sich in der Nähe von Haus 6 und dem Studentenclub. Diese Grünflächen integrieren alte Baumbestände und Kleinstrukturen, durch den sich in der Nähe befindenden Findlingspark. Jedoch bleibt ein vielfältiges Blühpflanzenangebot aus.  Um den Standort in Betracht zu ziehen, ist die Implementierung von weiterführenden Maßnahmen wichtig, wie beispielsweise die Integration eines Blühstreifens. Außerdem sollte die Rasenpflege verringert werden.
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4. Grünfläche bei der Mensa
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Der letzte in Betracht gezogene Standort stellt die bisher extensive Rasenfläche hinter der Mensa dar. Die Lage ist etwas abseits und ruhig. Es befinden sich viel Busch- und Strauchwerk sowie Bäume in naher Umgebung. Jedoch findet sich auch hier kein vielfältiges Blühpflanzenangebot. Somit sind weiterführende bzw. vorbereitende Maßnahmen notwendig, wie die Integration eines Blühstreifens. Außerdem sollte die Rasenpflege verringert werden.
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== Nisthilfen für Wildbienen ==
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Die Wahl der richtigen Nisthilfen war schwerer als gedacht. Es kursieren viele Irrtümer über das richtige Nistmaterial.
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Die Hälfte der Wildbienenarten gräbt Nester in den Erdboden, häufig an offenen Stellen sandiger oder lockerer Böden sowie an Lösswänden und in unzementierten Fugen und Ritzen. Etwa 25% der Wildbienen parasitieren als Kuckucksbienen bei anderen Arten, indem sie deren Nester nutzen und ihre eigenen Eier dort ablegen. Einige wenige Arten nagen ihre Gänge selbst in Totholz oder in markhaltige Stängel. Darüber hinaus nutzen etwa 19% der Wildbienen bereits vorhandene Hohlräume, die sie vor allem mithilfe von selbst angefertigten Nisthilfen erreichen.<sup>2</sup>

Version vom 18. Oktober 2024, 15:03 Uhr

Insektenturm als Maßnahme zur Förderung der Biodiversität auf dem Campus der Hochschule Mittweida

Baldin/Sandkasten
Kurzbeschreibung Insektenturm als Maßnahme zur Förderung der Biodiversität auf dem Campus der Hochschule Mittweida
Handlungsfelder Bildung für Nachhaltige Entwicklung
Themen Nachhaltigkeit, Lehre
Hochschule Hochschule Mittweida - University of Applied Sciences
Organisationseinheit WaNdel!4
Zielgruppe Lehrende, Studierende, Interessierte Öffentlichkeit



Einführung

Im Rahmen einer Projektarbeit zur Förderung der Biodiversität auf dem Campus der Hochschule Mittweida haben sich Studierende des  Masterstudiengangs „Industrial Management“,  im Modul „Nachhaltige Qualität im Gebäude & Quartier“ im Sommersemester 2024 mit der Konzeption eines Insektenturms beschäftigt Im Rahmen der Nacht der Wissenschaft wurden die Ergebnisse des Moduls der interessierten Öffentlichkeit präsentiert.

Ziele

Ziel des Projekts war die selbstständige Erarbeitung und Planung eines Insektenturms (inkl. Standortanalyse, Nisthilfen, Materialien, Konstruktion) sowie der Bau eines Prototyps in Miniaturgröße. Übergeordnetes Ziel war darüber hinaus die Umsetzung des Insektenturms auf dem Hochschulcampus – aufgrund längerdauernder Genehmigungsprozesse konnte diese Umsetzung jedoch bislang leider nicht erfolgen.

Wichtige Lernziele des Projekts stellten unter anderem die logische und nachvollziehbare Herangehensweise an komplexe Aufgabenstellungen, die selbstständige Beschäftigung mit dem Thema der Integration von Biodiversität in Städten, das Verständnis für konstruktive und statische Ansätze sowie Kreativität und handwerkliche Geschicklichkeit dar.

Der Insektenturm

Ein Insektenturm ist ein turmartiges Gebilde aus natürlichen Materialien wie Lehm, Holz und Steinen, das zahlreiche Brut- und Nistmöglichkeiten für verschiedene Insekten bereithält und sich aufgrund der natürlichen Baumaterialien in eine Naturlandschaft einfügt.

Abbildung 1: Insektenturm im Landgut Holzdorf (eigene Aufnahme)

Mindestanforderungen an den Insektenturm sind:

  • natürliche Materialien
  • einfache Bauweise
  • Standsicherheit
  • Rückbaubarkeit  
  • Wartungsarmut
  • Nähe zu Insektennahrung
  • Zugänglichkeit (aus logistischen Gründen)
  • Sinnvolle Nist- und Bruthilfen

Insektenauswahl

Um den Insektenturm bestmöglich auf die Bedürfnisse seiner Bewohner anzupassen, ist eine vorherige Eingrenzung der Bewohner notwendig. Dabei haben wir uns besonders auf Wildbienen fokussiert, die im Folgenden vorgestellt werden.

Wildbienen

Wildbienen spielen eine essenzielle Rolle bei der Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen. Durch ihre Bestäubungsleistung tragen sie wesentlich zur natürlichen Artenvielfalt und zur Erzeugung von Obst, Gemüse und anderen lebenswichtigen Nutzpflanzen bei, die sowohl für die menschliche Ernährung als auch für die Nahrungskette der Tierwelt unverzichtbar sind. Wildbienen sind daher ein unverzichtbarer Bestandteil des Ökosystems. Trotz ihrer enormen Bedeutung sind Wildbienen zunehmend stark gefährdet. Von den etwa 590 Arten, die in Deutschland leben, stehen seit 2011 die Hälfte auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Diese Gefährdung resultiert hauptsächlich aus der Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume. Dies geschieht durch die Intensivierung landwirtschaftlicher Anbaumethoden, dem Einsatz von Pestiziden, Überdüngung, Flächenversiegelung, Vergrasung der Nahrungshabitate und der Verbreitung von Krankheitserregern. Infolgedessen ist es dringend erforderlich, Maßnahmen zum Schutz ihrer Lebensräume und Lebensgrundlagen zu ergreifen.1

Weitere Bewohner

Neben den Wildbienen soll unser Insektenturm auch für weitere Insekten von Vorteil sein. Darunter beispielsweise Marienkäfer, Ohrwürmer, Lehmwespen und die Florfliegen.

Standortwahl

Für die Standortwahl auf dem Campus der Hochschule Mittweida waren sowohl die Anforderungen der  Wildbienen und anderen Insekten an ihren Lebensraum als auch logistische Anforderungen an den Aufbau des Insektenturms maßgeblich.

Anforderungen an Lebensräume

Damit der Insektenturm angenommen wird, spielt das Umfeld eine wichtige Rolle. Für Wildbienen ist die Zugänglichkeit zu Nistplätzen, Nahrungsquellen und Materialentnahmestellen maßgebend. Es ist entscheidend, dass diese Bereiche räumlich eng beieinander liegen, idealerweise in einer Entfernung von nicht mehr als 200 bis 300 Metern. Diese räumliche Nähe ist ein ausschlaggebender Faktor für das Vorkommen der meisten Arten.1

Die Dreieinigkeit aus Nistplätzen, Nahrungsquellen und Materialentnahmestellen kann zum Teil vom Insektenturm abgedeckt werden. Er selbst kann und soll als Nistmöglichkeit genutzt werden und sollte Kleinstrukturen wie Totholz, Steinhaufen und Trockenmauern aufweisen. Zudem sollte er auch Rohstoffe zum Ausbau der Brutröhren mitbringen, wie beispielsweise Wasser, Lehm und Sand.1

Übrig bleiben die Nahrungsquellen, die das Umfeld mitbringen muss. Darunter zählt ein artenreiches Angebot heimischer Blütenpflanzen über die gesamte Vegetationsperiode.1

Logistische Anforderungen

Neben den Lebensraumanforderungen sind auch logistische Anforderungen von Bedeutung. Der Standort muss gut erreichbar sein, damit die Baumaterialien vor Ort transportiert bzw. geliefert werden können. Außerdem wäre ein Strom- und Wasseranschluss ideal. Die Zugänglichkeit spielt auch für spätere regelmäßige Wartungs- und Pflegearbeiten eine bedeutende Rolle.

Standortwahl auf[MB1] dem HSMW-Campus

Um einen möglichen Standort auf dem Campus der Hochschule Mittweida zu finden, wurde eine Standortanalyse durchgeführt. Es wurde nach geeigneten Grünflächen gesucht, die Lebensraumanforderungen sowie logistische Anforderungen erfüllen.

Abbildung 2: Blühwiese hinter Haus 39

1. Blühwiese

Der erste mögliche Standort befindet sich zwischen Haus 39 und Haus 42 der Hochschule Mittweida. Dort erstreckt sich auf einer Fläche von 3000 m² eine artenreiche Blühwiese, dessen vielfältiges Blütenangebot als Nahrungsquelle dienen kann. Am Standort gibt es bereits vorhandene Nisthilfen, die gut angenommen werden.

2. angrenzende Grünfläche zur Blühwiese

Abbildung 3: Grünflächen um den Studentenclub

Ein weiterer potenzieller Standort stellt eine an die Blühwiese grenzende Grünfläche dar. Auf dieser befindet sich aktuell ein Extensivrasen. Die Grünfläche erfüllt nicht direkt die Anforderungen an den Lebensraum für Bienen, aber sie profitiert von der benachbarten Blühwiese. Somit befinden sich das Nahrungsangebot und Kleinstrukturen in naher Umgebung. Um den Standort in Betracht zu ziehen, sollte die Rasenpflege auf der Grünfläche verringert werden.

3. (angrenzende) Grünflächen zum Findlingspark bei Haus 6

Weitere in Betracht gezogene Standorte befinden sich in der Nähe von Haus 6 und dem Studentenclub. Diese Grünflächen integrieren alte Baumbestände und Kleinstrukturen, durch den sich in der Nähe befindenden Findlingspark. Jedoch bleibt ein vielfältiges Blühpflanzenangebot aus.  Um den Standort in Betracht zu ziehen, ist die Implementierung von weiterführenden Maßnahmen wichtig, wie beispielsweise die Integration eines Blühstreifens. Außerdem sollte die Rasenpflege verringert werden.

Abbildung 4: Grünfläche Mensa (eigene Aufnahme)

4. Grünfläche bei der Mensa

Der letzte in Betracht gezogene Standort stellt die bisher extensive Rasenfläche hinter der Mensa dar. Die Lage ist etwas abseits und ruhig. Es befinden sich viel Busch- und Strauchwerk sowie Bäume in naher Umgebung. Jedoch findet sich auch hier kein vielfältiges Blühpflanzenangebot. Somit sind weiterführende bzw. vorbereitende Maßnahmen notwendig, wie die Integration eines Blühstreifens. Außerdem sollte die Rasenpflege verringert werden.

Nisthilfen für Wildbienen

Die Wahl der richtigen Nisthilfen war schwerer als gedacht. Es kursieren viele Irrtümer über das richtige Nistmaterial.

Die Hälfte der Wildbienenarten gräbt Nester in den Erdboden, häufig an offenen Stellen sandiger oder lockerer Böden sowie an Lösswänden und in unzementierten Fugen und Ritzen. Etwa 25% der Wildbienen parasitieren als Kuckucksbienen bei anderen Arten, indem sie deren Nester nutzen und ihre eigenen Eier dort ablegen. Einige wenige Arten nagen ihre Gänge selbst in Totholz oder in markhaltige Stängel. Darüber hinaus nutzen etwa 19% der Wildbienen bereits vorhandene Hohlräume, die sie vor allem mithilfe von selbst angefertigten Nisthilfen erreichen.2

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