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==Agenda und Informationen== | ==Agenda und Informationen== | ||
==Hub-Dokumentation== | |||
* Datum: 21.05.2025 | |||
* Uhrzeit: 11:00–12:00 Uhr | |||
* Thema: Bepflanzung von Dach und Fassaden | |||
==Einführung== | |||
* Gebäudebegrünung ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Biodiversität und Klimaanpassung. | |||
* Fragestellung: Wie lässt sich Gebäudebegrünung an Hochschulen umsetzen – sowohl im Bestand als auch im Neubau? | |||
* Inhalte des Vortrags: Einführung in Systeme, Pflanzenarten und Pflegeaspekte. | |||
==Positive Effekte der Gebäudebegrünung== | |||
* Schmuckwirkung und Erlebniswert sind zentrale Aspekte für viele Menschen. | |||
* Umfragen zeigen: gepflegt, vital, bunt, ordentlich – der Trend geht zur ganzjährigen attraktiven Begrünung. | |||
* Beispiele aus Singapur: Megatrees als künstliche Naturgärten mit Prestigecharakter. | |||
* Verbesserung des Kleinklimas durch Verschattung, Verdunstungskühlung, Feinstaubbindung, Schallabsorption. | |||
* Schaffung zusätzlichen Lebensraums – kein Ersatz, aber Ergänzung zu normalen Grünflächen. | |||
* Urbane Landwirtschaft: Beispiel aus Kopenhagen – Garage mit Bepflanzung und angeschlossenem Restaurant. | |||
* Geringe Anlage- und Unterhaltungskosten sind ideal, Pflege bleibt aber eine dauerhafte Herausforderung. | |||
* Mobile Begrünung bei versiegelten Böden (z. B. Tiefgaragen) möglich. | |||
==Gebäudewirkung== | |||
* Kühlung und Dämmung durch Verschattung, Wetterschutz, Regenwasserrückhaltung, Schallschutz. | |||
* Photovoltaik als Konkurrent – Kombination mit Begrünung erhöht Wirkungsgrad (weniger Erhitzung durch Pflanzenkühlung). | |||
==Möglichkeiten zur Begrünung== | |||
* Extensive Dachbegrünung: geringer Substrataufbau, pflegeleicht, optisch limitiert, traglastabhängig (bei hoher Last auch Bäume möglich). | |||
* Fassadenbegrünung mit Bodenanschluss: hoher Kosten-Nutzen-Faktor (z. B. Kletterpflanzen). | |||
* Fassadenbegrünung ohne Bodenanschluss: z. B. Living Walls oder hängende Begrünung bei versiegeltem Untergrund. | |||
==Arten von Dachbegrünung== | |||
* Extensiv: Sedum-Matten, Moose, Sukkulenten, Kräuter, Gräserdächer, Mauerkronenbegrünung; geringer Pflegeaufwand, aber eingeschränkte Pflanzenauswahl. | |||
* Einfach intensiv: Stauden, kleinere Gehölze. | |||
* Intensiv ab 50 cm Substrat: Bäume möglich. | |||
* Moose wachsen bei hoher Luftfeuchtigkeit ohne Pflege; architektonisch früher verhindert, heute wieder überdacht. | |||
* Dachneigung bis zu 45 Grad möglich – auch Schrägdächer begrünbar. | |||
==Fassadenbegrünung== | |||
* Bodengebundene Fassaden, z. B. Efeu, Kletterhortensie, Haftscheibenranker. | |||
* Gehölzwände, z. B. Kletterpflanzen, immergrüne Magnolie oder Feuerdornstrauch – wichtig: keine Baumängel kaschieren, da sonst Schäden entstehen können. | |||
* Kletterrose, Rosenpergola, Brombeere. | |||
* Ranken, z. B. Sprossranker oder Blattstielranker. | |||
* Beispiel aus Zürich: MFO-Park – eine Grünanlage in die Höhe in einem Stahlkörper, mit vielen verschiedenen Kletterpflanzen und großer Artenvielfalt. | |||
==Mögliche Schäden durch Fassadenbegrünung== | |||
* Selbstklimmer: hinterlassen Haftspuren. | |||
* Lichtflüchter: wachsen in Ritzen, können Fassaden beschädigen. | |||
* Starkschlinger: verursachen Dickenwachstum an umwachsenen Bauteilen. | |||
* Baumängel: Vorschäden (z. B. Putzrisse) werden durch Pflanzen verschärft. | |||
==Worauf muss man achten bei der Umsetzung?== | |||
* Erreichbarkeit der Wuchshöhe planen. | |||
* Wüchsigkeit und Dichte je nach Jahreszeit berücksichtigen. | |||
* Kletterform beachten. | |||
* Wurzelhalsdurchmesser: genügend Abstand zur Wand lassen. | |||
* Standortangepasstheit: Winterhärte, Licht, Wärme, Himmelsrichtung. | |||
* Gestaltungskriterien: Blüte, Frucht, Farbe. | |||
* Geeignete Materialien und Systeme auswählen. | |||
==Wandgebundene Fassadenbegrünung== | |||
* Living Walls: Blumenkästen, Balkonbegrünung, Topf- und Kübelsysteme, Vorhangfassaden, Taschensysteme. | |||
* Vorteile: gestalterischer Spielraum, schnelles Ergebnis ohne Bodenanschluss, ganzjährige Pufferwirkung. | |||
* Nachteile: hoher Fachwissensbedarf, teurer in Pflege und Versorgung, substratlose Systeme haben geringe Temperatur-/Wasser-/Nährstoffpufferung, anfällig für Frost. | |||
==Diskussion und Fragen== | |||
'''Frage: Gibt es Untersuchungen zur Wirkung auf Insekten und andere Ökosystemfunktionen?''' | |||
* Ja, vor allem bei Biodiversitätsdächern gibt es gute Studien. Bei Wandbegrünung schwieriger – wenig Daten. Kühlwirkung und Feinstaubbindung sind gut untersucht. CO₂-Bindung bei Living Walls ist kritisch wegen hohem Energieaufwand. | |||
'''Frage: Wie tief muss ein Bodenanschluss für Fassadenbegrünung sein? Was ist mit Wurzelschäden? Und: Geht auch eine Pflanzkiste mit Seil?''' | |||
* Je mehr Bodenanschluss, desto besser. Verdichteter Boden ist oft problematisch. Neue Gebäude meist mit Wurzelschutz; bei Altbauten ggf. vorher abdichten. Pflanzkisten mit Rankseil funktionieren, essbare Pflanzen wie Kiwi oder Spaliergehölze möglich. | |||
'''Frage: Was tun bei wurzelstarken Pflanzen in Kübeln?''' | |||
* Pflanzen passen sich an, wachsen nur so weit wie Nährstoffe reichen. Wichtig ist ein stabiles Kübelsystem. | |||
'''Frage: Wie überzeugt man Architekt:innen von Begrünung?''' | |||
* Entwicklung ist positiv – Politik unterstützt das. Der Bundesverband Gebäudegrün leistet Aufklärungsarbeit. Tipp: Erst mit motivierten Akteur:innen arbeiten, Vorbilder schaffen – dann ziehen andere mit. | |||
'''Frage: Erfahrungen mit einjährigen Pflanzen bei temporären Projekten?''' | |||
* Ja, aber sie bleiben niedrig, brauchen dennoch ein Gerüst. Beispiel „Klimakiste“ in Gießen: zeigt Temperaturunterschiede durch Begrünung. | |||
'''Frage: Zielkonflikt heimische vs. nicht-heimische Pflanzen – was tun?''' | |||
* Heimische Arten sind wichtig. Gestaltung und Naturschutz kombinieren ist komplex. Es gibt Forschungsbedarf, um Pflanzenkataloge für beide Ansprüche zu entwickeln. Manchmal lohnen sich auch nicht-heimische, robuste Arten in Städten. | |||
'''Frage: Tipps, wie man Gebäudebegrünung an Hochschulen etabliert – trotz Kosten und Skepsis?''' | |||
* Neubauten sind schwierig zu beeinflussen. Druck entsteht durch Beschwerden (z. B. zu heiße Gebäude). Argument: Grüne Hochschule sollte auch sichtbar grün sein. Kleine Projekte als Einstieg sind hilfreich. | |||
'''Frage: Was lässt sich ohne Genehmigung an Hochschulen umsetzen?''' | |||
* Kübelpflanzen und Sedum-Matten auf Dächern sind einfache Maßnahmen. Studierende einbeziehen – das erhöht den Veränderungsdruck. | |||
==Weitere Informationen== | |||
* Forschungswand zur Fassadenbegrünung und Biodiversität – Universität Stuttgart: https://www.uni-stuttgart.de/universitaet/aktuelles/meldungen/Gruenfassaden-fuer-mehr-Biodiversitaet-in-Staedten/ | |||
* Förderung von Gründächern und grünen Fassaden – Stadt Hamburg: https://www.hamburg.de/politik-und-verwaltung/behoerden/bukea/themen/hamburgs-gruen/gruendach-und-gruene-fassaden/Mediathek | |||
* Bundesverband zur Gebäudebegrünung: https://www.gebaeudegruen.info/ | |||
Aktuelle Version vom 11. Juni 2025, 17:04 Uhr
In diesem Hub wurden Grundlagen, Beispiele und Umsetzungsmöglichkeiten der Dach- und Fassadenbegrünung an Hochschulen vorgestellt und diskutiert – mit Fokus auf Praxis, Wirkung und institutionelle Rahmenbedingungen.
| Hub Biodiversitätsmanagement, 21.05.2025 | |
|---|---|
| Datum | |
Mi 21 Mai 2025 11:00 Uhr
| |
| Schwerpunkte | |
Bepflanzung von Dach und Fassaden | |
| Bezug Wiki-Themen | |
Agenda und Informationen
Hub-Dokumentation
- Datum: 21.05.2025
- Uhrzeit: 11:00–12:00 Uhr
- Thema: Bepflanzung von Dach und Fassaden
Einführung
- Gebäudebegrünung ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Biodiversität und Klimaanpassung.
- Fragestellung: Wie lässt sich Gebäudebegrünung an Hochschulen umsetzen – sowohl im Bestand als auch im Neubau?
- Inhalte des Vortrags: Einführung in Systeme, Pflanzenarten und Pflegeaspekte.
Positive Effekte der Gebäudebegrünung
- Schmuckwirkung und Erlebniswert sind zentrale Aspekte für viele Menschen.
- Umfragen zeigen: gepflegt, vital, bunt, ordentlich – der Trend geht zur ganzjährigen attraktiven Begrünung.
- Beispiele aus Singapur: Megatrees als künstliche Naturgärten mit Prestigecharakter.
- Verbesserung des Kleinklimas durch Verschattung, Verdunstungskühlung, Feinstaubbindung, Schallabsorption.
- Schaffung zusätzlichen Lebensraums – kein Ersatz, aber Ergänzung zu normalen Grünflächen.
- Urbane Landwirtschaft: Beispiel aus Kopenhagen – Garage mit Bepflanzung und angeschlossenem Restaurant.
- Geringe Anlage- und Unterhaltungskosten sind ideal, Pflege bleibt aber eine dauerhafte Herausforderung.
- Mobile Begrünung bei versiegelten Böden (z. B. Tiefgaragen) möglich.
Gebäudewirkung
- Kühlung und Dämmung durch Verschattung, Wetterschutz, Regenwasserrückhaltung, Schallschutz.
- Photovoltaik als Konkurrent – Kombination mit Begrünung erhöht Wirkungsgrad (weniger Erhitzung durch Pflanzenkühlung).
Möglichkeiten zur Begrünung
- Extensive Dachbegrünung: geringer Substrataufbau, pflegeleicht, optisch limitiert, traglastabhängig (bei hoher Last auch Bäume möglich).
- Fassadenbegrünung mit Bodenanschluss: hoher Kosten-Nutzen-Faktor (z. B. Kletterpflanzen).
- Fassadenbegrünung ohne Bodenanschluss: z. B. Living Walls oder hängende Begrünung bei versiegeltem Untergrund.
Arten von Dachbegrünung
- Extensiv: Sedum-Matten, Moose, Sukkulenten, Kräuter, Gräserdächer, Mauerkronenbegrünung; geringer Pflegeaufwand, aber eingeschränkte Pflanzenauswahl.
- Einfach intensiv: Stauden, kleinere Gehölze.
- Intensiv ab 50 cm Substrat: Bäume möglich.
- Moose wachsen bei hoher Luftfeuchtigkeit ohne Pflege; architektonisch früher verhindert, heute wieder überdacht.
- Dachneigung bis zu 45 Grad möglich – auch Schrägdächer begrünbar.
Fassadenbegrünung
- Bodengebundene Fassaden, z. B. Efeu, Kletterhortensie, Haftscheibenranker.
- Gehölzwände, z. B. Kletterpflanzen, immergrüne Magnolie oder Feuerdornstrauch – wichtig: keine Baumängel kaschieren, da sonst Schäden entstehen können.
- Kletterrose, Rosenpergola, Brombeere.
- Ranken, z. B. Sprossranker oder Blattstielranker.
- Beispiel aus Zürich: MFO-Park – eine Grünanlage in die Höhe in einem Stahlkörper, mit vielen verschiedenen Kletterpflanzen und großer Artenvielfalt.
Mögliche Schäden durch Fassadenbegrünung
- Selbstklimmer: hinterlassen Haftspuren.
- Lichtflüchter: wachsen in Ritzen, können Fassaden beschädigen.
- Starkschlinger: verursachen Dickenwachstum an umwachsenen Bauteilen.
- Baumängel: Vorschäden (z. B. Putzrisse) werden durch Pflanzen verschärft.
Worauf muss man achten bei der Umsetzung?
- Erreichbarkeit der Wuchshöhe planen.
- Wüchsigkeit und Dichte je nach Jahreszeit berücksichtigen.
- Kletterform beachten.
- Wurzelhalsdurchmesser: genügend Abstand zur Wand lassen.
- Standortangepasstheit: Winterhärte, Licht, Wärme, Himmelsrichtung.
- Gestaltungskriterien: Blüte, Frucht, Farbe.
- Geeignete Materialien und Systeme auswählen.
Wandgebundene Fassadenbegrünung
- Living Walls: Blumenkästen, Balkonbegrünung, Topf- und Kübelsysteme, Vorhangfassaden, Taschensysteme.
- Vorteile: gestalterischer Spielraum, schnelles Ergebnis ohne Bodenanschluss, ganzjährige Pufferwirkung.
- Nachteile: hoher Fachwissensbedarf, teurer in Pflege und Versorgung, substratlose Systeme haben geringe Temperatur-/Wasser-/Nährstoffpufferung, anfällig für Frost.
Diskussion und Fragen
Frage: Gibt es Untersuchungen zur Wirkung auf Insekten und andere Ökosystemfunktionen?
- Ja, vor allem bei Biodiversitätsdächern gibt es gute Studien. Bei Wandbegrünung schwieriger – wenig Daten. Kühlwirkung und Feinstaubbindung sind gut untersucht. CO₂-Bindung bei Living Walls ist kritisch wegen hohem Energieaufwand.
Frage: Wie tief muss ein Bodenanschluss für Fassadenbegrünung sein? Was ist mit Wurzelschäden? Und: Geht auch eine Pflanzkiste mit Seil?
- Je mehr Bodenanschluss, desto besser. Verdichteter Boden ist oft problematisch. Neue Gebäude meist mit Wurzelschutz; bei Altbauten ggf. vorher abdichten. Pflanzkisten mit Rankseil funktionieren, essbare Pflanzen wie Kiwi oder Spaliergehölze möglich.
Frage: Was tun bei wurzelstarken Pflanzen in Kübeln?
- Pflanzen passen sich an, wachsen nur so weit wie Nährstoffe reichen. Wichtig ist ein stabiles Kübelsystem.
Frage: Wie überzeugt man Architekt:innen von Begrünung?
- Entwicklung ist positiv – Politik unterstützt das. Der Bundesverband Gebäudegrün leistet Aufklärungsarbeit. Tipp: Erst mit motivierten Akteur:innen arbeiten, Vorbilder schaffen – dann ziehen andere mit.
Frage: Erfahrungen mit einjährigen Pflanzen bei temporären Projekten?
- Ja, aber sie bleiben niedrig, brauchen dennoch ein Gerüst. Beispiel „Klimakiste“ in Gießen: zeigt Temperaturunterschiede durch Begrünung.
Frage: Zielkonflikt heimische vs. nicht-heimische Pflanzen – was tun?
- Heimische Arten sind wichtig. Gestaltung und Naturschutz kombinieren ist komplex. Es gibt Forschungsbedarf, um Pflanzenkataloge für beide Ansprüche zu entwickeln. Manchmal lohnen sich auch nicht-heimische, robuste Arten in Städten.
Frage: Tipps, wie man Gebäudebegrünung an Hochschulen etabliert – trotz Kosten und Skepsis?
- Neubauten sind schwierig zu beeinflussen. Druck entsteht durch Beschwerden (z. B. zu heiße Gebäude). Argument: Grüne Hochschule sollte auch sichtbar grün sein. Kleine Projekte als Einstieg sind hilfreich.
Frage: Was lässt sich ohne Genehmigung an Hochschulen umsetzen?
- Kübelpflanzen und Sedum-Matten auf Dächern sind einfache Maßnahmen. Studierende einbeziehen – das erhöht den Veränderungsdruck.
Weitere Informationen
- Forschungswand zur Fassadenbegrünung und Biodiversität – Universität Stuttgart: https://www.uni-stuttgart.de/universitaet/aktuelles/meldungen/Gruenfassaden-fuer-mehr-Biodiversitaet-in-Staedten/
- Förderung von Gründächern und grünen Fassaden – Stadt Hamburg: https://www.hamburg.de/politik-und-verwaltung/behoerden/bukea/themen/hamburgs-gruen/gruendach-und-gruene-fassaden/Mediathek
- Bundesverband zur Gebäudebegrünung: https://www.gebaeudegruen.info/