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Hochschulen benötigen '''Strom''' für eine Vielzahl an Zwecken, die den Lehr-, Forschungs- und Verwaltungsbetrieb unterstützen. Die Wärme- und Stromversorgung machen zusammen meistens den größten Anteil der Emissionen einer Hochschule aus. <ref name="Delakowitz">Delakowitz, B.; Bulcsu, A.; Schön, E. unter Mitwirkung von Brauweiler, J.; Will, M.; Zenker-Hoffmann, A. (2018): Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion). BMBF-Projekt „Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – vernetzen – berichten (HOCHN)”, Zittau. Online unter: https://www.hochn.uni-hamburg.de/-downloads/handlungsfelder/betrieb/hoch-n-leitfaden-nachhaltiger-hochschulbetrieb.pdf  letzter Zugriff: 06.02.2024</ref>
  
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'''Hauptanwendungen''' für Strom sind:
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* Betrieb von Servern und Netzwerken
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* Technische Geräte in Laboren
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* Beleuchtung in den Liegenschaften
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* Stromversorgung der elektronischen Geräte wie Computer, Drucker, Telefone etc. in Büros, Bibliothek, PC-Pools für Studierende und ähnlichen Räumen
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* Audiovisuelle Ausrüstung der Hörsäle und Seminarräume (Beamer, Smartboard, Audioanlagen)
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Dabei kann durch suboptimales Nutzerverhalten und ineffiziente Technologien ein überschüssiger Verbrauch entstehen. Beispiele dafür sind dauerbeleuchtete Räume und durchlaufende PCs, Drucker und Kopiergeräte. <ref name="Delakowitz" />
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==Maßnahmen zur Reduktion==
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Um den Stromverbrauch zu reduzieren, können Hochschulen folgende Maßnahmen treffen:
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===Energiemanagement===
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Zuerst muss sichergestellt werden, dass eine differenzierte Betrachtung einzelner Liegenschaften technisch möglich ist (Energiecontrolling). Dafür muss es eine gute Zählerinfrastruktur geben, die Daten müssen ausgewertet werden, Leistungsindikatoren müssen erstellt werden, ein Vergleich zwischen den Gebäuden wird ermöglicht und Anlagen mit einem großen Verbrauch wie Rechenzentren sollten eigene Zähler bekommen. <ref name="Delakowitz" />
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Außerdem sollte ein Energiemanagementsystem installiert werden, welches den Stromverbrauch überwacht und optimiert, sodass bei minimalen Kosten die maximale Leistung erzielt werden kann. Es identifiziert unnötige Energieflüsse und erfasst die Energieströme systematisch. <ref name="Golüke">Golüke, H.; Hermann, L. M.; Nitzsche, S.; van Bergen, K. (2015): Klimaschutzkonzept der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Version 1.1, Prof. Wilhelm-Grünther Vahrson (Hrsg.), Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde.</ref>
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====Größere Maßnahmen====
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*Umstellung auf Ökostrom in allen Liegenschaften der Hochschule <ref name="Golüke" />
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*Bau und Nutzung eigener Photovoltaik Anlagen <ref name="Golüke" /> Evtl. in Kombination mit verschiedenen Speichertechnologien oder Wärmeerzeugung (Wärmepumpen)
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*Bau und Nutzung eines Blockheizkraftwerkes mit nicht fossilen Brennstoffen wie Biogas (Kraft-Wärme-Kopplung) <ref name="Franke-Schwenk">Franke-Schwenk, A. (2017): Die CAU erhält ein eigenes Blockheizkraftwerk (BHKW). Online unter: https://www.klik.uni-kiel.de/de/klimaneutrale-universitaet/bhkw-entscheidung Letzter Zugriff: 05.02.2024</ref>
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*Einsatz von Energieeffizienztechnologien wie zum Beispiel energieeffizientere Computer, Rechentechnik, Kühlschränke, Wasserkocher etc. (bei der Neuanschaffung sollte der Rebound-Effekt beachtet werden (siehe unten) und nur notwendige Anschaffungen getätigt werden) <ref name="Hampel"> Hampel, W.; van Bergen, K.; Thiel, C.; Mathur, S.; Giglmaier, S.; Hartmann, P.; Dietz, J.; Haas, M.; Rau, L.; Heinrichs, S. (2023): Klimaschutzkonzept der Humboldt-Universität zu Berlin 2023, Humboldt-Universität zu Berlin (Hrsg.), Berlin. </ref>
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*Einbau hoch-effizienter LED-Beleuchtung in Verbindung mit einer nutzungsgerechten Steuer- und Regelungstechnik <ref name="Golüke" />
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*Sanierung und Nachrüstung der Belüftungsanlagen <ref name="Golüke" />
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*Energiestandard bei Neubauten berücksichtigen <ref name="Delakowitz" />
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====Kleine Maßnahmen====
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*Einbezug von Nutzern und Verantwortlichen, um überschüssigen Verbrauch zu reduzieren (Hinweisschilder in Räumen, Ausschalten der Beleuchtung durch Wachpersonal) <ref name="Delakowitz" />
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*Verwendung von abschaltbaren Steckerleisten <ref name="Golüke" />
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*Anbringung von Bewegungsmeldern <ref name="Golüke" />
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====Rebound-Effekt====
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Zu beachten ist, dass die Steigerung der Energieeffizienz auch Rebound-Effekte auslösen kann. Die HU Berlin berichtet zum Beispiel, dass die Effizienzsteigerung bei Beleuchtung (LEDs) oder IT (kleine, effiziente Notebook-Computer) durch die steigende Nutzung insbesondere der Informations- und Kommunikationstechnologien überlagert werden. <ref name="Hampel" />
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====Indirekte Emissionen====
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Indirekte Emissionen sind solche, die nicht direkt von der Hochschule selbst, sondern von einem externen Unternehmen stammen, das für die von der Hochschule genutzten Ressourcen verantwortlich ist. Im Bereich Strom fallen darunter zum Beispiel der Bau einer Photovoltaikanlage, die Herstellung der Solarzellen und ihr Transport. <ref name="Golüke" /> Daher ist es wichtig die Produkte mit ihrem gesamten Lebenszyklus zu betrachten und alle Emissionen miteinzubeziehen. Eine Strategie zur nachhaltigen Beschaffung kann in diesem Bereich helfen.
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===Praxisbeispiele===
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Die FU Berlin hat seit 2007 ein Prämienmodell entwickelt, um einen Anreiz für  verhaltensbezogene Energieeinsparpotenziale zu setzen. Das Prämienmodell belohnt Fachbereiche mit einer jährlichen Prämie, wenn der Energieverbrauch in ihren Liegenschaften einen festgelegten Referenzwert unterschreitet. Die Prämie entspricht 50 Prozent der erzielten Kosteneinsparungen. Bei einer Überschreitung des Referenzverbrauchs tragen die Fachbereiche die entstandenen Kosten vollständig selbst. In den Jahren 2008 bis 2019 erhielten nahezu alle Fachbereiche Prämienzahlungen, wobei der besonders energieintensive Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie jährlich bis zu 270.000 Euro erhielt. Insgesamt konnte die FU den Energieverbrauch mit dieser Maßnahme um 30 % senken. <ref>FU Berlin (o. D.): Prämiensystem zur Energieeinsparung. Online unter: https://www.fu-berlin.de/sites/nachhaltigkeit/handlungsfelder/campus/energie_klimaschutz/praemiensystem/index.html Letzter Zugriff: 06.02.2024</ref> 
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====Die Freezer-Challenge====
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Vor allem in Laboren stehen häufig Geräte, die besonders Strom intensiv sind. Die Tiefkühlschränke gehören dabei zu den größten Energieverbrauchern. Die Freezer-Challenge ist eine weltweite Bewegung, bei der es um die Energieeffizienz der Tiefkühlschränke im Labor geht. Ein alter Tiefkühlschrank kann nämlich 30 kWh pro Tag mehr Energie verbrauchen als ein Einfamilienhaus.<ref>Platthaus, M.; Hermuth-Kleinschmidt, K. (2017): Labor-Freezer: wer spart am meisten? Online unter: https://www.laborpraxis.vogel.de/labor-freezer-wer-spart-am-meisten-a-670861/letzter Zugriff: 05.02.2024 </ref> Bei der Freezer-Challenge können alle Labore mitmachen und sich kostenlos anmelden.
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==Weblinks==
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[https://humboldts17.de/media/pages/nachhaltigkeit-an-der-humboldt-universitaet/akteure/klimaschutzmanagement/f549d375cc-1677581010/klimaschutzkonzept_hu_2023.pdf Klimaschutzkonzept der HU] Letzter Zugriff: 05.02.2024
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[https://www.hnee.de/de/Hochschule/Nachhaltige-Entwicklung/Nachhaltigkeitsmanagement-an-der-HNEE/Konzepte-und-Berichte/Klimaschutzkonzept/Klimaschutzkonzept-E7867.htm Klimaschutzkonzept der HNEE] Letzter Zugriff: 14.02.2024
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[https://www.freezerchallenge.org/overview--deadlines.html Freezer-Challenge]
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==Einzelnachweise==
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<references />
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[[Kategorie:Wissenspool]]
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[[Kategorie:ZKH]]
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[[Kategorie:Betrieb]]

Aktuelle Version vom 26. Februar 2024, 15:30 Uhr

Hochschulen benötigen Strom für eine Vielzahl an Zwecken, die den Lehr-, Forschungs- und Verwaltungsbetrieb unterstützen. Die Wärme- und Stromversorgung machen zusammen meistens den größten Anteil der Emissionen einer Hochschule aus. [1]

Hauptanwendungen für Strom sind:

  • Betrieb von Servern und Netzwerken
  • Technische Geräte in Laboren
  • Beleuchtung in den Liegenschaften
  • Stromversorgung der elektronischen Geräte wie Computer, Drucker, Telefone etc. in Büros, Bibliothek, PC-Pools für Studierende und ähnlichen Räumen
  • Audiovisuelle Ausrüstung der Hörsäle und Seminarräume (Beamer, Smartboard, Audioanlagen)

Dabei kann durch suboptimales Nutzerverhalten und ineffiziente Technologien ein überschüssiger Verbrauch entstehen. Beispiele dafür sind dauerbeleuchtete Räume und durchlaufende PCs, Drucker und Kopiergeräte. [1]

Maßnahmen zur Reduktion

Um den Stromverbrauch zu reduzieren, können Hochschulen folgende Maßnahmen treffen:

Energiemanagement

Zuerst muss sichergestellt werden, dass eine differenzierte Betrachtung einzelner Liegenschaften technisch möglich ist (Energiecontrolling). Dafür muss es eine gute Zählerinfrastruktur geben, die Daten müssen ausgewertet werden, Leistungsindikatoren müssen erstellt werden, ein Vergleich zwischen den Gebäuden wird ermöglicht und Anlagen mit einem großen Verbrauch wie Rechenzentren sollten eigene Zähler bekommen. [1]

Außerdem sollte ein Energiemanagementsystem installiert werden, welches den Stromverbrauch überwacht und optimiert, sodass bei minimalen Kosten die maximale Leistung erzielt werden kann. Es identifiziert unnötige Energieflüsse und erfasst die Energieströme systematisch. [2]

Größere Maßnahmen

  • Umstellung auf Ökostrom in allen Liegenschaften der Hochschule [2]
  • Bau und Nutzung eigener Photovoltaik Anlagen [2] Evtl. in Kombination mit verschiedenen Speichertechnologien oder Wärmeerzeugung (Wärmepumpen)
  • Bau und Nutzung eines Blockheizkraftwerkes mit nicht fossilen Brennstoffen wie Biogas (Kraft-Wärme-Kopplung) [3]
  • Einsatz von Energieeffizienztechnologien wie zum Beispiel energieeffizientere Computer, Rechentechnik, Kühlschränke, Wasserkocher etc. (bei der Neuanschaffung sollte der Rebound-Effekt beachtet werden (siehe unten) und nur notwendige Anschaffungen getätigt werden) [4]
  • Einbau hoch-effizienter LED-Beleuchtung in Verbindung mit einer nutzungsgerechten Steuer- und Regelungstechnik [2]
  • Sanierung und Nachrüstung der Belüftungsanlagen [2]
  • Energiestandard bei Neubauten berücksichtigen [1]

Kleine Maßnahmen

  • Einbezug von Nutzern und Verantwortlichen, um überschüssigen Verbrauch zu reduzieren (Hinweisschilder in Räumen, Ausschalten der Beleuchtung durch Wachpersonal) [1]
  • Verwendung von abschaltbaren Steckerleisten [2]
  • Anbringung von Bewegungsmeldern [2]

Rebound-Effekt

Zu beachten ist, dass die Steigerung der Energieeffizienz auch Rebound-Effekte auslösen kann. Die HU Berlin berichtet zum Beispiel, dass die Effizienzsteigerung bei Beleuchtung (LEDs) oder IT (kleine, effiziente Notebook-Computer) durch die steigende Nutzung insbesondere der Informations- und Kommunikationstechnologien überlagert werden. [4]

Indirekte Emissionen

Indirekte Emissionen sind solche, die nicht direkt von der Hochschule selbst, sondern von einem externen Unternehmen stammen, das für die von der Hochschule genutzten Ressourcen verantwortlich ist. Im Bereich Strom fallen darunter zum Beispiel der Bau einer Photovoltaikanlage, die Herstellung der Solarzellen und ihr Transport. [2] Daher ist es wichtig die Produkte mit ihrem gesamten Lebenszyklus zu betrachten und alle Emissionen miteinzubeziehen. Eine Strategie zur nachhaltigen Beschaffung kann in diesem Bereich helfen.


Praxisbeispiele

Die FU Berlin hat seit 2007 ein Prämienmodell entwickelt, um einen Anreiz für  verhaltensbezogene Energieeinsparpotenziale zu setzen. Das Prämienmodell belohnt Fachbereiche mit einer jährlichen Prämie, wenn der Energieverbrauch in ihren Liegenschaften einen festgelegten Referenzwert unterschreitet. Die Prämie entspricht 50 Prozent der erzielten Kosteneinsparungen. Bei einer Überschreitung des Referenzverbrauchs tragen die Fachbereiche die entstandenen Kosten vollständig selbst. In den Jahren 2008 bis 2019 erhielten nahezu alle Fachbereiche Prämienzahlungen, wobei der besonders energieintensive Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie jährlich bis zu 270.000 Euro erhielt. Insgesamt konnte die FU den Energieverbrauch mit dieser Maßnahme um 30 % senken. [5] 

Die Freezer-Challenge

Vor allem in Laboren stehen häufig Geräte, die besonders Strom intensiv sind. Die Tiefkühlschränke gehören dabei zu den größten Energieverbrauchern. Die Freezer-Challenge ist eine weltweite Bewegung, bei der es um die Energieeffizienz der Tiefkühlschränke im Labor geht. Ein alter Tiefkühlschrank kann nämlich 30 kWh pro Tag mehr Energie verbrauchen als ein Einfamilienhaus.[6] Bei der Freezer-Challenge können alle Labore mitmachen und sich kostenlos anmelden.

Weblinks

Klimaschutzkonzept der HU Letzter Zugriff: 05.02.2024

Klimaschutzkonzept der HNEE Letzter Zugriff: 14.02.2024

Freezer-Challenge

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Delakowitz, B.; Bulcsu, A.; Schön, E. unter Mitwirkung von Brauweiler, J.; Will, M.; Zenker-Hoffmann, A. (2018): Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion). BMBF-Projekt „Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – vernetzen – berichten (HOCHN)”, Zittau. Online unter: https://www.hochn.uni-hamburg.de/-downloads/handlungsfelder/betrieb/hoch-n-leitfaden-nachhaltiger-hochschulbetrieb.pdf  letzter Zugriff: 06.02.2024
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 Golüke, H.; Hermann, L. M.; Nitzsche, S.; van Bergen, K. (2015): Klimaschutzkonzept der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Version 1.1, Prof. Wilhelm-Grünther Vahrson (Hrsg.), Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde.
  3. Franke-Schwenk, A. (2017): Die CAU erhält ein eigenes Blockheizkraftwerk (BHKW). Online unter: https://www.klik.uni-kiel.de/de/klimaneutrale-universitaet/bhkw-entscheidung Letzter Zugriff: 05.02.2024
  4. 4,0 4,1 Hampel, W.; van Bergen, K.; Thiel, C.; Mathur, S.; Giglmaier, S.; Hartmann, P.; Dietz, J.; Haas, M.; Rau, L.; Heinrichs, S. (2023): Klimaschutzkonzept der Humboldt-Universität zu Berlin 2023, Humboldt-Universität zu Berlin (Hrsg.), Berlin.
  5. FU Berlin (o. D.): Prämiensystem zur Energieeinsparung. Online unter: https://www.fu-berlin.de/sites/nachhaltigkeit/handlungsfelder/campus/energie_klimaschutz/praemiensystem/index.html Letzter Zugriff: 06.02.2024
  6. Platthaus, M.; Hermuth-Kleinschmidt, K. (2017): Labor-Freezer: wer spart am meisten? Online unter: https://www.laborpraxis.vogel.de/labor-freezer-wer-spart-am-meisten-a-670861/letzter Zugriff: 05.02.2024
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