Green Office: Unterschied zwischen den Versionen
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Das Green Office arbeitet eng zusammen mit dem Nachhaltigkeitsbüro. Dieses befasst sich insbesondere mit technischen Aspekten der Nachhaltigkeit, während das Green Office eine Vernetzungsstelle mit einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis darstellt. Über den monatlichen „Jour Fixe“ besteht ein Austausch zwischen Nachhaltigkeitsbüro, Green Office und Präsidium über Themen der Nachhaltigkeit. Weiterhin ist das Green Office durch die Runde der Nachhaltigkeitsbeauftragten aus allen Fachbereichen und durch die Nachhaltigkeitskommission mit der Aufgabe der Erstellung einer Nachhaltigkeitsstrategie mit Akteur:innen aus unterschiedlichsten Bereichen der Universität vernetzt. | Das Green Office arbeitet eng zusammen mit dem Nachhaltigkeitsbüro. Dieses befasst sich insbesondere mit technischen Aspekten der Nachhaltigkeit, während das Green Office eine Vernetzungsstelle mit einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis darstellt. Über den monatlichen „Jour Fixe“ besteht ein Austausch zwischen Nachhaltigkeitsbüro, Green Office und Präsidium über Themen der Nachhaltigkeit. Weiterhin ist das Green Office durch die Runde der Nachhaltigkeitsbeauftragten aus allen Fachbereichen und durch die Nachhaltigkeitskommission mit der Aufgabe der Erstellung einer Nachhaltigkeitsstrategie mit Akteur:innen aus unterschiedlichsten Bereichen der Universität vernetzt. | ||
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* Durchführung einer Ringvorlesung zu Nachhaltigkeit (Studium Generale) | * Durchführung einer Ringvorlesung zu Nachhaltigkeit (Studium Generale) |
Version vom 20. Juni 2024, 13:40 Uhr
Ein Green Office ist eine Einrichtung an der Hochschule, die darauf abzielt, Nachhaltigkeit in Lehre, Forschung, Governance, Transfer, Betrieb und in der Hochschulgemeinschaft zu verankern. Das Green Office kann von Studierenden, Mitarbeitenden und jeglichen Hochschul-Angehörigen gestaltet werden. Wirksam wird ein Green Office dadurch, dass es in die Hochschulstruktur eingebunden ist und somit Verantwortung und Zuständigkeiten erhält, in Gestaltungsprozesse einbezogen wird und finanziell abgesichert ist. Dabei wirkt es als Forum der Vernetzung und Zusammenarbeit, um Nachhaltigkeit in verschiedenste Ebenen und Bereiche der Hochschule im Sinne des Whole Institution Approach hineinzutragen. Green Offices an unterschiedlichen Hochschulen sind strukturell und in ihren Aufgaben sehr verschieden, die Grundlage sind jedoch in jedem Fall Angestellte oder studentische Hilfskräfte, welche die Arbeit tragen. Darüber hinaus gibt es an einigen Hochschulen ehrenamtliche Mitglieder in den Green Office Teams.[1]
Das erste Green Office wurde 2012 in Maastricht gegründet. Seitdem breitet sich das Konzept in immer mehr Hochschulen über Ländergrenzen hinweg aus - mit jeweils individuellen konkreten Ausgestaltungen.[2]
Green Offices existieren an manchen Hochschulen unter dem Begriff „Nachhaltigkeitsbüro“. Dabei sind Nachhaltigkeitsbüros jedoch nicht immer mit Green Offices gleichzusetzen, da Nachhaltigkeitsbüros in manchen Hochschulen lediglich technische Aspekte der Nachhaltigkeit bearbeiten und Green Offices immer einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen. An manchen Hochschulen gibt es zudem sowohl ein Green Office, als auch ein Nachhaltigkeitsbüro.
Kernelemente des Green Office Konzept
Ziele und Aufgaben
Das Ziel eines Green Office ist die ganzheitliche Verankerung von Nachhaltigkeit an der Hochschule. Die genauen Ziele und Aufgabenfelder bestimmt jedes Green Office selbst, sie sind zudem von den jeweiligen Kapazitäten und Rahmenbedingungen abhängig. Die folgenden Aspekte sind verbreitete Elemente der Arbeit von Green Offices zur Verankerung von Nachhaltigkeit in Lehre, Forschung, Governance, Transfer, Betrieb und in der Hochschulgemeinschaft:
- Eine nachhaltige Hochschultransformation aktiv vorantreiben
- Empowerment für studentisches Engagement schaffen
- Partizipation an der Mitgestaltung der Hochschule ermöglichen als Bindeglied zwischen der Leitungsebene und Studierenden bzw. Hochschulangehörigen
- Ideen zu Nachhaltigkeit entwickeln, sammeln, unterstützen & realisieren
- Vernetzungsstelle für Nachhaltigkeitsthemen bieten und Kooperationen ermöglichen
- Über die Grenzen der Hochschule hinweg Vernetzungen fördern und Nachhaltigkeitstransfer bewirken
- Forderungen zu Nachhaltigkeit aufnehmen und an der Hochschule strukturell umsetzen
- Innerhalb der Hochschulstrukturen und Gremien Veränderungen im Sinne der Nachhaltigkeit vorantreiben
- Als Green Office selbst einen Lern- und Austauschort bieten, an dem Wissen und Kompetenzen zu Engagement und Nachhaltigkeit weitergegeben werden
Struktur und Elemente[1]
Obwohl Green Offices sehr unterschiedliche Strukturen besitzen, gelten folgende Elemente universell:
- Studierende engagieren sich als Mitarbeitende oder ehrenamtlich
- Mindestens eine studierende oder angestellte Person arbeitet mit Vertrag für das Green Office
- Die Aktivitäten, Gehälter und Büroräume werden durch die Hochschule oder Sponsor*innen finanziert
- Das Green Office besitzt ein offizielles Mandat und ist in der Hochschulstruktur angesiedelt
Es haben sich insbesondere drei verschiedene Arten von Green Offices etabliert, die sich in ihrer Struktur unterscheiden:
- Studierende mit Ansprechpartner:in:
- Studierende leiten das Green Office in großen Teilen selbstständig, sind aber strukturell angebunden an eine oder mehrere Mitarbeiter:innen aus der Hochschule, welche Unterstützung anbieten.
- Studierende und Mitarbeitende:
- Im Team des Green Office arbeiten (mindestens eine) mitarbeitende Person der Hochschule gemeinsam mit Studierenden. Die Studierenden können ehrenamtliche Teammitglieder oder studentische Hilfskräfte sein.
- Separate Teams:
- Das Green Office besteht aus einer oder mehreren studentischen Hilfskräften und gegebenenfalls ehrenamtlichen Mitgliedern. Es ist eine eigenständige und selbstverwaltete Struktur, kooperiert aber mit anderen Stellen oder Personen aus der Hochschule.
Green Office als Stütze des Whole Institution Approach
Das zuvor beschriebene Ziel einer Verankerung von Nachhaltigkeit in jegliche Bereiche einer Hochschule kann nicht direkt durch das Green Office mit seinen eingeschränkten Ressourcen funktionieren und reicht zudem in die Kompetenzbereiche verschiedenster Akteur:innen und Arbeitsbereiche innerhalb der Hochschule hinein. Aus diesem Grund basiert die Arbeit des Green Office auf der Kooperation mit gestaltenden Personen aus den Bereichen Lehre, Forschung, Governance, Transfer, Betrieb und der Hochschulgemeinschaft. Im Sinne des Whole Institution Approach versucht ein Green Office, Nachhaltigkeit auf allen Ebenen und ineinandergreifend einzuführen. Für diesen ganzheitlichen Ansatz spielt ein Green Office eine zentrale Rolle, da es Synergien und Zusammenarbeit zwischen Ebenen und Akteur:innen der Hochschule schaffen kann. Ein Green Office kann das Thema Nachhaltigkeit strukturell in alle Ebenen einer Hochschule hineintragen und somit Veränderungen anregen. Mit der Expertise zum Thema Hochschultransformation kann das Green Office in Austausch mit relevanten Akteur:innen in der Hochschule treten, an deren Arbeitsbereichen positive Veränderungen möglich sind und dort Veränderungsprozesse anregen.
In dieser komplexen Aufgabe der ebenen übergreifenden Verankerung von Nachhaltigkeit liegen neben enormen Potenzialen auch große Herausforderungen und Schwierigkeiten. Das Hineinwirken des Green Office in verschiedenste Bereiche mit jeweils eigenen Arbeitsweisen und Strukturen kann in Problemen der Zusammenarbeit resultieren. Veränderungsprozesse sind durch das Green Office nicht immer auf einfache Weise zu erreichen, insbesondere da die Mitarbeitenden des Green Office von außen auf Akteur:innen einwirken, jedoch nicht selbst in den Positionen der Bereiche Lehre, Forschung, Governance, Transfer, Betrieb und Hochschulgemeinschaft arbeiten. Die erfolgreiche Zusammenarbeit des Green Office mit jeglichen Bereichen der Hochschule erfordert daher eine gute strukturelle Verankerung und Entscheidungsbefugnisse bzw. Verantwortlichkeiten des Green Office. Nur wenn das Green Office in den Hochschulstrukturen eine relevante und zentrale Position einnimmt, kann es Kooperationen stärken, gemeinsame Lern- und Veränderungsprozesse anregen und somit die Governance-Struktur der Hochschule verbessern.
Vorteile durch die Errichtung eines Green Office
Ein aktives Green Office bringt eine Reihe von Vorteilen für die Hochschule, unter anderem:
- Nachhaltigkeit als Querschnittsthema in die Hochschule tragen
- Das Green Office versucht, Nachhaltigkeit im Sinne des Whole Institution Approach in allen Ebenen der Hochschule einzuführen.
- Verbesserung der Governance-Strukturen an der Hochschule
- Im Themenfeld Nachhaltigkeit bildet das Green Office eine Vernetzungsstelle, die verschiedenste Bereiche und Akteur:innen der Hochschule an einen Tisch holt. Die Schaffung von Zusammenarbeit kann festgefahrene Hochschulstrukturen auflösen und vorbildhaft eine gute Arbeitsstruktur aufzeigen
- Erweiterung der studentischen Partizipation
- Ein Green Office kann als Ort dienen, der Raum für konstruktive Mitgestaltung der Hochschule ermöglicht.
- Höhere Attraktivität der Hochschule durch Demokratisierung und Stärkung der Hochschulgemeinschaft
- Studentische Mitgestaltung an einer Hochschule kann sich positiv auf das allgemeine Klima und das studentische Leben auswirken und somit die Hochschule zu einem offeneren, zugänglicheren und attraktiveren Ort machen.
- Innovation und Kreativität an der Hochschule fördern
- Die Perspektive von Studierenden kann Ideen oder Projekte hervorbringen, die neu, anregend und innovativ sind
- Vorbildfunktion der Hochschule stärken
- Der häufig vertretene Anspruch von Hochschulen als Ort des Ursprungs von Innovation und positiven Transformationen kann durch die Vorteile und eines Green Office bestärkt werden. Die Vorbildfunktion kann nur bestehen, wenn Hochschulen zukunftsweisende Institutionen und Orte der Kreativität und Innovation sind.
Die Vielfalt von Green Office Konzepten
Errichtung eines Green Office und unterschiedliche Konzepte
Die Einrichtung eines Green Office an einer Hochschule ist oftmals ein aufwendiger oder langwieriger Prozess, der nicht immer durch die Hochschule unterstützt, sondern teilweise auch von der Leitungsebene ausgebremst wird. Insbesondere das Zugeständnis eines Mandats und die Zuweisung einer relevanten Rolle in der Hochschulstruktur, sowie die Finanzierung stellen oft Probleme im Gründungsprozess dar. Unterstützung und individuelle Beratung in der Errichtung eines Green Office bietet unter anderem das netzwerk n an, welches einen guten Ansprechpartner bei Unklarheiten und Fragen im Errichtungsprozess darstellt.
In Hochschulen, die individuell sehr unterschiedliche Strukturen besitzen und zudem einem Green Office unterschiedliche Rollen und finanzielle Ressourcen zugestehen, entstehen somit sehr unterschiedliche Konzepte von Green Offices. Dass sich das Konzept von Green Offices dennoch über Landesgrenzen hinweg ausbreitet, ist unter anderem durch ein internationales Green Office Movement unter der Dachorganisation "Students Organizing for Sustainability" (SOS) zu erklären. In Deutschland enagagieren sich insbesondere das netzwerk n für die Vernetzung und Unterstützung von Green Offices. [2]
Best-Practice Beispiele
Im Folgenden wird ein erfolgreiches Green Office näher erläutert, um genauer darzustellen, wie das Konzept in der Realität umgesetzt werden kann.
Das Green Office der Philipps-Universität Marburg
Das Team besteht aus 4 studentischen Hilfskräften und einem ehrenamtlichen Team aus etwa 10 Personen. Das studentisch geführte Green Office und das Nachhaltigkeitsbüro als Teil der Universitätsverwaltung, das sich auf Energie- und Gebäudebezogene Aspekte der Nachhaltigkeit konzentriert, sind separate Teams, die jedoch eng zusammenarbeiten.
Vision, Selbstverständnis und Aufgabenbereiche des Green Office Marburg:
Das Green Office arbeitet eng zusammen mit dem Nachhaltigkeitsbüro. Dieses befasst sich insbesondere mit technischen Aspekten der Nachhaltigkeit, während das Green Office eine Vernetzungsstelle mit einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis darstellt. Über den monatlichen „Jour Fixe“ besteht ein Austausch zwischen Nachhaltigkeitsbüro, Green Office und Präsidium über Themen der Nachhaltigkeit. Weiterhin ist das Green Office durch die Runde der Nachhaltigkeitsbeauftragten aus allen Fachbereichen und durch die Nachhaltigkeitskommission mit der Aufgabe der Erstellung einer Nachhaltigkeitsstrategie mit Akteur:innen aus unterschiedlichsten Bereichen der Universität vernetzt.
Beispielhafte Projekte des Green Office Marburg
- Durchführung einer Ringvorlesung zu Nachhaltigkeit (Studium Generale)
- Veranstaltung von Workshops
- Erarbeitung und Co-Konzeptionierung von Lehrveranstaltungen
- Veranstaltung einer Podiumsdiskussion zu Nachhaltigkeit an der Universität
- Erstellung eines Leitfadens für nachhaltigere Veranstaltungen
- Mitarbeit in verschiedenen Gremien der Universität
- Einsatz für nachhaltigere Ernährung in der Mensa
Weblinks
Green Office Uni Marburg (2022). Vision und Aufgabenbereiche. Plakat. Online verfügbar unter: https://www.uni-marburg.de/de/universitaet/profil/universitaetskultur/nachhaltigkeit/green-office/ueber
Weitere Artikel zum Thema Green Office
Zum Thema Green Office gibt es bereits folgende Inhalte und Veranstaltungen der DG-HochN
- Green Office - Nachhaltigkeitsbüro der KU Eichstätt-Ingolstadt
- Green Offices (Community Hub Pilot)
- Green Offices und studentisches Engagement
- Nachhaltigkeitsbüros und Green Offices in NRW
Weitere Ideen, Praxisbeispiele und Vertiefungen können gerne hier aufgeführt werden.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 rootAbility und Leuphana Universität Lüneburg (2019) “Leitfaden zum Green Office Modell”, online verfügbar unter www.greenofficemovement.org
- ↑ 2,0 2,1 Pätzold, H., Berger, N. (2023). Green Office: eine Methode partizipativer Organisationsentwicklung? Institut für Pädagogik im Arbeitsbereich Forschung und Entwicklung in Organisationen, Universität Koblenz. In Forschungsdiskurs und Etablierungsprozess der Organisationspädagogik 2023. 139-156. https://doi.org/10.1007/978-3-658-40997-5_10