Themenwoche Nachhaltige Wissenschaft/Hub 4: Kapazitätsherausforderung BNE für alle Studierende einer Hochschule
Kapazitätsherausforderung BNE für alle Studierende einer Hochschule
Wenn der bildungspolitische Auftrag ernst genommen wird, müsste jede Hochschule für jeden ihrer Studiengänge Lehrveranstaltungen mit Nachhaltigkeitsbezug zur Verfügung stellen. Eine solche Aufgabe hat es noch nicht gegeben. Diese stellt sowohl inhaltlich also auch kapazitativ eine große Herausforderung dar. In diesem Hub, den Dr. Denis Pijetlovic und Dr. Nadine Husenbeth von der Universität Bremen moderieren, werden die verschiedenen Ausprägungsformen eines umfassenden Lehrangebots mit Nachhaltigkeitsbezügen vorgestellt. Die Teilnehmenden erfahren die Größe des Möglichkeitsraums für ein umfassendes Lehrangebot und können erste Ideen entwickeln, wie ihre Hochschule im Rahmen ihrer Ressourcen zwischen diesen Möglichkeiten wählen kann.
Moderation: Dr. Denis Pijetlovic und Dr. Nadine Husenbeth
Während der Themenwoche "Nachhaltige Wissenschaft" der DG HochN und der VolkswagenStiftung vom 27. bis 29.09. in Hannover haben Nadine Husenbeth und Denis Pijetlovic den Hub-Workshop "Kapazitätsherausforderung BNE für alle Studierende einer Hochschule" moderiert. Zusammen mit etwa 20 Teilnehmenden von deutschen Hochschulen, darunter Professorinnen und Professoren, Nachhaltigkeitsbeauftragte, Studierende und Verwaltungsmitarbeitende, wurde in drei Workshops erkundet, wie BNE für alle Studierenden verpflichtend in der Hochschulbildung integriert werden kann. Es ist von entscheidender Bedeutung an dieser Stelle nochmal zu betonen: Ein bildungspolitischer Auftrag existiert bereits seit Langem, der verlangt, BNE flächendeckend für alle Studierenden einzuführen. Dennoch sind viele Hochschulen dieser Verpflichtung bisher nicht nachgekommen.
Die gesamte Präsentation aus dem Hub kann hier als PDF abgerufen werden.
Konzepterstellung als Challenge
Der Workshop war als "Challenge" angelegt, bei der die Teilnehmenden die Aufgabe hatten, ein Konzept für BNE als curriculare Verpflichtung für alle Studierenden zu erarbeiten. Am ersten Tag lag der Fokus auf der Anpassung von Regelwerken, Lehrplänen und Prüfungsordnungen, um BNE verpflichtend und flächendeckend für alle zu integrieren. Diese Herausforderung führte bei den Teilnehmenden zuweilen zu einem Gefühl der Überforderung, da es außer dem Leuphana-Semester „Wissenschaft trägt Verantwortung“ kein Best-Practice-Modell gibt, an der man sich für die flächendeckende Einführung von BNE an Hochschulen orientieren kann. Doch gerade dieses Unbekannte eröffnet Raum für Kreativität und innovative Ansätze, wie sich im Würzburger-Modell „Teaching4Sustainability“ von Prof. Markus Riederer gezeigt hat.
Ressourcen, Hindernisse und eigener Betrag für BNE
Am zweiten Tag des Workshops wurden Ressourcen, Hindernisse und der eigene Beitrag für die Implementierung von BNE in der Hochschule näher beleuchtet. Dabei wurden Debatten und Ideen ausgetauscht, wie kann der Widerstand in der Fakultät überwunden werden kann, trotz Bedeutungsgerangel, gelebter Regelwerke und fehlender Institionisierung für BNE. Wie kann das Bewusstsein für die Bedeutung von BNE geschärft werden, v.a. vor dem Hintergrund von vollen Lehrplänen? Doch auch die vorhandenen Regelwerke fokussierter zu nutzen, wurde als ungenutzte Ressource identifiziert. BNE an der Hochschule in einem sozialen Netzwerk von engagierten Akteurinnen und Akteuren zu bearbeiten, stellte für die Teilnehmer ebenso eine wertvolle Ressource dar. Der eigene Beitrag war vor allem darauf ausgerichtet, hochschulintere Diskurse und Gremienarbeit stärker zu besetzten und bei der Erstellung der Lehrpläne eine aktiviere Rolle einzunehmen.
Spannungsfelder bei der Implementierung
Darüber hinaus zeigten sich im Workshop auch Spannungsfelder, wie zum Beispiel die Frage, ob BNE evolutionär oder revolutionär in Hochschulen umgesetzt werden sollte. Oder ob BNE fachspezifisch oder fachübergreifend angeboten werden soll. Auch die Frage, ob BNE eine Aufgabe ist, die nur top-down oder auch bottom-up in Hochschulen erfolgen kann. Diese Erkundungen verdeutlichten, dass es nicht nur um die Umsetzung an sich geht, sondern auch um die grundsätzliche Herangehensweise.
Die Kraft der Kommunikation
Der Höhepunkt des Hub-Workshops war die Diskussion über die Kommunikationsstrategien mit den Hochschulleitungen. Mögliche Narrative wurden ausgetauscht, die verdeutlichten, dass BNE nicht nur den Bildungsauftrag erfüllt, sondern auch zur Reputation und langfristigen strategischen Ausrichtung der Hochschule beiträgt. Aber auch den richtigen Ton zu treffen und das Storytelling gegenüber Entscheidungsträgern in Hochschulen waren Themen, die diskutiert wurden.
Fazit: Die Zukunft der Hochschulbildung
Der Workshop zur Implementierung von BNE war nicht nur ein Diskurs über nachhaltige Bildung; er war ein Aufruf zur Tat. Die Teilnehmer verließen den Workshop nicht nur mit Ideen, sondern auch mit Optionen, um Hebel an der eigenen Hochschule in Richtung BNE umzuschalten. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist nicht länger eine Option, sondern eine Verpflichtung. Hochschulen spielen eine Schlüsselrolle dabei, die nächste Generation von Führungskräften und Innovatoren heranzubilden. Der Workshop in Hannover war ein Schritt in diese Richtung - ein Schritt, der die Zukunft der Hochschulbildung gestaltet und unsere Gesellschaft nachhaltig prägt.