Hochschulklimarat: Unterschied zwischen den Versionen
K Verlinkung impactrelevante Transformationsfelder Markierung: Quelltext-Bearbeitung 2017 |
K Links korrigiert |
||
| (15 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
| Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{DISPLAYTITLE:Good Practice: Hochschulklimarat}} | |||
{{Best Practice | {{Best Practice | ||
|hfeld=Forschung, Betrieb | |beschr=Der vorliegende Good Practice Guide stellt das Konzept des Hochschulklimarats (HKR) vor, welches im Projekt KlimaPlanReal entwickelt und angewandt wurde. Ein Hochschulklimarat ist ein zeitlich befristetes deliberatives Partizipationsverfahren (vgl. Bürger*innenrat) zur Erarbeitung von Klimaschutzmaßnahmen für eine Hochschule unter Beteiligung aller Mitgliedergruppen. Der Guide beinhaltet die Erfahrungen mit der Anwendung dieses Verfahrens an vier Hochschulen und leitet Empfehlungen für eine Adaption an anderen Hochschulen ab. Zusätzlich wird dargestellt, wie die im HKR erarbeiteten Maßnahmenvorschläge anschließend anhand ihres Impacts zur Treibhausgasreduktion und weiterer Kriterien bewertet wurden, um anschließend Pilotmaßnahmen im Rahmen von Transferlaboren umzusetzen. | ||
|thema=Nachhaltigkeit, Klimaneutralität, Betrieb | |hfeld=Forschung, Governance, Betrieb, Vernetzung | ||
|thema=Politik, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Klimaneutralität, Betrieb | |||
|keyw=Partizipative Forschung, Beteiligung | |keyw=Partizipative Forschung, Beteiligung | ||
|zielgr=Forschende, Forschungsmanagement, Nachhaltigkeitsbeauftragte(r), Wissenschaftliche(r) Mitarbeiter(in) | |zielgr=Forschende, Lehrende, Studierende, Verwaltungsmitarbeitende, Hochschulleitung, Forschungsmanagement, Nachhaltigkeitsbeauftragte(r), Wissenschaftliche(r) Mitarbeiter(in) | ||
|hochsch=Otto-von-Guericke Universität | |richt=BottomUp | ||
|hochsch=Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Hochschule Magdeburg-Stendal, Hochschule Harz, Hochschule Anhalt, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg | |||
|org=Umweltpsychologie, KlimaPlanReal | |org=Umweltpsychologie, KlimaPlanReal | ||
|url=https://www.klimaplanreal.ovgu.de/Projektphasen.html | |url=https://www.klimaplanreal.ovgu.de/Projektphasen.html | ||
|projekt=Transformationspfade (traNHSform) | |projekt=Transformationspfade (traNHSform) | ||
}} | }} | ||
==Zusammenfassung== | ==Zusammenfassung== | ||
Der vorliegende Good Practice Guide stellt das Konzept des Hochschulklimarats (HKR) vor, welches im Projekt KlimaPlanReal entwickelt und angewandt wurde. Ein Hochschulklimarat ist ein zeitlich befristetes deliberatives Partizipationsverfahren (vgl. Bürger*innenrat) zur Erarbeitung von Klimaschutzmaßnahmen für eine Hochschule unter Beteiligung aller Mitgliedergruppen. Der Guide beinhaltet die Erfahrungen mit der Anwendung dieses Verfahrens an vier Hochschulen und leitet Empfehlungen für eine Adaption an anderen Hochschulen ab. Zusätzlich wird dargestellt, wie die im HKR erarbeiteten Maßnahmenvorschläge anschließend anhand ihres Impacts zur Treibhausgasreduktion und weiterer Kriterien bewertet wurden, um anschließend Pilotmaßnahmen im Rahmen von Transferlaboren umzusetzen. | Der vorliegende Good Practice Guide stellt das Konzept des Hochschulklimarats (HKR) vor, welches im Projekt KlimaPlanReal entwickelt und angewandt wurde. Ein Hochschulklimarat ist ein zeitlich befristetes deliberatives Partizipationsverfahren (vgl. Bürger*innenrat) zur Erarbeitung von Klimaschutzmaßnahmen für eine Hochschule unter Beteiligung aller Mitgliedergruppen. Der Guide beinhaltet die Erfahrungen mit der Anwendung dieses Verfahrens an vier Hochschulen und leitet Empfehlungen für eine Adaption an anderen Hochschulen ab. Zusätzlich wird dargestellt, wie die im HKR erarbeiteten Maßnahmenvorschläge anschließend anhand ihres Impacts zur Treibhausgasreduktion und weiterer Kriterien bewertet wurden, um anschließend Pilotmaßnahmen im Rahmen von Transferlaboren umzusetzen. | ||
=== Schnell-Überblick / Checkliste === | === Schnell-Überblick / Checkliste === | ||
==== Vorbereitung ==== | ==== Vorbereitung ==== | ||
* '''Realistische Zeitplanung''' (ca. 6 Monate Vorbereitung) | * '''Realistische Zeitplanung''' (ca. 6 Monate Vorbereitung) | ||
| Zeile 134: | Zeile 133: | ||
==== Akquise von Expert*innen ==== | ==== Akquise von Expert*innen ==== | ||
* Grundlage für die Auswahl von Expert*innen bildete die '''[[Status quo Analyse klimarelevanter Bereiche einer Hochschule#Akteur*innenanalyse|Akteur*innenanalyse]]'''. Für jedes der drei [[Tatsächlicher Ablauf im Projekt KlimaPlanReal|impactrelevanten Transformationsfelder]] wurde an jeder Projekthochschule eine Übersicht den hochschulinternen Expert*innen erstellt. | * Grundlage für die Auswahl von Expert*innen bildete die '''[[Status quo Analyse klimarelevanter Bereiche einer Hochschule#Akteur*innenanalyse|Akteur*innenanalyse]]'''. Für jedes der drei [[#Tatsächlicher Ablauf im Projekt KlimaPlanReal|impactrelevanten Transformationsfelder]] wurde an jeder Projekthochschule eine Übersicht den hochschulinternen Expert*innen erstellt. | ||
* Erweitert wurde diese Liste um '''„externe“ Expert*innen''', die nicht an den Projekthochschulen selbst tätig sind, sondern in den entsprechenden Themengebieten Expertise haben und diese an eine heteroge Gruppe adäquat weitergeben können. | * Erweitert wurde diese Liste um '''„externe“ Expert*innen''', die nicht an den Projekthochschulen selbst tätig sind, sondern in den entsprechenden Themengebieten Expertise haben und diese an eine heteroge Gruppe adäquat weitergeben können. | ||
* Die Akquise erfolgte überwiegend (video-)'''telefonisch'''. | * Die Akquise erfolgte überwiegend (video-)'''telefonisch'''. | ||
| Zeile 197: | Zeile 196: | ||
===== Kleingruppenarbeit ===== | ===== Kleingruppenarbeit ===== | ||
* Basierend auf den Zukunftsvisionen der Teilnehmenden wurden dann '''erste [[Glossar KlimaPlanReal|Maßnahmensteckbriefe]]''' ausgearbeitet. | * Basierend auf den Zukunftsvisionen der Teilnehmenden wurden dann '''erste [[Glossar KlimaPlanReal|Maßnahmensteckbriefe]]''' ausgearbeitet. | ||
* In den zweiten und dritten Runden wechselten die Mitglieder die [[Tatsächlicher Ablauf im Projekt KlimaPlanReal|impactrelevanten Transformationsfelder]] und die Gruppe, sodass jede Person in '''wechselnden Gruppenkonstellationen''' an jedem der drei [[Tatsächlicher Ablauf im Projekt KlimaPlanReal|Transformationsfelder]] mitgearbeitet hat. Die zweite und dritte Runde brachten sowohl Erweiterungen der bisherigen Maßnahmen als auch neue Maßnahmen hervor. | * In den zweiten und dritten Runden wechselten die Mitglieder die [[#Tatsächlicher Ablauf im Projekt KlimaPlanReal|impactrelevanten Transformationsfelder]] und die Gruppe, sodass jede Person in '''wechselnden Gruppenkonstellationen''' an jedem der drei [[#Tatsächlicher Ablauf im Projekt KlimaPlanReal|Transformationsfelder]] mitgearbeitet hat. Die zweite und dritte Runde brachten sowohl Erweiterungen der bisherigen Maßnahmen als auch neue Maßnahmen hervor. | ||
* '''Empfehlung zur Gruppeneinteilung:''' Es sollte erwogen werden, längere Bearbeitungszeiten innerhalb derselben Gruppe einzuplanen. Dies würde mehr Raum für vertiefte Diskussionen und Auseinandersetzung mit den Maßnahmenvorschlägen schaffen und verhindern, dass Gruppen auseinandergerissen werden. Gleichzeitig ist abzuwägen, ob der Vorteil „frischer Perspektiven“ durch wechselnde Gruppen wichtiger ist als eine tiefere inhaltliche Auseinandersetzung. | * '''Empfehlung zur Gruppeneinteilung:''' Es sollte erwogen werden, längere Bearbeitungszeiten innerhalb derselben Gruppe einzuplanen. Dies würde mehr Raum für vertiefte Diskussionen und Auseinandersetzung mit den Maßnahmenvorschlägen schaffen und verhindern, dass Gruppen auseinandergerissen werden. Gleichzeitig ist abzuwägen, ob der Vorteil „frischer Perspektiven“ durch wechselnde Gruppen wichtiger ist als eine tiefere inhaltliche Auseinandersetzung. | ||
| Zeile 203: | Zeile 202: | ||
===== Einbezug von Expert*innen ===== | ===== Einbezug von Expert*innen ===== | ||
* Den Teilnehmenden standen in allen drei Gruppenarbeitsphasen '''[[Glossar KlimaPlanReal|Fachexpert*innen]]''' zum telefonischen Kontakt zur Verfügung. In der zweiten und dritten Gruppenarbeitsphase standen für die drei [[Tatsächlicher Ablauf im Projekt KlimaPlanReal|impactrelevanten Transformationsfelder]] '''[[Glossar KlimaPlanReal|Umsetzungsexpert*innen]]''' aus der jeweiligen Hochschule für Fragen zur Verfügung (teils telefonisch, teils vor Ort). | * Den Teilnehmenden standen in allen drei Gruppenarbeitsphasen '''[[Glossar KlimaPlanReal|Fachexpert*innen]]''' zum telefonischen Kontakt zur Verfügung. In der zweiten und dritten Gruppenarbeitsphase standen für die drei [[#Tatsächlicher Ablauf im Projekt KlimaPlanReal|impactrelevanten Transformationsfelder]] '''[[Glossar KlimaPlanReal|Umsetzungsexpert*innen]]''' aus der jeweiligen Hochschule für Fragen zur Verfügung (teils telefonisch, teils vor Ort). | ||
* Für Rückmeldungen zur Sinnhaftigkeit und Realisierbarkeit von Maßnahmenvorschlägen ist der Einbezug von Expert*innen wichtig. | * Für Rückmeldungen zur Sinnhaftigkeit und Realisierbarkeit von Maßnahmenvorschlägen ist der Einbezug von Expert*innen wichtig. | ||
| Zeile 212: | Zeile 211: | ||
===== Priorisierung der Maßnahmenvorschläge ===== | ===== Priorisierung der Maßnahmenvorschläge ===== | ||
* Die durch die Kleingruppen entwickelten Maßnahmensteckbriefe wurden auf Pinnwänden ausgestellt und es fand ein sogenannter '''Gallery-Walk''' statt, um sich einen letzten Überblick über alle Maßnahmen zu verschaffen. | * Die durch die Kleingruppen entwickelten Maßnahmensteckbriefe wurden auf Pinnwänden ausgestellt und es fand ein sogenannter '''Gallery-Walk''' statt, um sich einen letzten Überblick über alle Maßnahmen zu verschaffen. | ||
* Mit der Frage: „Welche Maßnahme sollte aus Ihrer Sicht sofort umgesetzt werden?“ konnten die Teilnehmenden in jedem der drei [[Tatsächlicher Ablauf im Projekt KlimaPlanReal|Transformationsfelder]] (Mobilität, Regenerativer Campus, Ernährung & Beschaffung) zwei Maßnahmen mithilfe von '''zwei Klebepunkten''' priorisieren. Insgesamt hatte jede Person somit eine Stimme pro Handlungsfeld (z.B. 1 Punkt für Maßnahmen in Bezug auf Geschäftsmobilität), um jeweils die aus ihrer Sicht dringlichste Maßnahme auszuwählen. Es wurde nicht eingegriffen, wenn innerhalb eines Transformationsfeldes auch zwei Stimmen für ein Handlungsfeld verwendet wurden. | * Mit der Frage: „Welche Maßnahme sollte aus Ihrer Sicht sofort umgesetzt werden?“ konnten die Teilnehmenden in jedem der drei [[#Tatsächlicher Ablauf im Projekt KlimaPlanReal|Transformationsfelder]] (Mobilität, Regenerativer Campus, Ernährung & Beschaffung) zwei Maßnahmen mithilfe von '''zwei Klebepunkten''' priorisieren. Insgesamt hatte jede Person somit eine Stimme pro Handlungsfeld (z.B. 1 Punkt für Maßnahmen in Bezug auf Geschäftsmobilität), um jeweils die aus ihrer Sicht dringlichste Maßnahme auszuwählen. Es wurde nicht eingegriffen, wenn innerhalb eines Transformationsfeldes auch zwei Stimmen für ein Handlungsfeld verwendet wurden. | ||
* Für die Priorisierung sollte auf die Lesbarkeit und Verständlichkeit der Maßnahmensteckbriefe geachtet werden | * Für die Priorisierung sollte auf die Lesbarkeit und Verständlichkeit der Maßnahmensteckbriefe geachtet werden | ||
| Zeile 291: | Zeile 290: | ||
5. Anhand der finalen Bewertungen und Begründungen pro Themenfeld wurden möglichst eine '''Top-Maßnahme''' bestimmt. Ggf. wurden hierfür mehrere kleine oder Themenfeld-übergreifende Maßnahmen zusammengelegt. | 5. Anhand der finalen Bewertungen und Begründungen pro Themenfeld wurden möglichst eine '''Top-Maßnahme''' bestimmt. Ggf. wurden hierfür mehrere kleine oder Themenfeld-übergreifende Maßnahmen zusammengelegt. | ||
Anschließend wurden unter diesen Top-Maßnahmen - nach '''Rücksprache mit der Hochschulleitung''' - pro Hochschule zwei der Maßnahmen für die beiden [[ | Anschließend wurden unter diesen Top-Maßnahmen - nach '''Rücksprache mit der Hochschulleitung''' - pro Hochschule zwei der Maßnahmen für die beiden [[Transferlabor|Transferlabore]] ausgewählt. | ||
=== Praktische Erfahrungen, Hindernisse und Empfehlungen === | === Praktische Erfahrungen, Hindernisse und Empfehlungen === | ||
| Zeile 297: | Zeile 296: | ||
==== Beispiele ==== | ==== Beispiele ==== | ||
* erfolgte [https://www.klimaplanreal.ovgu.de/klimaplan.html Impactbewertungen] im Projekt KlimaPlanReal | * erfolgte [https://www.klimaplanreal.ovgu.de/klimaplan.html Impactbewertungen] im Projekt KlimaPlanReal | ||
* Excel-Tabelle, um selber eine Impact-Bewertung durchzuführen | * [[KlimaPlanReal: Zusatzmaterial zum Download|Excel-Tabelle, um selber eine Impact-Bewertung durchzuführen]] | ||
==== Praktische Erfahrungen aus KlimaPlanReal ==== | ==== Praktische Erfahrungen aus KlimaPlanReal ==== | ||
| Zeile 338: | Zeile 337: | ||
Blöbaum, A., & Baasch, S. (2017). Partizipation im Umweltkontext: Einführung in das Schwerpunktthema. ''Umweltpsychologie, 21''(2), 5–10. | Blöbaum, A., & Baasch, S. (2017). Partizipation im Umweltkontext: Einführung in das Schwerpunktthema. ''Umweltpsychologie, 21''(2), 5–10. | ||
Bürgerrat Klima. (2021). ''Unsere Empfehlungen für die deutsche Klimapolitik'' [Gutachten]. | Bürgerrat Klima. (2021). ''Unsere Empfehlungen für die deutsche Klimapolitik'' [Gutachten]. https://buergerrat-klima.de/downloadPdf/41 | ||
Helmers, E., Chang, C. C., & Dauwels, J. (2021). Carbon footprinting of universities worldwide: Part I—objective comparison by standardized metrics. ''Environmental Sciences Europe, 33''(1), 30. https://doi.org/10.1186/s12302-021-00454-6 | |||
Matthies, E., & Blöbaum, A. (2008). Partizipative Verfahren und Mediation. In E. D. Lantermann & V. Linneweber (Hrsg.), ''Umweltpsychologie (Band 1: Grundlagen, Paradigmen und Methoden der Umweltpsychologie, S. 811–837).'' Hogrefe. | |||
Dienel, C. D. (1997). ''Die Planungszelle: Der Bürger plant seine Umwelt. Eine Alternative zur Establishment-Demokratie.'' Westdeutscher Verlag. | |||
==Links, Material, Ansprechpersonen== | |||
===Ansprechperson KlimaPlanreal=== | |||
<blockquote>Clara Simon | |||
Otto-von-Guericke Universität Magdeburg | |||
clara.simon[at]ovgu.de</blockquote> | |||
===KlimaPläne der beteiligten Hochschulen=== | |||
Der Hochschulklimarat an der Hochschule Anhalt, Tischew, S., Hensen, H., Dullau, S., Rühmland, S., Kastner, K., Schmid, C., Tesch, J., Herth, L., Hütte, A., Icard, M., Löchtefeld, S., Wahlmann, M., & Stietz, J. (2023). ''Unser Klimaplan für die Hochschule Anhalt: Mit Maßnahmenvorschlägen von 28 teilnehmenden Mitgliedern der Hochschule Anhalt am Hochschulklimarat als Beitrag zur Erreichung der Treibhausgasreduktion.'' | Der Hochschulklimarat an der Hochschule Anhalt, Tischew, S., Hensen, H., Dullau, S., Rühmland, S., Kastner, K., Schmid, C., Tesch, J., Herth, L., Hütte, A., Icard, M., Löchtefeld, S., Wahlmann, M., & Stietz, J. (2023). ''Unser Klimaplan für die Hochschule Anhalt: Mit Maßnahmenvorschlägen von 28 teilnehmenden Mitgliedern der Hochschule Anhalt am Hochschulklimarat als Beitrag zur Erreichung der Treibhausgasreduktion.'' https://www.hs-anhalt.de/nachhaltigkeit/klimaplanreal.html | ||
Heilmann, A., Schaller, P., Pfitzner, B., Klinner, A., Schmid, C., Kastner, K., Matthies, E., Bokowski, J., Nimführ, C., & Palme, H. (2023). ''Unser Klimaplan für die Hochschule Harz: Ideen von 28 Mitgliedern der Hochschule Harz zur Erreichung der Treibhausgasneutralität'' (Harzer Hochschultexte Nr. 15). Hochschule Harz. | Heilmann, A., Schaller, P., Pfitzner, B., Klinner, A., Schmid, C., Kastner, K., Matthies, E., Bokowski, J., Nimführ, C., & Palme, H. (2023). ''Unser Klimaplan für die Hochschule Harz: Ideen von 28 Mitgliedern der Hochschule Harz zur Erreichung der Treibhausgasneutralität'' (Harzer Hochschultexte Nr. 15). Hochschule Harz. https://doi.org/10.25673/116333 | ||
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Stabsstelle Vielfalt und Chancengleichheit. (2023). ''Unser Klimaplan für die Uni Halle: Maßnahmenempfehlungen von 36 Mitgliedern der MLU zur Treibhausgasreduktion der Universität.'' https://www.rektorin.uni-halle.de/stabsstellen/vielfalt-chancengleichheit/nachhaltigkeit/klimaplanreal/hochschulklimarat/ | |||
Rühmland, S., Künzel, C., Matthies, E., Kastner, K., Schmid, C., & Herth, L. (2023). ''KlimaPlan für die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.'' Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.14965982 | |||
===weiterführendes / interessantes Material=== | |||
Krenzer, S., & Socher, S. (2024). Kommunale Bürgerräte organisieren. Handbuch für den Weg von der ersten Idee bis zur Verwendung der Empfehlungen (Mehr Demokratie e. V., IDPF Wuppertal, Bergische Universität Wuppertal, & RIFS Potsdam, Hrsg.). https://www.buergerrat.de/fileadmin/downloads/handbuch-kommunale-buergerraete.pdf | |||
==Einzelnachweise== | |||
__INHALTSVERZEICHNIS_ERZWINGEN__ | __INHALTSVERZEICHNIS_ERZWINGEN__ | ||
<references /> | |||
__INDEXIEREN__ | |||
__KEIN_NEUER_ABSCHNITTSLINK__ | |||
Aktuelle Version vom 20. November 2025, 12:05 Uhr
| Hochschulklimarat | |
|---|---|
| Der vorliegende Good Practice Guide stellt das Konzept des Hochschulklimarats (HKR) vor, welches im Projekt KlimaPlanReal entwickelt und angewandt wurde. Ein Hochschulklimarat ist ein zeitlich befristetes deliberatives Partizipationsverfahren (vgl. Bürger*innenrat) zur Erarbeitung von Klimaschutzmaßnahmen für eine Hochschule unter Beteiligung aller Mitgliedergruppen. Der Guide beinhaltet die Erfahrungen mit der Anwendung dieses Verfahrens an vier Hochschulen und leitet Empfehlungen für eine Adaption an anderen Hochschulen ab. Zusätzlich wird dargestellt, wie die im HKR erarbeiteten Maßnahmenvorschläge anschließend anhand ihres Impacts zur Treibhausgasreduktion und weiterer Kriterien bewertet wurden, um anschließend Pilotmaßnahmen im Rahmen von Transferlaboren umzusetzen. | |
| Handlungsfelder | |
Forschung, Governance, Betrieb, Vernetzung
| |
| Themenbezug | |
| Stichworte | |
Partizipative Forschung, Beteiligung
| |
| Zielgruppe | |
Forschende, Lehrende, Studierende, Verwaltungsmitarbeitende, Hochschulleitung, Forschungsmanagement, Nachhaltigkeitsbeauftragte(r), Wissenschaftliche(r) Mitarbeiter(in)
| |
| Richtung | |
| Hochschule | |
| Organisationseinheit | |
Die folgende Koordinate wurde nicht erkannt: Geocoding failed.Die folgende Koordinate wurde nicht erkannt: Geocoding failed.
| |
| Website | |
| Projektbezug | |
Transformationspfade (traNHSform)
| |
Zusammenfassung
Der vorliegende Good Practice Guide stellt das Konzept des Hochschulklimarats (HKR) vor, welches im Projekt KlimaPlanReal entwickelt und angewandt wurde. Ein Hochschulklimarat ist ein zeitlich befristetes deliberatives Partizipationsverfahren (vgl. Bürger*innenrat) zur Erarbeitung von Klimaschutzmaßnahmen für eine Hochschule unter Beteiligung aller Mitgliedergruppen. Der Guide beinhaltet die Erfahrungen mit der Anwendung dieses Verfahrens an vier Hochschulen und leitet Empfehlungen für eine Adaption an anderen Hochschulen ab. Zusätzlich wird dargestellt, wie die im HKR erarbeiteten Maßnahmenvorschläge anschließend anhand ihres Impacts zur Treibhausgasreduktion und weiterer Kriterien bewertet wurden, um anschließend Pilotmaßnahmen im Rahmen von Transferlaboren umzusetzen.
Schnell-Überblick / Checkliste
Vorbereitung
- Realistische Zeitplanung (ca. 6 Monate Vorbereitung)
- Informationsbereitstellung zum HKR (Webseite, Newsletter, etc.)
- Gewinnung von Teilnehmenden
- Auswahl per Zufallsverfahren unter Berücksichtigung soziodemografischer Merkmale (Hochschul-Mitgliedergruppe, Gender, etc.)
- Initialkontaktierung eines größeren Personenkreises (mindestens 5- bis 20-fach)
- Persönliche Ansprache bevorzugen
- Sicherstellung der Freistellung von Mitarbeitenden und Anerkennung der Leistung von Studierenden
- Einbindung von Expert*innen
- Auswahl u.a. basierend auf einer Akteur*innenanalyse (frühzeitige Kontaktaufnahme)
- Einbindung durch Impulsvorträge (Fachexpert*innen)
- Einbindung durch Beratungen in den Diskussionsphasen (Umsetzungsexpert*innen)
- Durchführung durch externe Prozessbegleitung
- Beauftragung eines neutralen, erfahrenen externen Anbieters zur Moderation
- Moderationskonzept, Zeitplan und Räumlichkeiten mit Prozessbegleitung klären
- Transparente Abstimmung der Planung mit der Hochschulleitung
- Unterstützung der Hochschulleitung sichern (z.B. Schirmherrschaft; Begrüßung)
Ablauf des Hochschulklimarats
In diesem Guide werden zwei Varianten dargestellt:
- Ein zweitägiger Ablauf (Tag 1: Input; Tag 2: Erarbeitung und Priorisierung von Maßnahmen, unterstützt durch Expert*innen). Dies entspricht dem tatsächlichen Ablauf im Projekt KlimaPlanReal.
- Ein viertägiger Ablauf (Tag 1: Input, Tag 2: Erarbeitung von Maßnahmen, Tag 3: Überarbeitung von Maßnahmen, unterstützt durch Expert*innen, Tag 4: Priorisierung von Maßnahmen). Dies ist der Ablauf, welcher auf Basis der Projekterfahrungen im Folgeprojekt KlimaPlanReal-intensified angestrebt wird.
Nachbereitung
- Transparenz über den weiteren Prozess in der Hochschulöffentlichkeit
- Verschriftlichung als KlimaPlan / Gutachten, dabei Konsultation mit den HKR-Teilnehmenden
- Abschluss mit der offiziellen Überreichung der KlimaPläne an die Leitung / legitimierte Gremien
- Integrierte Bewertung und Auswahl von Pilotmaßnahmen
- Auswahlkriterien umfassen CO₂-Einsparungen, Umsetzungsdauer, Umsetzungskosten, Wartungskosten, HKR-Priorisierung, Parallelprozesse und Zusatznutzen
- Auswahlkriterien und -prozess transparent machen
- Rückkopplung mit der Hochschulleitung vor der Umsetzung einer Maßnahme
- Maßnahmen umsetzen, z. B. in Transferlaboren (Good Practice Guide: Transferlabor)
Grundideeen
Klimabürger*innenräte und auch der Hochschulklimarat (HKR) folgen der Idee der Planungszelle. Planungszellen nach Dienel (1997) bieten einen Rahmen, um deliberative Prozesse gezielt zu initiieren.
„Die Planungszelle ist eine Gruppe von Bürgern, die nach einem Zufallsverfahren ausgewählt und für begrenzte Zeit von ihren arbeitstäglichen Verpflichtungen vergütet freigestellt worden sind, um, assistiert von Prozessbegleitern, Lösungen für vorgegebene, lösbare Planungsprobleme zu erarbeiten.“ (Dienel, 1997, S. 74)[1]
Zentraler Aspekt der Planungszelle ist ein formalisierter Gruppenprozess, der ermöglicht, dass die Gruppe zu einer gemeinsam erarbeiteten Entscheidung gelangen kann. Dazu ist es nötig, dass Teilnehmende kontinuierlich an den Terminen teilnehmen. Diese Teilnahme ist befristet, um einerseits den Teilnehmenden einen Perspektivwechsel in die Rolle als Planer*in zu ermöglichen und andererseits eine Entfremdung oder die Entwicklung von Eigeninteressen (wie es bei Berufsplaner*innen vorkommen kann) zu verhindern (Matthies & Blöbaum, 2008).[2] Die Beteiligten werden unter Berücksichtigung von soziodemografischen Merkmalen per Zufall ausgewählt und für den Zeitraum des Planungsverfahrens in unterschiedlicher Form entschädigt. Dadurch soll eine möglichst gute Repräsentation der betroffenen Personengruppen abgebildet werden (Matthies & Blöbaum, 2008) [2]und die erarbeiteten Ergebnisse demokratisch legitimiert werden (Bürgerrat Klima, 2021).[3]
Um der diversen Zusammensetzung der Gesamtgruppe gerecht zu werden, muss durch die Bereitstellung von gezielt aufbereiteten Hintergrundinformationen eine vergleichbare Informiertheit aller sichergestellt werden. Zudem muss die aktive Beteiligung aller und ein konstruktiver, wertschätzender Umgang miteinander durch eine professionelle, unabhängige Prozessbegleitung und die Organisation der Planungszelle sichergestellt werden (Matthies & Blöbaum, 2008).[2] Es werden Expert*innen in den Prozess miteingebunden, die einen Überblick zum Thema geben und mehrere Standpunkte darstellen, um einer einseitigen Beeinflussung von Entscheidungen entgegenzuwirken.
Die Ergebnisse einer Planungszelle werden anschließend in einem Gutachten (im Projekt KlimaPlan genannt) mit entsprechenden Reflexionen und Empfehlungen festgehalten.
Vorbereitung eines Hochschulklimarats
Gewinnung von Teilnehmenden
Entsprechend der Idee der Planungszelle sollen die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip unter Berücksichtigung von soziodemografischen Merkmalen ausgewählt werden, um eine möglichst repräsentative Gruppe zu erhalten und viele Perspektiven einbeziehen zu können
Empfehlungen
- Bereits vor der Auswahl von Teilnehmenden sind über eine Webseite und andere Informationskanäle Informationen zum Ziel und Ablauf des HKR transparent zu machen.
- Bei der Zufallsauswahl aus den drei Mitgliedergruppen der Mitarbeitenden (Wissenschaftliche Mitarbeitende, wissenschaftsunterstützende Mitarbeitende, Professor*innen) kann die Personalabteilung unterstützen, indem Mailadressen oder ähnliches, ggf. auch Informationen zu soziodemografischen Merkmalen, zur Verfügung gestellt werden
- Bei der Zufallsauswahl von Studierenden kann ggf. die Studierendenverwaltung/ -sekretariat unterstützen, dies muss aber datenschutzrechtlich geprüft werden. Ein frühzeitiger Kontakt zur datenschutzbeauftragten Person ist sinnvoll.
- Die persönliche Ansprache (z. B. „Sehr geehrtes Mitglied der Hochschule, […] Sie sind nach dem Zufallsprinzip ausgelost worden, um […] mitzuwirken“) ist gegenüber der generischen Ansprache (z. B. „Sehr geehrte Studierende, […] Sie sind eingeladen, sich für das Auswahlverfahren zur Teilnahme am Hochschulklimarat […] anzumelden.“) zu bevorzugen. Hierbei sind höhere Rücklaufquoten und eine geringere Selbstselektion zu verzeichnen.
- Es sind initial deutlich mehr Personen zu kontaktieren, als für den HKR gebraucht werden. Da die Antwortrate auch von der Art der Ansprache und der Mitgliedergruppe abhängt, ist es schwierig, hier eine konkrete Zahl zu nennen. Basierend auf den Erfahrungen im Projekt KlimaPlanReal bewegt sich dies zwischen fünfmal so vielen Personen wie benötigt (bei Mitarbeitenden mit persönlicher Ansprache) bis vierzigmal so vielen Personen wie benötigt (bei Studierenden mit generischer Ansprache)
- Eine Freistellung der Mitarbeitenden für die Teilnahme, sowie eine Anerkennung der Leistung der Studierenden (z. B. durch Credits) ist im Vorfeld mit der Hochschulleitung bzw. Vorgesetzten (gerade bei Drittmittelbeschäftigten) zu klären.
Teilnehmenden-Gewinnung im Projekt KlimaPlanReal
- Die Soll-Größe eines HKRs betrug 36 Personen
- 18 Studierende
- 18 Mitarbeitende, darunter
- 6 Professor*innen
- 6 wissenschaftliche Mitarbeitende,
- 6 wissenschaftsunterstützende Mitarbeitende
- Ein paritätisches Geschlechterverhältnis innerhalb der Mitgliedergruppen wurde darüber hinaus angestrebt.
- An einer Hochschule wurde zudem die anteilige Repräsentation der verschiedenen Fachbereiche berücksichtigt.
- Im Projekt KlimaPlanReal wählten wir ein zweiwelliges Einladungs-Vorgehen:
- Zunächst wurde ein größerer Personenkreis (mittels Zufallsauswahl oder Grundgesamtheit, s. u.) kontaktiert und eingeladen, am Hochschulklimarat teilzunehmen. Um sich zu registrieren, mussten die Eingeladenen zunächst an einer Befragung teilnehmen. In der Befragung gaben etwa 64% der Eingeladenen ihre Bereitschaft zur Teilnahme am HKR an.
- Aus diesem verkleinerten Pool der Interessent*innen wurden dann mittels Zufallsauswahl unter Berücksichtigung der Quoten für Mitgliedergruppe und Geschlecht (und ggf. Fachbereich) die Personen ausgewählt, die final für die Teilnahme eingeladen wurden.
- Gleichzeitig bildete die Befragung die Grundlage für die Prä-Post-Evaluation des HKRs.
- Sobald eine eingeladene Person die Termine nicht einrichten konnte, wurde aus dem Pool der Interessent*innen neu gezogen, bis alle Plätze für den Hochschulklimarat entsprechend der Mitgliedergruppe und des Geschlechterverhältnisses besetzt waren.
Praktische Herausforderungen und Erfahrungen
- Kleine Grundgesamtheit: Insbesondere an kleineren HS waren manche Mitgliedergruppen (z. B. weibliche Professor*innen) schnell „erschöpfend“ kontaktiert.
- Zufallsauswahl: Datenschutzbestimmungen stellten eine Hürde für die Zufallsauswahl dar.
- In den Mitgliedergruppen der Mitarbeitenden war an drei von vier beteiligten Hochschulen eine Zufallsauswahl umsetzbar. Bei einer Hochschule wurden stattdessen alle Mitarbeitenden kontaktiert.
- Die Zufallsauswahl von Studierenden war nur an einer der vier beteiligten Hochschulen möglich. Bei den anderen drei Hochschulen wurde die Gesamtheit der Studierenden kontaktiert. Dies erfolgte über Mailverteiler und weitere Kanäle (Social Media, Poster, StudIP, direkte Ansprache).
- Mögliche „unkontrollierbare“ Aspekte waren auch, inwiefern kontaktierte Personen ihre Einladung selbstständig an Kolleg*innen weitergegeben haben oder inwiefern mit den jeweiligen Projektteams vor Ort außerhalb des Rekrutierungsvorgangs Kontakt aufgenommen wurde und ein Wille zur Teilnahme kundgetan wurde.
- Rücklaufquote
- Die Rücklaufquote für die Teilnahme an der initialen Befragung (an deren Ende die Eingeladenen sich für den HKR registrieren konnten, s. o.) war nach Zufallsauswahl mit persönlicher Ansprache (10,5% bei Studierenden einer HS bis 54,2% beim wissenschaftsunterstützenden Personal einer HS) deutlich höher als in den Fällen, wo die Grundgesamtheit mit generischer Ansprache kontaktiert wurde (0,4% bei Studierenden einer HS bis 17,5% bei den Professor*innen einer HS).
- Die Rücklaufquote war insbesondere bei den Studierenden gering (ca. 0,5 % bei Kontaktierung der Grundgesamtheit mit generischer Ansprache, ca. 10% bei persönlicher Ansprache).
- Folgende Lösungen zur Freistellung der Mitarbeitenden bzw. Anerkennung der Leistung der Studierenden wurden genutzt:
- Für Studierende:
- Möglichkeit zum Erhalt eines Teilnehmendenzertifikat
- Anrechnung mit einem ECTS für das Nachhaltigkeitszertifikat
- Anrechnung mit ECTS im Rahmen der Allgemeinen Schlüsselqualifikationen (ASQ), nach Erstellung einer zusätzlichen Ausarbeitung
- Anrechnung in Form eines „Projektwochenscheins“ (1SWS) als Teil eines Projektmoduls, für das ECTS erworben werden können
- Für Mitarbeitende: Freistellung bzw. Anerkennung als Arbeitszeit
- Für Studierende:
- Insgesamt nahm der Prozess der Teilnehmenden-Gewinnung wesentlich mehr Zeit in Anspruch, als ursprünglich eingeplant wurde und musste trotz des Anspruches der Vergleichbarkeit und Standardisierung auf jede Hochschule auf Grund von individuellen Rahmenbedingungen angepasst werden.
- Bei der Veranstaltung wurden Namensschilder ohne Angabe der Mitgliedergruppenzugehörigkeit verwendet. Dies ist zu empfehlen, um eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zu erleichtern.
Unterstützung durch Fach- und Umsetzungsexpert*innen
Expert*innen wurden in den Hochschulklimaräten im Projekt KlimaPlanReal an mehreren Stellen einbezogen:
- Die Teilnehmenden wurden durch Impulsvorträge von Fachexpert*innen am ersten Tag (siehe Ablauf HKR) auf den gleichen Wissensstand gebracht, um mit einer gemeinsamen Informationsgrundlage an Empfehlungen arbeiten zu können.
- Am zweiten Tag (siehe Ablauf HKR) standen Fachexpert*innen sowie lokale Umsetzungsexpert*innen den Teilnehmenden beratend zur Verfügung.
- Die einbezogenen Expert*innen hatten kein Stimm- oder Einflussrecht auf die entwickelten Maßnahmen. Ihnen kam dennoch aufgrund ihres Wissens zur Komplexität oder Machbarkeit von Maßnahmen eine Schlüsselrolle zu.
Akquise von Expert*innen
- Grundlage für die Auswahl von Expert*innen bildete die Akteur*innenanalyse. Für jedes der drei impactrelevanten Transformationsfelder wurde an jeder Projekthochschule eine Übersicht den hochschulinternen Expert*innen erstellt.
- Erweitert wurde diese Liste um „externe“ Expert*innen, die nicht an den Projekthochschulen selbst tätig sind, sondern in den entsprechenden Themengebieten Expertise haben und diese an eine heteroge Gruppe adäquat weitergeben können.
- Die Akquise erfolgte überwiegend (video-)telefonisch.
- Mit den Expert*innen sollte bereits frühzeitig (mindestens vier Wochen Vorlaufzeit) Kontakt aufgenommen werden.
Beauftragung eines externen Anbieters für die Durchführung
Die Unterstützung der Teilnehmenden durch professionelle Prozessbegleiter*innen ist für das Verfahren der Planungszelle konstitutiv (Matthies & Blöbaum, 2008)[2]. Für einen externen Anbieter spricht nicht nur dessen Erfahrung und Expertise, sondern vor allem dessen Neutralität gegenüber hochschulpolitischen Prozessen und die Vermeidung von Interessenskonflikten.
Im Projekt KlimaPlanReal war ein weiteres Ziel, die vier Hochschulklimaräte über die Hochschulen hinweg möglichst vergleichbar zu halten. Dazu wurde für alle HKR ein externes Unternehmen mit Erfahrung in der Durchführung von partizipativen Verfahren beauftragt.
Inhalt der Leistungsbeschreibung war:
- Konzepterstellung in Absprache mit dem Auftraggeber zur Durchführung der HKRs
- Schulung von ca. zehn wissenschaftlichen Hilfskräfte u. Mitarbeitenden in (Co-)Moderationstechniken, um diese zu befähigen, die Kleingruppen in den Arbeitsphasen in Zweierteams eigenständig zu moderieren.
- Durchführung und Dokumentation der vier HKRs
- Feedback zu, von den Hochschulen, erstellten KlimaPlänen
Die Kosten für den externen Anbieter beliefen sich auf ca. 50.000€.
Im Projekt KlimaPlanReal lag die Konzipierung der HKR hauptsächlich beim Projektteam und die Moderation beim externen Anbieter, um die praktische Durchführung eines Hochschulklimarats bei gleichzeitiger Vergleichbarkeit zwischen den vier Standorten und die begleitende Transformationsforschung zu ermöglichen. Diese Trennung ist in der Praxis jedoch eher unüblich.
Vergleichbarkeit zwischen den vier Standorten und die begleitende Transformationsforschung zu ermöglichen. Diese Trennung ist in der Praxis jedoch eher unüblich.
Empfehlungen
- Im Rahmen der Angebotsplanung ist frühzeitig mit der Erstellung einer Leistungsbeschreibung zu beginnen und gegebenenfalls ein Richtpreisangebot einzuholen, um das Finanzvolumen abzuschätzen und die passende Vergabeart zu bestimmen. Die Vorgaben der jeweiligen Institution und gegebenenfalls des Fördermittelgebers sind zu berücksichtigen. Eine frühzeitige Klärung des geeigneten Vergabeverfahrens und der einzuhaltenden Fristen sind unerlässlich.
Weitere Hinweise zur Planung eines Hochschulklimarats
- Dauer von Prozessen nicht unterschätzen: Im Projekt KlimaPlanReal hatten wir etwa zwei bis drei Monate Zeit zur Feinplanung mit dem Moderationsteam, der Gewinnung von Expert*innen und Teilnehmenden. Hier wäre eine Zeitspanne von ca. sechs Monaten angemessener.
- Parallelprozesse kennen und Konflikte vermeiden: Die Planung und die Konsequenzen eines Hochschulklimarats sollten vor dessen Initiierung mit der Hochschulleitung transparent besprochen werden. Interferenzen mit parallel laufenden Prozessen bzw. Doppelstrukturen sollten vermieden werden, bestenfalls ergeben sich Synergien.
Ablauf eines Hochschulklimarats
Idealtypischer Ablauf
Auf Grundlage unserer Erfahrungen im Projekt KlimaPlanReal (siehe Tatsächlicher Ablauf empfehlen wir den folgenden, viertägigen Ablauf. Diesen werden wir im Projekt KlimaPlanReal – intensified selbst umsetzen.

Tatsächlicher Ablauf im Projekt KlimaPlanReal
Tatsächlich wurde bei KlimaPlanReal ein zweitägiger Ablauf umgesetzt, welcher nun dargestellt wird.
Um das umfassende Thema Klimaneutralität greifbarer zu machen, wurden vorab durch das KlimaPlanReal-Projektteam auf Basis einer universitätsvergleichenden Studie (Helmers et al., 2023) drei impactrelevante Transformationsfelder ausgemacht, die sich jeweils in zwei Handlungsfelder unterteilten.[4]

Die Hochschulklimaräte kamen an jeweils zwei Terminen zusammen. Während es an Tag 1 vor allem darum ging, den Teilnehmenden Informationen zu vermitteln, nahmen diese an Tag 2 eine aktive Rolle ein. Das Ziel dieser Sitzung war die Erarbeitung von Maßnahmen zu den Handlungsfeldern, unter Einbeziehung hochschulinterner Expert*innen. Für jedes Handlungsfeld sollten ca. fünf bis zehn Maßnahmen entwickelt und durch die Teilnehmenden priorisiert werden.
Die Moderation der Hochschulklimarats-Sitzungen erfolgte durch einen externen Anbieter. Der Ablauf ist in Abbildung 3a (Tag 1) und 3b (Tag 2) schematisch dargestellt.
Die während der HKR erarbeiteten Maßnahmen wurden durch die KlimaPlanReal-Projektteams jeweils in einem hochschulspezifischen KlimaPlan verschriftlicht (analog zu einem Bürger*innengutachten), und den Mitgliedern des HKR anschließend noch einmal zur Konsultation per Mail gesendet. Die KlimaPläne wurden an die entsprechenden Hochschulleitungen hochschulöffentlich übergeben. Dies fand im Rahmen von Senatssitzungen, der Ringvorlesung Nachhaltigkeit oder als eigenständiger Termin statt.


Details und Praxis-Hinweise
Backcasting
- Angelehnt an die Kreativitätsmethode „Backcasting“ wurde ein Zukunftsbild für die Hochschule erarbeitet. Übergeordnetes Ziel dabei war die Klimaneutralität.
- Der Impuls für das Backcasting lautete: Heute ist der TT.MM.2030 [2035 /2040]. Sie befinden sich auf dem Weg zur [Hochschule]. Eigentlich ist alles wie immer. Ihnen fällt ein, dass genau vor 7 [12 / 17] Jahren der Hochschulklimarat stattgefunden hat. Und Sie treffen zufällig auf andere Mitglieder/Teilnehmende von damals! Das ist doch eine gute Möglichkeit zu schauen, was sich in den vergangenen Jahren geändert hat.“ Das Jahr wurde entsprechend des Zieljahrs, welche die Hochschule für ihre Klimaneutralität formuliert hatte, angepasst.
- Das Backcasting fand in Kleingruppen statt und bildete den Auftakt für die Maßnahmenerarbeitung. Die Vision einer klimaneutralen Hochschule in den jeweiligen Themenbereichen wurde durch die nächsten Gruppen ergänzt und vervollständigt
- Zeitrahmen: ca. 2 Stunden
- Empfehlenswert als kreative Einstiegsmethode
Kleingruppenarbeit
- Basierend auf den Zukunftsvisionen der Teilnehmenden wurden dann erste Maßnahmensteckbriefe ausgearbeitet.
- In den zweiten und dritten Runden wechselten die Mitglieder die impactrelevanten Transformationsfelder und die Gruppe, sodass jede Person in wechselnden Gruppenkonstellationen an jedem der drei Transformationsfelder mitgearbeitet hat. Die zweite und dritte Runde brachten sowohl Erweiterungen der bisherigen Maßnahmen als auch neue Maßnahmen hervor.
- Empfehlung zur Gruppeneinteilung: Es sollte erwogen werden, längere Bearbeitungszeiten innerhalb derselben Gruppe einzuplanen. Dies würde mehr Raum für vertiefte Diskussionen und Auseinandersetzung mit den Maßnahmenvorschlägen schaffen und verhindern, dass Gruppen auseinandergerissen werden. Gleichzeitig ist abzuwägen, ob der Vorteil „frischer Perspektiven“ durch wechselnde Gruppen wichtiger ist als eine tiefere inhaltliche Auseinandersetzung.
- Empfehlung zur Gruppenarbeit: Es sollte sichergestellt werden, dass Maßnahmen von allen Gruppenmitgliedern gemeinsam erarbeitet und diskutiert werden, um die Beteiligung aller zu fördern und ein ausgewogenes Ergebnis zu erzielen.
Einbezug von Expert*innen
- Den Teilnehmenden standen in allen drei Gruppenarbeitsphasen Fachexpert*innen zum telefonischen Kontakt zur Verfügung. In der zweiten und dritten Gruppenarbeitsphase standen für die drei impactrelevanten Transformationsfelder Umsetzungsexpert*innen aus der jeweiligen Hochschule für Fragen zur Verfügung (teils telefonisch, teils vor Ort).
- Für Rückmeldungen zur Sinnhaftigkeit und Realisierbarkeit von Maßnahmenvorschlägen ist der Einbezug von Expert*innen wichtig.
- Der Einbezug von Umsetzungs-Expert*innen war in diesem Projekt aufgrund der nötigen Zusammenarbeit in den später startenden Transferlaboren sinnvoll.
- Wir empfehlen die Einbindung von Expert*innen in Präsenz, da die Möglichkeit zur telefonischen Konsultation von den Mitgliedern des HKRs nicht genutzt wurde.
- Die Moderation des HKR sollte darauf achten, dass Expert*innen den Prozess unterstützen, ohne zu viel Redezeit einzunehmen, ohne ihre persönlichen Interessen in den Vordergrund zu stellen, und ohne dass die Diskussion persönlicher Interessen der Teilnehmenden mit den Expert*innen die Arbeit an den Maßnahmen in den Hintergrund drängt.
Priorisierung der Maßnahmenvorschläge
- Die durch die Kleingruppen entwickelten Maßnahmensteckbriefe wurden auf Pinnwänden ausgestellt und es fand ein sogenannter Gallery-Walk statt, um sich einen letzten Überblick über alle Maßnahmen zu verschaffen.
- Mit der Frage: „Welche Maßnahme sollte aus Ihrer Sicht sofort umgesetzt werden?“ konnten die Teilnehmenden in jedem der drei Transformationsfelder (Mobilität, Regenerativer Campus, Ernährung & Beschaffung) zwei Maßnahmen mithilfe von zwei Klebepunkten priorisieren. Insgesamt hatte jede Person somit eine Stimme pro Handlungsfeld (z.B. 1 Punkt für Maßnahmen in Bezug auf Geschäftsmobilität), um jeweils die aus ihrer Sicht dringlichste Maßnahme auszuwählen. Es wurde nicht eingegriffen, wenn innerhalb eines Transformationsfeldes auch zwei Stimmen für ein Handlungsfeld verwendet wurden.
- Für die Priorisierung sollte auf die Lesbarkeit und Verständlichkeit der Maßnahmensteckbriefe geachtet werden
- Es sollte genug Zeit eingeräumt werden, um sich vor der Priorisierungsentscheidung mit den Maßnahmenvorschlägen auseinanderzusetzen.
- Es sollte eindeutig sein, nach welchem Kriterium (wichtig vs. dringend) priorisiert wird. Geeignet als Priorisierungsfrage wäre z. B. „Welche Maßnahme ist Ihnen besonders wichtig?“ Optional kann mit einer zweiten Farbe bewertet werden: „Welche Maßnahme könnte sofort umgesetzt werden?“
- Es sollte vorab geklärt werden, wie mit Maßnahmenvorschlägen umgegangen wird, die mit 0 Punkten priorisiert werden (Aufnahme in den KlimaPlan /das Gutachten?)
Abschluss
- Der Hochschulklimarat endete mit einer Zusammenfassung der priorisierten Maßnahmen, einem Ausblick, wie es mit den erarbeiteten Maßnahmen weitergeht und dem Dank an die Teilnehmenden durch das Moderations- und Projektteam. Nach der Verabschiedung hatten Teilnehmende noch Zeit zum gegenseitigen Austausch.
Zeitwohlstand
- Insgesamt wurden die bisherigen anderthalbtägigen HKRs als zu kurz empfunden. Teilnehmende benötigten mehr Zeit für die Erarbeitung und Diskussion von Maßnahmenvorschlägen in den Kleingruppen, die Konsolidierung von Ideen und Priorisierungsentscheidungen.
Dokumentation: Vom Maßnahmensteckbrief zum KlimaPlan
- In den Kleingruppen wurden Maßnahmensteckbriefe anhand einer Vorlage (Abb. 4) erarbeitet.
- Die oft stichpunktartigen Maßnahmensteckbriefe wurden nach dem HKR von den Moderator*innen und Co-Moderator*innen ausformuliert.
- Im Nachgang recherchierten die Projektmitarbeitenden Unklarheiten, falsche Annahmen oder Angaben, um diese für den KlimaPlan zu korrigieren. Die Maßnahmen wurden dabei nicht kuratiert, sondern lediglich redaktionell bearbeitet. Entsprechend handelt sich nicht immer um rechtlich oder tatsächlich umsetzbare Maßnahmen.
- Anschließend wurde den Mitgliedern des HKR der KlimaPlan mit den ausformulierten Maßnahmen per Mail zur Konsultation vorgelegt, mit der Möglichkeit, Rückmeldungen zu geben und Fehler zu korrigieren. In der anschließenden Überarbeitung erfolgten keine inhaltlichen Änderungen der Maßnahmen mehr, sondern lediglich Fehlerkorrekturen.
- Um im weiteren Transformationsprozess gut auf den Maßnahmen im KlimaPlan aufbauen zu können, sollte die Moderation darauf achten, dass im Steckbrief SMARTe Ziele formuliert werden (Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch und Terminiert). Ggf. kann die Steckbrief-Vorlage angepasst werden, um dies zu unterstützen.

Öffentlichkeitsarbeit und strukturelle Verankerung
- Bereits vor der Auswahl von Teilnehmenden sind über eine Webseite und andere Informationskanäle (z. B. Social Media, Newsletter, Rundmail der Hochschulleitung, Personalversammlung / Personalrat) Informationen zum Ziel und Ablauf des HKR transparent zu machen. Auch während und nach dem Hochschulklimarat sollten entsprechende Kanäle genutzt werden, um die Hochschulöffentlichkeit über Prozesse und Ergebnisse zu informieren.
- Die Unterstützung der Hochschulleitung für den Hochschulklimarat ist essenziell für den langfristigen Erfolg.
- Idealerweise gibt es vorab ein Commitment aus dem Senat / der HS-Leitung / legitimierten Gremien der Hochschule, inwieweit die erarbeiteten Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden bzw. bei Planungen Berücksichtigung finden.
- Den Teilnehmenden des Hochschulklimarats sollte transparent gemacht werden, inwiefern die Gruppe legitimiert ist, Maßnahmen zu entwickeln und wie es im Anschluss an den HKR mit den erarbeiteten Maßnahmen weitergeht.
- Essenziell für das Vertrauen in das Verfahren ist es, dass von etwaigen Zusagen später im Prozess nicht abgewichen wird. Unverbindlichkeit kann zu Frustration und Misstrauen führen.
- Eine offizielle Begrüßung des/der Rektor*in oder Präsident*in der Hochschule kann dazu beitragen, dem Verfahren Legitimität zu verleihen und zeigt Wertschätzung gegenüber den Teilnehmenden.
- Auch im Nachgang des HKRs sind eine gute Kommunikation, Transparenz und Erwartungsmanagement entscheidend für die Wahrnehmung der Teilnehmenden. Die Nachbetreuung der Teilnehmenden sollte im weiteren Verlauf nicht vernachlässigt werden. Im Fall von KlimaPlanReal erfolgte dies zum Beispiel durch:
- Einbezug der Teilnehmenden des HKR bei der feierlichen Übergabe der KlimaPläne an die Hochschulleitungen.
- Möglichkeit für die Teilnehmenden des HKR, im Transferlabor selbst an der Maßnahmenumsetzung mitzuwirken.
- Information an die Teilnehmenden des HKR, wie die Umsetzung im ersten Transferlabor erfolgt ist.
- Transparente Darstellung der integrierten Bewertung auf der Projektwebsite
Integrierte Bewertung und Auswahl von Pilotmaßnahmen
Die integrierte Bewertung war ein zentrales Instrument im KlimaPlanReal-Prozess, um die vom Hochschulklimarat vorgeschlagenen Klimaschutzmaßnahmen systematisch, objektiv und transparent zu bewerten und daraus Pilotmaßnahmen für die Umsetzung in den Transferlaboren auszuwählen. Ziel war es, die Wirksamkeit, Umsetzbarkeit und Relevanz der Maßnahmen sicherzustellen.
Zielsetzung:
- Vergleichbarkeit und Nachvollziehbarkeit der Maßnahmenbewertung
- Auswahl von Maßnahmen anhand von definierten Kriterien, unter Berücksichtigung quantitativer (z. B. Kosten, CO₂-Einsparung, Umsetzbarkeit) und qualitativer (z. B. Sichtbarkeit, Akzeptanz, Innovationspotenzial) Indikatoren.
- Sicherstellung, dass alle Mitgliedergruppen (Studierende, wissenschaftliches und wissenschaftsunterstützendes Personal und Professor*innen) durch die ausgewählten Maßnahmen angesprochen werden.
Praxisbeispiel KlimaPlanReal:
Die Kriterien und Bewertungsmaßstäbe zur Auswahl von geeigneten Maßnahmen für die Transferlabore wurden mit dem Projektbeirat erarbeitet und hochschulübergreifend abgestimmt. Die Bewertungen sind in den Dokumenten Impact-Bewertung von jeder Hochschule dokumentiert und auf der Projektwebsite veröffentlicht. Die Bewertung erfolgte in der Regel durch die Projektmitarbeitenden von KlimaPlanReal, zum Teil nach Rücksprache mit Fachexpert*innen.
Schritte der integrierten Bewertung
Die Bewertung der Maßnahmen erfolgte in fünf Schritten. Die ersten drei Schritte enthalten die Pflichtkriterien. Schritt vier und fünf beinhalten optionale Kriterien.
1. Im ersten Schritt der Bewertung wurden die Kosten sowie die Umsetzungsdauer der einzelnen Maßnahmen geschätzt.
- Umsetzungsdauer: Enthält eine grobe Schätzung über die Umsetzungsdauer der Maßnahme. Die Einschätzung erfolgt in Monaten (M) + qualitative Beschreibung.
- Für die Transferlabore wurde eine maximale Umsetzungsdauer von 10 Monaten als Kriterium gesetzt, da dies der Laufzeit des Arbeitspaketes der Transferlabore entsprach.
- Berücksichtigung von Vorlaufzeiten (z. B. für Beschaffung oder Genehmigungen).
- Umsetzungskosten: Enthält eine grobe Schätzung, teilweise auch Beispielrechnungen, über die Umsetzungskosten. Einschätzung der initialen Kosten in Euro.
- Im KlimaPlanReal-Projekt wurde ein Maximalbudget von 10.000 € pro Pilotmaßnahme für die Transferlabore festgelegt. Maßnahmen, die diesen Rahmen überschritten, wurden für die Pilotierung ausgeschlossen oder angepasst.
2. Anschließend wurden die Maßnahmen nach ihrem erwarteten Potenzial für Treibhausgaseinsparungen geordnet.
- Einsparungspotenzial Treibhausgasemissionen: Enthält eine grobe Schätzung, teilweise auch Beispielrechnungen, über das (jährliche und kumulierte) Einsparungspotenzial von Treibhausgasemissionen. Die Einschätzung erfolgte nach Möglichkeit in Tonnen CO2-äquivalenter Emissionen und ggf. einer qualitative Einordnung.
- Das Minderungspotenzial wurde auf Basis von Verbrauchsdaten, Erfahrungswerten und wissenschaftlichen Annahmen berechnet.
- Maßnahmen mit hohem Einsparpotenzial wurden bevorzugt, sofern sie realistisch umsetzbar waren
3. Nachfolgend wurde die Priorisierung der Teilnehmenden des Hochschulklimarats berücksichtigt (siehe oben).
4. Weitere optionale Kriterien wurden betrachtet wie bspw. Sichtbarkeit, Wartungskosten, Zusatznutzen und Stand der Bearbeitung (ähnlicher Maßnahmen) an der Hochschule.
- Wartungskosten: Enthält eine grobe Schätzung über die jährlich zu erwartenden Kosten zur Aufrechterhaltung der Wirkung dieser Maßnahme.
- Bereits an der HS in Bearbeitung: Meint, ob es bereits Prozesse, Projekte oder ähnliches gibt, in denen diese Maßnahme oder Teile von ihr bereits mitgedacht werden (können). Einschätzung über „ja / nein“ sowie die qualitative Beschreibung.o Maßnahmen, die bereits durch die Hochschulleitung oder an anderer Stelle aktiv oder zukünftig - ggf. mit größerem Finanzvolumen – verfolgt werden, wurden als Transferlabor-Maßnahmen ausgeschlossen, um Parallelstrukturen zu vermeiden.
- Sichtbarkeit: Umfasst die Anzahl der Mitgliedergruppen (0-5), die von der Maßnahme betroffen sind bzw. mit ihr in Berührung kommen: Studierende, wissenschaftliche Mitarbeitende, wissenschaftsunterstützendes Personal, Professor*innen., Externe/Besucher*innen. Maßnahmen, die möglichst viele Mitgliedergruppen ansprechen, werden bevorzugt.
- Klimaanpassung: Umfasst, inwieweit durch diese Maßnahme die Folgen des Klimawandels abgemildert bzw. reduziert werden. Eine Einschätzung erfolgte über eine qualitative Beschreibung.
- Biodiversitätsfördernd: Umfasst, inwieweit durch die Maßnahme, die Erhöhung der Artenvielfalt sowie die Vielfalt an Lebensräumen und deren Habitatqualität erfolgt. Einschätzung über „ja/nein“ sowie eine qualitative Beschreibung.
5. Anhand der finalen Bewertungen und Begründungen pro Themenfeld wurden möglichst eine Top-Maßnahme bestimmt. Ggf. wurden hierfür mehrere kleine oder Themenfeld-übergreifende Maßnahmen zusammengelegt.
Anschließend wurden unter diesen Top-Maßnahmen - nach Rücksprache mit der Hochschulleitung - pro Hochschule zwei der Maßnahmen für die beiden Transferlabore ausgewählt.
Praktische Erfahrungen, Hindernisse und Empfehlungen
Beispiele
- erfolgte Impactbewertungen im Projekt KlimaPlanReal
- Excel-Tabelle, um selber eine Impact-Bewertung durchzuführen
Praktische Erfahrungen aus KlimaPlanReal
- Vielfalt der Maßnahmen: Die Berücksichtigung sowohl technischer als auch verhaltensbezogener und struktureller Maßnahmen führte zu einer breiten Palette an potenziellen Maßnahmen, die unterschiedliche Handlungsfelder und Zielgruppen adressierten.
- Ressourcenorientierung: Die Begrenzung auf 10.000 € Budget und 10 Monate Umsetzungszeit pro Maßnahme erwies sich als knapp bemessen und sollte verlängert werden. Die begrenzten Ressourcen führten dazu, dass vielversprechende Maßnahmen mit einem höheren THG-Minderungspotenzial (z.B. größere bauliche Veränderungen mit langen Planungshorizonten) oftmals ausgeschlossen werden mussten.
Häufige Hindernisse bei der Bewertung von Maßnahmen
| Hindernis | Beispiel aus der Praxis | Empfehlung |
| Unterschiedliche Vorstellungen über Prioritäten | Hochschulleitung, Projektteam, Fachexpert*innen bewerten Kriterien als unterschiedlich wichtig, z.B. Klimawirkung wichtiger als Sichtbarkeit oder Akzeptanz | Gemeinsame Festlegung der Gewichtung der Kriterien zu Beginn des Prozesses kann die Akzeptanz und Nachvollziehbarkeit erhöhen |
| Transparenz der Auswahlkriterien | Frühzeitige Bereitstellung umfassender Information zum Auswahlprozess. | Veröffentlichung der integrierten Bewertung und der Auswahlkriterien auf einer Webseite sowie anderen relevanten Plattformen (z.B. auch Vorstellung im Rahmen einer Veranstaltung), um die Akzeptanz und Nachvollziehbarkeit zu erhöhen. |
| Unvollständige oder unsichere Datenlage | Bei einigen Maßnahmen war das CO₂-Einsparpotenzial und andere Kriterien schwer quantifizierbar | Nutzung von Bandbreiten/Schätzungen und transparente Kennzeichnung von Unsicherheiten sowie das Heranziehen qualitativer Kriterien |
| Zeitdruck bei der Bewertung und Auswahl | zu enger Zeitplan der Hochschulklimarat-Sitzungen für eine adäquate Priorisierung | mehr Zeit für die Priorisierung einplanen, ggf. zusätzliche Treffen oder digitale Abstimmungen |
| Zielkonflikte zwischen Maßnahmen | Maßnahmen mit hoher Klimawirkung, aber geringer Akzeptanz oder umgekehrt | Offene Diskussion, ggf. Kombination oder Anpassung der Maßnahmen |
| Umsetzungshürden nach Auswahl | Genehmigungen, technische oder organisatorische Probleme | Realistische Machbarkeitsprüfung bereits im Bewertungsprozess, Unterstützung durch Expert*innen, gerade in Bezug auf die zeitlichen Dimensionen aufgrund von Formalien[RS1] |
Literaturverzeichnis
Blöbaum, A., & Baasch, S. (2017). Partizipation im Umweltkontext: Einführung in das Schwerpunktthema. Umweltpsychologie, 21(2), 5–10.
Bürgerrat Klima. (2021). Unsere Empfehlungen für die deutsche Klimapolitik [Gutachten]. https://buergerrat-klima.de/downloadPdf/41
Helmers, E., Chang, C. C., & Dauwels, J. (2021). Carbon footprinting of universities worldwide: Part I—objective comparison by standardized metrics. Environmental Sciences Europe, 33(1), 30. https://doi.org/10.1186/s12302-021-00454-6
Matthies, E., & Blöbaum, A. (2008). Partizipative Verfahren und Mediation. In E. D. Lantermann & V. Linneweber (Hrsg.), Umweltpsychologie (Band 1: Grundlagen, Paradigmen und Methoden der Umweltpsychologie, S. 811–837). Hogrefe.
Dienel, C. D. (1997). Die Planungszelle: Der Bürger plant seine Umwelt. Eine Alternative zur Establishment-Demokratie. Westdeutscher Verlag.
Links, Material, Ansprechpersonen
Ansprechperson KlimaPlanreal
Clara Simon
Otto-von-Guericke Universität Magdeburg
clara.simon[at]ovgu.de
KlimaPläne der beteiligten Hochschulen
Der Hochschulklimarat an der Hochschule Anhalt, Tischew, S., Hensen, H., Dullau, S., Rühmland, S., Kastner, K., Schmid, C., Tesch, J., Herth, L., Hütte, A., Icard, M., Löchtefeld, S., Wahlmann, M., & Stietz, J. (2023). Unser Klimaplan für die Hochschule Anhalt: Mit Maßnahmenvorschlägen von 28 teilnehmenden Mitgliedern der Hochschule Anhalt am Hochschulklimarat als Beitrag zur Erreichung der Treibhausgasreduktion. https://www.hs-anhalt.de/nachhaltigkeit/klimaplanreal.html
Heilmann, A., Schaller, P., Pfitzner, B., Klinner, A., Schmid, C., Kastner, K., Matthies, E., Bokowski, J., Nimführ, C., & Palme, H. (2023). Unser Klimaplan für die Hochschule Harz: Ideen von 28 Mitgliedern der Hochschule Harz zur Erreichung der Treibhausgasneutralität (Harzer Hochschultexte Nr. 15). Hochschule Harz. https://doi.org/10.25673/116333
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Stabsstelle Vielfalt und Chancengleichheit. (2023). Unser Klimaplan für die Uni Halle: Maßnahmenempfehlungen von 36 Mitgliedern der MLU zur Treibhausgasreduktion der Universität. https://www.rektorin.uni-halle.de/stabsstellen/vielfalt-chancengleichheit/nachhaltigkeit/klimaplanreal/hochschulklimarat/
Rühmland, S., Künzel, C., Matthies, E., Kastner, K., Schmid, C., & Herth, L. (2023). KlimaPlan für die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.14965982
weiterführendes / interessantes Material
Krenzer, S., & Socher, S. (2024). Kommunale Bürgerräte organisieren. Handbuch für den Weg von der ersten Idee bis zur Verwendung der Empfehlungen (Mehr Demokratie e. V., IDPF Wuppertal, Bergische Universität Wuppertal, & RIFS Potsdam, Hrsg.). https://www.buergerrat.de/fileadmin/downloads/handbuch-kommunale-buergerraete.pdf
Einzelnachweise
- ↑ Dienel, C. D. (1997). Die Planungszelle: Der Bürger plant seine Umwelt. Eine Alternative zur Establishment-Demokratie. Westdeutscher Verlag.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Matthies, E., & Blöbaum, A. (2008). Partizipative Verfahren und Mediation. In E. D. Lantermann & V. Linneweber (Hrsg.), Umweltpsychologie (Band 1: Grundlagen, Paradigmen und Methoden der Umweltpsychologie, S. 811–837). Hogrefe.
- ↑ Bürgerrat Klima. (2021). Unsere Empfehlungen für die deutsche Klimapolitik [Gutachten]. https://buergerrat-klima.de/downloadPdf/41
- ↑ Helmers, E., Chang, C. C., & Dauwels, J. (2021). Carbon footprinting of universities worldwide: Part I—objective comparison by standardized metrics. Environmental Sciences Europe, 33(1), 30. https://doi.org/10.1186/s12302-021-00454-6