HOCH-N:Ausblick und Schnittstellen des Leitfadens Forschung: Unterschied zwischen den Versionen
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|Themenbezug=Nachhaltigkeit, Kultur/Kreatives, Lehre, Betrieb | |Themenbezug=Nachhaltigkeit, Kultur/Kreatives, Lehre, Betrieb | ||
|Kategorien=Lehre, Governance, Forschung, Betrieb, Transfer, Hintergrund | |Kategorien=Lehre, Governance, Forschung, Betrieb, Transfer, Hintergrund |
Aktuelle Version vom 24. Januar 2024, 11:12 Uhr
Ausblick und Schnittstellen des Leitfadens Forschung | |
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Es werden Schnittstellen zwischen dem Handlungsfeld Forschung und den anderen im HOCH-N-Projekt bearbeiteten Handlungsfeldern Lehre, Transfer, Betrieb und Governance erläutert. | |
Themenbezug | |
Zielgruppe | |
Forschende, Forschungsmanagement, Nachhaltigkeitsbeauftragte(r)
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Schnittstellen | |
Schlüsselakteure | |
Kategorien | |
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Schnittstellen und künftige Kooperationspotentiale
Zwischen dem Bereich Forschung und allen weiteren im HOCH-N-Projekt bearbeiteten Handlungsfeldern bestehen vielfältige Schnittstellen:
In unserer für diesen Leitfaden durchgeführten Onlinebefragung gaben 87% der Befragten an, dass sie ihre nachhaltigkeitsorientierte Forschung und deren Erkenntnisse in die Lehre einbringen. Laut der Befragten geschieht dies am häufigsten über die Vermittlung von nachhaltigkeitsrelevanten Inhalten [73%], über die Betreuung von nachhaltigkeitsorientierten Qualifizierungsarbeiten [70%] und über die Umsetzung von forschendem Lernen in Form von studentischen Forschungsprojekten mit Nachhaltigkeitsorientierung [63%]. Die Umsetzung von studentischen Forschungsprojekten, die unter anderem einen Transfer in die Praxis anstreben, wurde auch im Rahmen unserer qualitativen Untersuchung als Praxisbeispiel identifiziert.
Leitfaden Lehre
Der Bereich Transfer ist für nachhaltigkeitsorientierte Forschung an Hochschulen und darüber hinaus von besonderer Bedeutung, da sie sich oft auf praktische, realweltliche Probleme bezieht und anwendungsorientiert ist. Der Austausch und die Zusammenarbeit mit Akteur*innen aus der Gesellschaft – zur Problemidentifikation, zum Wissensaustausch oder zur Implementierung von Strategien oder Produkten – bietet große Potentiale zur konkreten Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen – vor allem in regionalen Kooperationen.
Leitfaden Transfer
Ein sehr naheliegender Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis kann über die Zusammenarbeit mit dem hochschulischen Betrieb umgesetzt werden. Von den Befragten unserer Onlineumfrage gaben 35% an, dass ein (Wissens-)Transfer ihrer Forschungserkenntnisse in das Betriebswesen der Hochschule oder Kooperationen mit dem Betriebswesen der Hochschule stattfinden. Dabei kommt es am häufigsten zu gemeinsamen Forschungs- und Umsetzungsprojekten [20%]. Ebenfalls beraten Forschende den Hochschulbetrieb in Nachhaltigkeitsbelangen [15%].
Leitfaden Betrieb
Eine besondere Schnittstelle ergibt sich mit dem Handlungsfeld Governance: 70% der Befragten stimmten der Aussage Forscher*innen hätten eine Verantwortung zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen „voll und ganz zu“. Weitere 21% stimmten dieser Aussage „eher zu“. Der Aussage, dass Hochschulen die Implementierung von nachhaltigkeitsorientierter Forschung aktiv steuern müssten, stimmen jedoch nur 38% der Befragten voll und ganz und 32% eher zu. 26% der Befragten stimmen dieser Aussage eher nicht oder überhaupt nicht zu. Wie auch unsere Instrumente und Praxisbeispiele aus der qualitativen Untersuchung zeigen, bewegt sich die Governance von nachhaltigkeitsorientierter Forschung an Hochschulen zwischen Eigenverantwortung und Institutionalisierung.
Leitfaden Governance
Auch mit dem Feld Berichterstattung ergeben sich vielfach Schnittstellen, die weiter vertieft und ausgearbeitet werden können. Seit einigen Jahren laufen zwei Entwicklungen in der Hochschulforschung parallel, die in Synergie mit der Berichterstattung stehen: Die verstärkten Aktivitäten der Hochschulen zur Dokumentation von Projekten und Publikationen in Forschungsinformationssystemen einerseits und der Diskurs zur Wirkungsmessung oder Anerkennung von gesellschaftlichen Leistungen von Forschung (vgl. Wolf et al. 2016) andererseits.
Nächste Schritte
Die Menschheit sieht sich im 21. Jahrhundert mit zahl- reichen fundamentalen sozial-ökologischen Herausforderungen, wie Klimawandel, Artensterben oder Fluchtbewegungen konfrontiert. Der Umgang mit diesen Herausforderungen verlangt nach gesamtgesellschaftlichen Bestrebungen auf allen Ebenen, vom Individuum bis hin zur Weltgemeinschaft. Mit der Verabschiedung der Agenda 2030 durch die Vereinten Nationen wurde nochmals deutlich, dass es einen grundsätzlichen und übergreifenden politischen Willen gibt, sich diesen Herausforderungen zu stellen. In diesem Zusammenhang spielt die regulative Leitidee einer nachhaltigen Entwicklung eine zentrale Rolle, wobei Nachhaltigkeit, wie oben dargelegt, nicht als fixiertes Ziel, sondern vielmehr als ein offener Suchprozess mit heterogenen Zielkomponenten verstanden werden muss. Im Rahmen dieses Suchprozesses nehmen Hochschulen und im Speziellen auch die Hochschulforschung eine wichtige Rolle ein – durch kritisches Reflektieren, aber auch durch aktives Mitgestalten von Entwicklungen. Die in den vorhergehenden Kapiteln dargestellten Ergebnisse verdeutlichen zudem, dass es an Hochschulen bereits zahlreiche Ansatzpunkte und Bestrebungen gibt, diese Rolle verantwortungsbewusst auszugestalten. Die Praxisbeispiele und herausgearbeiteten Instrumente können als Anregung und konkrete Startpunkte dienen, um diese Bestrebungen weiter zu bestärken und v. a. auch noch stärker in die Breite zu tragen. Im Hinblick auf die Größe der Herausforderungen erscheint dies dringend notwendig und geboten zu sein.
Aus unserer Umfrage für diesen Leitfaden haben sich auch einige Rahmenbedingungen für die zukünftige Beförderung nachhaltigkeitsorientierter Forschung generell und an Hochschulen im Speziellen herauskristallisiert: Als zentrale Punkte werden die Schaffung eines Bewusstseins für die Relevanz nachhaltigkeitsorientierter Forschung sowie die Förderung von Langzeitprojekten, Trend- und Panelstudien angesehen. Diese beiden Punkte liegen zumindest teilweise quer zu aktuellen Anreizsystemen und Bewertungskriterien im akademischen System, die häufig auf eher kurzfristige Projektlaufzeiten und klassische Publikations- und Zitationskennziffern ausgerichtet sind. Daneben werden auch epistemologische und methodologische Aspekte, wie die gezielte Methodenentwicklung, die Anwendung einer ganzheitlichen Forschungsperspektive oder die Klärung von Qualitätskriterien nachhaltigkeitsorientierter Forschung, als wichtig angesehen. Weitere Aspekte, denen eine hohe Relevanz beigemessen wurde, betreffen die Vernetzung von Forscher*innen und die Qualifizierung von Nachwuchsforscher*innen. Auch wenn diese Einblicke nicht repräsentativ für alle Forscher*innen an deutschen Hochschulen sind, so geben sie doch Hinweise darauf, an welchen Punkten mit Hilfe der hier exemplarisch aufgezeigten Instrumente, aber auch darüber hinaus an einer Kultur der Nachhaltigkeit an Hochschulen wie auch im gesamten Hochschul- und Wissenschaftssystem gearbeitet werden kann. Hierbei sollte jedoch die Diversität der deutschen Hochschulen nicht in Frage gestellt, sondern dieses vielmehr als großes Potential angesehen werden. Entsprechend wird auch im Nationalen Aktionsplan Bildung für Nachhaltige Entwicklung, als eines der fünf zentralen Handlungsfelder im Bereich Hochschulen, die Förderung „eine[r] diversifizierte[n] Hochschullandschaft mit unterschiedlichen BNE-Pfaden sowie [von] BNE-Pionier[*inn]e[n] und ‚Second Follower‘“ formuliert (BMBF 2017, S. 59).
Ein weiteres Handlungsfeld des Nationalen Aktionsplans – „Forschung und BNE systematisch anhand von Qualitätskriterien verknüpfen“ (BMBF 2017, 54) – verdeutlicht, dass Forschung im Kontext von Hochschulen nicht losgelöst von anderen Handlungsfeldern verstanden werden kann. Wie oben dargestellt ist die Schnittstelle in Bezug auf Lehre sicherlich am deutlichsten und es gibt bereits zahlreiche gute Beispiele, wie das Zusammenspiel von nachhaltigkeitsorientierter Forschung und Lehre ausgestaltet werden kann. Daneben spielen aber auch die Schnittstellen zu den Bereichen Transfer, Governance, Berichterstattung und Betrieb eine wichtige Rolle. Im Sinne eines „Whole Institution“ Ansatzes ist es das Zusammenwirken dieser Bereiche, durch welches sich das Potential von Hochschulen im Verständnis eines Reallabors bzw. eines Campus-Labs für die Beförderung einer nachhaltigen Entwicklung voll entfalten kann. Aus diesem Grund wird es neben der Erprobung und Weiterentwicklung des Leitfadens Forschung an verschiedenen Hochschulen, im Rahmen der zweiten Förderphase von HOCH-N, auch darum gehen diese Schnittstellen weiter zu ergründen und konkrete Ansatzpunkte für deren zielführende Ausgestaltung zu erarbeiten.
Der LeNa-Reflexionsrahmen bietet eine gute Grundlage für eine hochschulspezifische Weiterentwicklung. Bei der Übertragbarkeit des Reflexionsrahmens liegt ein Fokus auf der Diskussion des Stellenwerts von Ethik für wissenschaftliche Forschung von Hochschulen. Dabei geht es um das Verhältnis von Forschung zu gesellschaftlichen Zielen und Transformationsbedingungen, was zugleich grundlegend das Selbstverständnis der Hochschulen insgesamt betrifft. Weil der normative Fokus von Nachhaltigkeit häufig nicht zu den üblichen Hochschulstrukturen passt, muss sich die Wissenschaft weiter mit der Theoriefrage der Normativität von Wissenschaft, die hinter den Praxisfragen der interdisziplinären Verortung von Wissenschaft steckt, auseinandersetzen.
Neben den verschiedenen Schnittstellen innerhalb der Hochschulen sowie zwischen den Hochschulen, erscheint es wichtig und sinnvoll, auch die Schnittstellen zu weiteren Institutionen und Akteur*innen innerhalb des Wissenschaftssystems, wie beispielsweise den außeruniversitären Forschungseinrichtungen, im Sinne einer Bildungs-, Forschungs- und Wissenschaftslandschaft, gezielt weiter auszugestalten. So führt der Nationale Aktionsplan die Entwicklung einer „transformativen Narrative für BNE“ als weiteres zentrales Handlungsfeld auf (BMBF 2017, S. 66). Hochschulen können wichtige Beiträge zur Erarbeitung einer derartigen Narrative leisten und zentrale Akteur*innen sein, um diese Narrative in der Wissenschaftspraxis umzusetzen. Erst im Zusammenwirken verschiedenster Akteur*innen kann diese Narrative ihre volle Wirkkraft entfalten, ohne dass dadurch die Autonomie der Hochschulen oder weiterer Bereiche in Frage gestellt wird. Wir hoffen, dass HOCH-N auch hierzu in der zweiten Förderphase und darüber hinaus einen wichtigen Beitrag leisten wird.