Reallabor: Unterschied zwischen den Versionen

Aus DG HochN-Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
K
K
 
(2 dazwischenliegende Versionen von einem anderen Benutzer werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Reallabore (engl. "regulatory sandboxes") erlauben es, Innovationen für eine begrenzte Zeit und unter behördlicher Aufsicht unter realitätsnahen Bedingungen zu testen. Diese Labore dienen dazu, neue Ideen auszuprobieren und regulatorische Herausforderungen zu bewältigen, die im herkömmlichen rechtlichen Rahmen Einschränkungen oder unbeantwortete Fragen aufwerfen. Insbesondere im Kontext der digitalen Transformation und der Nachhaltigkeit bieten Reallabore als Testumgebungen für Innovation und Regelsetzung verschiedene Möglichkeiten zur Förderung des Wandels in Wirtschaft und Gesellschaft. <ref>https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Dossier/reallabore-testraeume-fuer-innovation-und-regulierung.html#:~:text=Reallabore%20(englisch.%3A%20%E2%80%9Eregulatory,oder%20auf%20offene%20Fragen%20sto%C3%9Fen.
+
Reallabore (englisch Real-world lab) sind hybride Gebilde an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.  
</ref>
+
"Ein Reallabor bezeichnet eine transdisziplinäre Forschungs- und Entwicklungseinrichtung, die dazu dient, in einem räumlich abgegrenzten gesellschaftlichen Kontext Nachhaltigkeitsexperimente durchzuführen, Transformationsprozesse anzustoßen und wissenschaftliche wie gesellschaftliche Lernprozesse zu verstetigen." <ref>Parodi, O., Beecroft, R., Albiez, M., Quint, A., Seebacher, A., Tamm, K. & Waitz, C. (2016). Von „Akti-onsforschung“ bis „Zielkonflikte“. TATuP - Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis, 25(3), 9–18. https://doi.org/10.14512/tatup.25.3.9</ref>
 +
 
 +
== Charakteristika ==
 +
Reallabore sind an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft – sie betreiben Forschung für, in und mit und Bürgerschaft und Zivilgesellschaft, die partizipativ in die Prozesse eingebunden sind.  Sie sind normativ ausgerichtet (Nachhaltigkeit) und haben einen transformativen Anspruch, wobei sie sich an dem Leitbild nachhaltiger Entwicklung orientieren. Der Begriff Reallabor ist noch jung und Anlass zur wissenschaftlichen Diskussion. Dennoch haben sich neun Kerncharakteristika herausgebildet, die Reallabore charakterisieren.<ref>Parodi O.; Steglich, A. (2021): Reallabor. In: Handbuch Transdisziplinäre Didaktik. Hg.: T. Schmohl. transcript, S. 255–265</ref>  
 +
 
 +
# Forschungsorientierung
 +
# Transformativität und Gestaltung
 +
# Normativität und Nachhaltigkeit
 +
# Transdisziplinarität und Partizipation
 +
# Zivilgesellschaftliche Orientierung
 +
# Modellcharakter, Übertragbarkeit
 +
# Langfristigkeit
 +
# Laborcharakter und Experimentierraum
 +
# Bildung (Lernen)
 +
 
 +
Die Kerncharakteristika sind auch in dem Film „[https://www.youtube.com/watch?v=mhQXeOnP9ZI Was ist ein Reallabor]“ erklärt.
 +
 
 +
Realexperimente sind eine zentrale Methodik des Erkenntnisgewinns in Reallaboren. Sie unterscheiden sich von Reallaboren hinsichtlich der Langfristigkeit (7) und des Laborcharakters und Experimentierraums (8). Realexperimente sind bewusst über einen kurzen Zeitraum angelegt, um Dinge auszuprobieren. Reallabore indes streben an, als langfristige Infrastrukturen über zehn, 20 Jahre Wandlungsprozesse zu gestalten und zu begleiten. Sie bilden auch die Experimentierräume in denen die Realexperimente stattfinden.  
 +
 
 
== Bedeutung ==
 
== Bedeutung ==
 
*Ermöglichen, bereits in der Frühphase einer Innovation Erkenntnisse über deren Potenziale und Risiken zu gewinnen. Die gewonnenen Erkenntnisse aus den Reallaboren können als Grundlage dienen, um später den rechtlichen Rahmen anzupassen und die betreffende Innovation in breiterem Umfang zu genehmigen.  
 
*Ermöglichen, bereits in der Frühphase einer Innovation Erkenntnisse über deren Potenziale und Risiken zu gewinnen. Die gewonnenen Erkenntnisse aus den Reallaboren können als Grundlage dienen, um später den rechtlichen Rahmen anzupassen und die betreffende Innovation in breiterem Umfang zu genehmigen.  
Zeile 15: Zeile 33:
 
*[[SUNriseLab – Nachhaltige Hochschullandschaft Münster: Reallabore als Treiber der Transformation zu nachhaltigen Hochschulen]]
 
*[[SUNriseLab – Nachhaltige Hochschullandschaft Münster: Reallabore als Treiber der Transformation zu nachhaltigen Hochschulen]]
  
== Auslegungen in den Verbundprojekten ==
+
== Literaturnachweis und weiterführende Informationen ==
....
+
Wichtige Begriffe der Reallaborarbeit übersichtlich erklärt: ''Parodi, O., Beecroft, R., Albiez, M., Quint, A., Seebacher, A., Tamm, K. & Waitz, C. (2016). Von „Aktionsforschung“ bis „Zielkonflikte“. TATuP - Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis, 25(3), 9–18. https://doi.org/10.14512/tatup.25.3.9''
 +
 
 +
Das Format „Reallabor“ kurz und knapp im Überblick: ''Parodi O.; Steglich, A. (2021): Reallabor. In: Handbuch Transdisziplinäre Didaktik. Hg.: T. Schmohl. transcript, S. 255–265''
 +
 
 +
GAIA-Schwerpunktheft: ''Schäpke N. et al. (Hg.): Impacts of Real-world Labs in Sustainability Transformations. GAIA Special Issue. S1/2024.''
 +
 
 +
Das Reallabor Quartier Zukunft- Labor Stadt betreibt seit 10 Jahren Reallaborarbeit: https://www.transformationszentrum.org/reallabor.php
 +
 
 +
 
  
== Literaturnachweis ==
+
[[Kategorie:Forschung]][[Kategorie:Betrieb]][[Kategorie:Lehre]]

Aktuelle Version vom 19. Juni 2024, 10:56 Uhr

Reallabore (englisch Real-world lab) sind hybride Gebilde an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. "Ein Reallabor bezeichnet eine transdisziplinäre Forschungs- und Entwicklungseinrichtung, die dazu dient, in einem räumlich abgegrenzten gesellschaftlichen Kontext Nachhaltigkeitsexperimente durchzuführen, Transformationsprozesse anzustoßen und wissenschaftliche wie gesellschaftliche Lernprozesse zu verstetigen." [1]

Charakteristika

Reallabore sind an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft – sie betreiben Forschung für, in und mit und Bürgerschaft und Zivilgesellschaft, die partizipativ in die Prozesse eingebunden sind. Sie sind normativ ausgerichtet (Nachhaltigkeit) und haben einen transformativen Anspruch, wobei sie sich an dem Leitbild nachhaltiger Entwicklung orientieren. Der Begriff Reallabor ist noch jung und Anlass zur wissenschaftlichen Diskussion. Dennoch haben sich neun Kerncharakteristika herausgebildet, die Reallabore charakterisieren.[2]

  1. Forschungsorientierung
  2. Transformativität und Gestaltung
  3. Normativität und Nachhaltigkeit
  4. Transdisziplinarität und Partizipation
  5. Zivilgesellschaftliche Orientierung
  6. Modellcharakter, Übertragbarkeit
  7. Langfristigkeit
  8. Laborcharakter und Experimentierraum
  9. Bildung (Lernen)

Die Kerncharakteristika sind auch in dem Film „Was ist ein Reallabor“ erklärt.

Realexperimente sind eine zentrale Methodik des Erkenntnisgewinns in Reallaboren. Sie unterscheiden sich von Reallaboren hinsichtlich der Langfristigkeit (7) und des Laborcharakters und Experimentierraums (8). Realexperimente sind bewusst über einen kurzen Zeitraum angelegt, um Dinge auszuprobieren. Reallabore indes streben an, als langfristige Infrastrukturen über zehn, 20 Jahre Wandlungsprozesse zu gestalten und zu begleiten. Sie bilden auch die Experimentierräume in denen die Realexperimente stattfinden.

Bedeutung

  • Ermöglichen, bereits in der Frühphase einer Innovation Erkenntnisse über deren Potenziale und Risiken zu gewinnen. Die gewonnenen Erkenntnisse aus den Reallaboren können als Grundlage dienen, um später den rechtlichen Rahmen anzupassen und die betreffende Innovation in breiterem Umfang zu genehmigen.
  • Erleichtern und beschleunigen den Übergang von Innovationen in die Praxis und tragen dazu bei, dass Innovationen schneller skaliert werden können.
  • Spielen eine beschleunigende Rolle in der sozial-ökologischen Transformation. Sie bieten einen Raum, um zu erkunden, wie in einer zunehmend digitalen Welt wichtige Schutz- und Sicherheitsstandards aufrechterhalten werden können.
  • Fördern durch Raum für Beteiligung die gesellschaftliche Akzeptanz von Innovationen. [3]

Verbundprojekte von TraNHSform

Verbundprojekte, die ein Reallabor als Forschungsinstrument nutzen

Literaturnachweis und weiterführende Informationen

Wichtige Begriffe der Reallaborarbeit übersichtlich erklärt: Parodi, O., Beecroft, R., Albiez, M., Quint, A., Seebacher, A., Tamm, K. & Waitz, C. (2016). Von „Aktionsforschung“ bis „Zielkonflikte“. TATuP - Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis, 25(3), 9–18. https://doi.org/10.14512/tatup.25.3.9

Das Format „Reallabor“ kurz und knapp im Überblick: Parodi O.; Steglich, A. (2021): Reallabor. In: Handbuch Transdisziplinäre Didaktik. Hg.: T. Schmohl. transcript, S. 255–265

GAIA-Schwerpunktheft: Schäpke N. et al. (Hg.): Impacts of Real-world Labs in Sustainability Transformations. GAIA Special Issue. S1/2024.

Das Reallabor Quartier Zukunft- Labor Stadt betreibt seit 10 Jahren Reallaborarbeit: https://www.transformationszentrum.org/reallabor.php

  1. Parodi, O., Beecroft, R., Albiez, M., Quint, A., Seebacher, A., Tamm, K. & Waitz, C. (2016). Von „Akti-onsforschung“ bis „Zielkonflikte“. TATuP - Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis, 25(3), 9–18. https://doi.org/10.14512/tatup.25.3.9
  2. Parodi O.; Steglich, A. (2021): Reallabor. In: Handbuch Transdisziplinäre Didaktik. Hg.: T. Schmohl. transcript, S. 255–265
  3. https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Dossier/reallabore-testraeume-fuer-innovation-und-regulierung.html#:~:text=Reallabore%20(englisch.%3A%20%E2%80%9Eregulatory,oder%20auf%20offene%20Fragen%20sto%C3%9Fen.
Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von DG HochN-Wiki. Durch die Nutzung von DG HochN-Wiki erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.