Test ESG-Score Software

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Im Rahmen des Projektes REKLINEU wurde ein Bewertungstool ESG-Score der Firma SUSTAYNR GmbH stellvertretend für spezifische Softwarelösungen getestet. Das Institut für angewandte Logistik (THWS) wollte wissen, ob durch Nutzung von ESG-Score die Evaluierung und Beschaffung nachhaltiger Produkte erleichtert werden könnte.

Exklusiver IAL-Inhalt aus dem Arbeitspaket 4 - Nachhaltige Beschaffung und Entsorgung an Hochschulen - des BMFTR geförderten Projektes REKLINEU

Vorgehen

Im Zeitraum August bis Dezember 2025 wurde der Einsatz eines ESG-Scores im Hochschulbeschaffungswesen praktisch erprobt und mit relevanten Akteur*innen reflektiert. Ziel war es, das Potenzial digitaler Tools zur Förderung nachhaltiger Beschaffung zu bewerten und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten.

12.08.25: ESG Score | Test des Mehrwerts für Beschaffungsvorgänge Hochschulen durch das Institut für angewandte Logistik (IAL-THWS)

13.08.25: Austausch ESG-Score | Diskussion Fragen- und Mängelkatalog mit Jan Bussiek, ESG Score-Gründer (Sustaynr GmbH)

19.08.2025 - 18.09.2025: Befragung im Rahmen der AG Nachhaltige Beschaffung & Entsorgung (AGNBE) zu Software Tools in der Beschaffung

08.09.25: Praxis-Austausch ESG-Score mit TH Ingolstadt

08.09.25: Netzwerktreffen – Klimaschutz an Hochschulen (DG HOCHN) | Thema: Beschaffung/Green IT - Diskussion Softwaretools

23.09.25: 5. AGNBE Treffen | Ergebnisse Befragung

14.10.25: Austausch ESG-Score | Rückmeldung zu Befragungsergebnis und geplantem Vorgehen mit Jan Bussiek (Sustaynr GmbH)

12/2025: Dokumentation und Formulierung Empfehlungsschreiben an den Digitalverbund Bayern

Test Software ESG-Score

Getestet wurde das Tool durch Peter Walker, Projektmitarbeiter REKLINEU AP 4, Institut für angewandte Logistik (THWS), Katharina Falkenstein, Klimaschutzmanagerin Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) und Hanna Michali, studentische Hilfskraft REKLINEU (IAL), am 12.08.2025.

Testschema

Zur Bewertung der Praxistauglichkeit von ESG-Score-Software wurde ein Kriterienkatalog entwickelt, der die wesentlichen Anforderungen einer öffentlichen Institution mit dezentraler Beschaffungsstruktur abbildet. Da dieser Projektinhalt nicht im Projektverlauf geplant und entsprechend dimensioniert war, jedoch maximale Praktikabilität versprach, erfolgte die Entwicklung des Bewertungsschemas durch eine KI-gestützte Konzeptgenerierung (ChatGPT 4.1), wobei die verwendete künstliche Intelligenz keine originären Quellen zitiert, sondern eine Synthese etablierter wissenschaftlicher Standards und normativer Vorgaben erzeugt. Um die wissenschaftliche Tragfähigkeit des Schemas sicherzustellen, wurden die Kriterien nachträglich theoriegeleitet validiert und entsprechenden Quellen zugeordnet.

Die Erstellung des Testschemas folgte einem dreistufigen, qualitativen Vorgehen basierend auf Methoden der empirischen Sozialforschung sowie Kriterienkatalogen aus der Nachhaltigkeits- und Beschaffungsforschung:

  1. Anforderungsdefinition: Ausgangspunkt war die Analyse organisationaler Rahmenbedingungen einer öffentlichen Institution mit dezentraler Beschaffungsstruktur. Hier wurden strategische Nachhaltigkeitsziele (z. B. SDGs, GPP-Richtlinien) mit praxisbezogenen Anforderungen verknüpft.
  2. Kriterienentwicklung mittels triangulierter Norm- und Literaturrecherche: Die Kategorien wurden auf Basis folgender theoretischer Quellen abgeleitet:
    • ESG-Berichterstattungsstandards (z. B. GRI, ISSB, EU-Direktiven)
    • Anforderungen an öffentliche Beschaffung (z. B. Vergaberecht, Green Public Procurement)
    • Usability- und Software-Evaluationsmethoden
  3. Validierung durch Praxisbezug: Die Kriterien konnten anschließend für die Anwendung nur an einem realen Beispiel (ESG-Score | Sustaynr GmbH) durchgeführt werden, da andere verglecihbare Software nicht verfügbar war. Dabei wurde eine qualitative Bewertungsskala (0–5 Punkte) entwickelt, um den Vergleich verschiedener Softwarelösungen und deren Eignung in der Beschaffungspraxis zu ermöglichen.

Systematische Ergebnisermittlung

  1. Punkte pro Kriterium = Bewertung (0 – 5) × Gewichtung (%)
  2. Gesamtpunkte = Summe aller gewichteten Punkte (Maximalwert: 500 bei Gewichtungssumme 100 % und Skala 0–5)
  3. Interpretation
    • > 400 Punkte = sehr gut geeignet
    • 300 – 400 Punkte = gut geeignet, kleinere Defizite
    • 200 – 300 Punkte = eingeschränkt geeignet
    • < 200 Punkte = nicht empfehlenswert

Ergebnis

Die Quellen-Zuordnung in der Spalte "Testkriterium" stellt dar, auf Basis welcher normativen und wissenschaftlichen Quellen die einzelnen Bewertungskriterien entwickelt wurden.

Nr. Testkriterium Beschreibung Gewichtung (in %) Bewertungs-skala (0–5) Punkte Bewertung (Gewichtung x Punkte) Anmerkungen / Testnotizen
1 Abdeckung ESG-Kriterien[1][2][3] Deckt das Tool Umwelt (E), Soziales (S) und Governance (G) in ausreichender Tiefe ab? Sind branchenspezifische Kriterien vorhanden? 15 0 = keine Abdeckung,

5 = vollumfänglich, branchenspezifische Details

3 45 Es gibt ein detailliert dokumentiertes wissenschaftlich begleitetes Vorgehen bei der Erfassung der Nachhaltigkeitskriterien, jedoch nicht einfach verständlich.
2 Datenquellen & Transparenz[1][4][5] Sind ESG-Daten nachvollziehbar, aktuell, unabhängig und transparent dokumentiert? 15 0 = intransparent / veraltet,

5 = aktuelle, geprüfte Daten mit Quellenangabe

3 45 Es ist zu ersehen, welche Daten woher gemeldet wurde, jedoch keinen Aktualitätsstatus.
3 Benutzerfreundlichkeit (Usability)[6][7] Intuitive Bedienung, einfache Suche, klare Darstellung der ESG-Bewertungen ohne Schulungsaufwand 10 0 = sehr komplex,

5 = selbsterklärend

1 10 Suchbegriffe und Filter unzureichend anwendbar, keine Visualisierung der Artikel, keine intuitive Nutzung, zu viel Fachjargon ohne Erklärung, keine Preise, nur in Verbindung mit E-Procurement-Software sinnvoll nutzbar, Ansonsten reines Recherchetool.
4 Such- & Filterfunktionen[8][9] Leistungsfähige Filter nach Produktkategorie, Anbieter, Zertifikaten, Score etc. 10 0 = keine Filter,

5 = präzise, kombinierbare Filter

0 0 Unzureichend (keine Preise, Abmaße, ähnliche Produkte, andere produktspezifische Eingrenzungen) Suchfunktion lückenhaft.
5 Integration in bestehende Systeme[10][11] Schnittstellen (API, Plug-ins) zu vorhandenen Beschaffungs- oder ERP-Systemen 15 0 = keine Integration möglich, 5 = nahtlose Integration ? 0 Ist wohl möglich und nötig, jedoch keine Erfahrungswerte, daher nicht ausreichend bewertbar.
6 Relevanz für öffentliche Beschaffung[12][13][14] Erfüllt Anforderungen aus Vergaberecht, Nachhaltigkeitsstrategien und relevanten Normen (z. B. GPP, UN-SDGs)? 5 0 = nicht relevant,

5 = vollständig abgedeckt

0 0 Hierzu sind keine Rahmen eingebaut bzw. ersichtlich.
7 Automatisierte Empfehlungen[15][16] Gibt das Tool Vorschläge für nachhaltige Alternativen oder Anbieter mit besseren ESG-Werten? 8 0 = keine Empfehlungen,

5 = kontextbezogene, zuverlässige Empfehlungen

0 0 Nein, nur gezielte Suchergebnisse.
8 Schulungs- & Support-Angebot[17] Qualität und Verfügbarkeit von Trainingsmaterial, Helpdesk, Schulungen 6 0 = kein Support,

5 = umfangreiche Hilfen

3 18 Persönlicher Kontakt, keine offensichtlichen Schulungsmaterialien.
9 Mehrsprachigkeit & Barrierefreiheit[18][19] Verfügbarkeit in relevanten Sprachen, barrierefreie Nutzung nach BITV/WCAG 6 0 = nicht vorhanden,

5 = vollständig barrierefrei

0 0 (Noch) nicht gegeben.
10 Kosten-Nutzen-Verhältnis[20] Angemessene Kosten im Verhältnis zum Funktionsumfang und den erzielbaren Nachhaltigkeitsvorteilen 10 0 = schlechtes Verhältnis,

5 = sehr gutes Verhältnis

0 0

Das Ergebnis nach schematischer Beurteilung ergab 118 Punkte, bei einer nicht zu beantwortenden Frage, welche mit 0 Punkten gewertet wurde - bei maximaler Wertung ergäbe sich aus dieser Kategorie ein Potential von 75 Punkten. Somit hätte dies keinen direkten Einfluss auf das Ergebnis: < 200 Punkte = nicht empfehlenswert

Offene Fragen und das Ergebnis wurden hinsichtlich der Defizite in der Anwendbarkeit mit an Jan Bussiek (Sustaynr GmbH) ausgetauscht. Das Interview und daraus folgende Lasten- und Pflichtenheft zur Anwendbarkeit der Software in einer dezentralen Beschaffungsstruktur einer Hochschule, mit den Anforderungen, welche den Testkriterien entsprechen, beinhaltet folgendes Dokument:

13.08.25 | Austausch ESG-Score durch REKLEINEU AP4 | Diskussion Fragen- und Mängelkatalog mit Jan Bussiek, ESG Score-Gründer (Sustaynr GmbH)

Fazit

Das Tool ESG-Score1) wurde getestet (in Abstimmung mit der JMU und der THI). Ergebnis: Das Tool ist kann höchstwahrscheinlich sinnvoll eingesetzt werden, wenn es in ein E-Procurement-System integriert wird – dann ist anzunehmen, dass es intuitiv und praktikabel nutzbar ist, da die vorhandenen Filter-, Vergleichs- und Suchfunktionen des E-Procurement-Systems genutzt werden könnten.

In einem weiteren Vorgehen wird die Nutzung von E-Procurement-System an bayerischen Hochschulen abgefragt, mit dem Ziel für die meistgenannten Impulse für eine Schnittstellenanbindung zu geben. Im Anschluß könnte die Praktikabilität erneut anhand des erstellten Testschemas ermittelt und eine finale Empfehlung verifiziert werden.

Befragung

Im Zeitraum von 19.08.2025 bis 18.09.2025 fand eine Befragung im Rahmen der AG Nachhaltige Beschaffung & Entsorgung (AGNBE) zu Software Tools in der Beschaffung durch das IAL (THWS) statt. Im folgenden sind Inhalte und Ergebnisse aufgeführt.

Inhalte der Befragung

Anschreiben zum Vorgang an die Teilnehmenden

"Wir haben das Softwaretool ESG-Score umfassend getestet und in der vorliegenden Form nur für bedingt anwendungstauglich befunden.

Gerade bei einer dezentralen Beschaffung, wo intuitive und unkomplizierte Nutzung das A und O bei der Transformation hin zu nachhaltiger Beschaffung darstellen. Nur in Kombinationen mit anderen Web-bzw. Softwarelösungen kann hier in Zukunft eine nachhaltige Beschaffung in einfacher Form verwirklicht werden.

Nach Rücksprache mit dem Geschäftsführer der SUSTAYNR GmbH, Urheber des ESG-Score, haben wir neben der Mitteilung aller uns bekannten Nutzungshemmnisse vereinbart, anonym nach den genutzten Tools in der Beschaffungsrealität an Hochschulen zu fragen. Das Ziel: Zukünftig einfacher über Filterfunktionen in vorhandener Software und Webanwendungen nachhaltig beschaffen zu können. Durch Schnittstellenbereitstellung.

Wir werden den Vorgang, ein weiterer Erfahrungsaustausch mit einer anderen Hochschule steht noch an, und die Ergebnisse des Austauschs mit SUSTAYNR GmbH am nächsten AGNBE-Treffen am 23.09.25 allen vorstellen."

Anschreiben Befragung

"Hallo liebe Beschaffende, im Rahmen des Projektes REKLINEU beleuchten wir die Möglichkeiten nachhaltiger Beschaffung und Entsorgung an Hochschulen. Ziel ist die Erstellung eines ("lebendigen") digitalen Leitfadens für alle Hochschulen. Dieser wird auf der Plattform DG HochN-Wiki voraussichtlich Ende des Jahres verfügbar sein.

Für den Test von softwaregestützten einfachen Anwendungsmöglichkeiten, um Beschaffungen zukünftig auch nach Kriterien der Nachhaltigkeit durchführen zu können, benötigen wir Ihre fachkundige Hilfe. Sie können uns durch die einfache Beantwortung der folgenden Frage sehr helfen. Ihre Antworten werden anonymsiert zur Analyse der genutzten Software-Tools hinsichtlich Erweiterungsmöglichkeiten von Nachhaltigkeitskriterien verwendet. Bitte geben Sie Ihr genutztes Tool an, erst recht, wenn es keine Nachhaltigkeitskriterien zur Verfügung stellt.

Das Ziel: Zukünftig einfacher über Filterfunktionen in Software und Webanwendungen nachhaltig beschaffen zu können."  

Ergebnisse der Befragung

Inhalte und Ergebnisse Befragung durch das IAL (THWS) zu Software Tools in der Beschaffung (Zeitraum von 19.08.2025 bis 18.09.2025 im Rahmen der AG Nachhaltige Beschaffung & Entsorgung)
Inhalte und Ergebnisse Befragung durch das IAL (THWS) zu Software Tools in der Beschaffung (Zeitraum von 19.08.2025 bis 18.09.2025 im Rahmen der AG Nachhaltige Beschaffung & Entsorgung)

Die Ergebnisse wurden sowohl beim AGNBE-Treffen am 23.09.25 kommuniziert, als auch am 14.10.25 in einem digitalen Treffen mit Jan Bussiek (Sustaynr GmbH) und Beteiligten der JMU besprochen.

Weiteres Vorgehen

Ergänzen nach Absprache Kontaktierung Digitalverbund Bayern.

Quellen

  1. 1,0 1,1 Global Reporting Initiative. GRI Standards. Amsterdam: GRI, 2021.
  2. IFRS Foundation. IFRS S1: General Requirements for Disclosure of Sustainability-related Financial Information. London: ISSB, 2023.
  3. European Financial Reporting Advisory Group. ESRS Set 1. Brussels: EFRAG, 2023.
  4. ISSB. IFRS S2 Climate-related Disclosures. London: IFRS Foundation, 2023.
  5. ISO. ISO 14064-1:2018 – Greenhouse Gases: Quantification and Reporting. Geneva: ISO, 2018.
  6. ISO. ISO 9241-210: Ergonomics of Human–System Interaction – Human-Centred Design. Geneva: ISO, 2019.
  7. Nielsen, Jakob, and Hoa Loranger. Prioritizing Web Usability. Berkeley: New Riders, 2006.
  8. Nielsen, Jakob. Usability Engineering. Boston: Academic Press, 1993.
  9. Morville, Peter, and Louis Rosenfeld. Information Architecture for the World Wide Web. 4th ed. Beijing: O’Reilly, 2015.
  10. ISO. ISO/IEC 25010: Systems and Software Quality Requirements and Evaluation (SQuaRE). Geneva: ISO, 2011.
  11. Schmidt, Roy, and Frank Hanssmann. Enterprise Application Integration. Boston: Addison-Wesley, 2000.
  12. ISO. ISO 20400: Sustainable Procurement – Guidance. Geneva: ISO, 2017.
  13. European Commission. Buying Green! Handbook on Green Public Procurement. 3rd ed. Brussels, 2016.
  14. Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Leitfaden zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung, 2022.
  15. Russell, Stuart, and Peter Norvig. Artificial Intelligence: A Modern Approach. 4th ed. London: Pearson, 2020.
  16. Shmueli, Galit et al. Data Mining for Business Analytics. Hoboken: Wiley, 2017.
  17. ISO. ISO/IEC 20000-1:2018 – IT Service Management. Geneva: ISO, 2018.
  18. ISO. ISO 9241-171: Ergonomics of Human-System Interaction – Guidance on Software Accessibility. Geneva: ISO, 2008.
  19. World Wide Web Consortium (W3C). Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.2, 2023.
  20. Boardman, Anthony E. et al. Cost-Benefit Analysis: Concepts and Practice. 5th ed. Cambridge: Cambridge University Press, 2018.
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