Lieferantenselbstauskunft: Unterschied zwischen den Versionen

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* Stärkung nachhaltiger Lieferketten und Scope-3-Bilanzierung
* Stärkung nachhaltiger Lieferketten und Scope-3-Bilanzierung
* Dokumentierte Nachvollziehbarkeit gegenüber Öffentlichkeit und Fördergebern
* Dokumentierte Nachvollziehbarkeit gegenüber Öffentlichkeit und Fördergebern
== Praxisaustausch & Markttauglichkeit ==
Die Ergebnisse wurden im engen Austausch mit dem REKLINEU Praxispartner [https://www.memoworld.de/ MEMO AG] entwicklet und getestet. Die Rolle der MEMO AG war hierbei, als seit Ende der 1980er Jahre i[https://nachhaltigkeit.memo.de/ueber-memo/meilensteine/ m Sinne der Nachhaltigkeit agierendes Unternehen], erfahrene Kooperationspartner:innen, zu helfen Gedanken zu ordnen, Entscheidungen zu reflektieren und neue Perspektiven zu gewinnen.
Dies geschah im stetigen Austausch über Mail und Videokonferenzen im Zeitraum zwischen Januar 2024 bis Juni 2025. Immer mit dem Ziel, in der Praxis anwendbare Befragungen und Bewertungen zu erstellen. Der Austausch fand im Hauptsächlichen zwischen Lothar Hartmann, Leitung Nachhaltigkeitsmanagement der MEMO AG, und Peter Walker, inhaltlicher Projektverantwortlicher des [https://business.thws.de/ial/ IAL] für das Arbeitspaket 4 - Nachhaltige Beschaffung und Entsorgung an Hochschulen - des BMFTR geförderten Projektes [[REKLINEU – Regionale Wege zu klimaneutralen Hochschulen|REKLINEU]].
Die Dokumente wurden somit ständig hinsichtlich Markttauglichkeit und Anwendbarkeit getestet und stetig auf Basis der Rückmeldungen angepasst.


== Lieferantenselbstauskunft - Downloadbereich ==
== Lieferantenselbstauskunft - Downloadbereich ==

Version vom 2. Dezember 2025, 16:58 Uhr

Im Rahmen des Projektes REKLINEU wurde ein spezielles Befragungstool entwickelt, das auf LimeSurvey basiert und dazu dient, nachhaltige Unternehmen bzw. auch deren nachhaltige Produkte und Dienstleistungen im Rahmen einer Marktrecherche zu identifizieren. Mithilfe dieses Tools können Hochschulen gezielt Informationen von potenziellen Lieferanten einholen, um Nachhaltigkeit bei der Beschaffung bewerten zu können.

Das Arbeitspaket „Nachhaltigkeit bei Einkauf, Beschaffung und Entsorgung“ wird vom Institut für angewandte Logistik (THWS) im Rahmen des Projektvorhabens REKLINEU erarbeitet.

Nutzen: Das Tool erleichtert die systematische Sammlung von Daten über die Nachhaltigkeitsstandards von Lieferanten. Dies ermöglicht es Hochschulen, vorab Marktanalysen zu Unternehmen, Produkten, wie auch Dienstleistungen durchzuführen, um die mit ihren Nachhaltigkeitszielen übereinstimmen.

Anwendung: Die Lieferantenselbstauskunft wird eingesetzt, um Nachhaltigkeitspraktiken und Standards potenzieller Lieferanten zu ermitteln, die Auskunft über deren ökologische, soziale und ökonomische Praktiken geben. Die Verfügbarkeit einer Bewertungsmatrix zur Auswertung unterstützt dabei, die erhaltenen Informationen effizient zu analysieren.

Vorteile: Durch die Nutzung des Befragungstools wird der Auswahlprozess von Lieferanten transparenter und objektiver. Hochschulen können so Partnerschaften mit Unternehmen eingehen, die nachweislich ihren Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Dies trägt zur Stärkung nachhaltiger Beschaffungskreisläufe bei und unterstützt eine verantwortungsvolle Ressourcennutzung.

Exklusiver IAL-Inhalt aus dem Arbeitspaket 4 - Nachhaltige Beschaffung und Entsorgung an Hochschulen - des BMFTR geförderten Projektes REKLINEU

Vorgehen

Diese Vorgehensweise trägt entscheidend dazu bei, Nachhaltigkeitsstandards in der Beschaffung zu integrieren und die Hochschule als Vorreiter im verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen zu positionieren.

  1. Festlegung von Bewertungskriterien: Definieren der spezifischen Nachhaltigkeitskriterien anhand derer die Bewertung durchgeführt wird.
  2. Datenerfassung: Sammeln von relevanten Informationen, die für die Bewertung benötigt werden. Genutzt wurden dafür Leitfäden, wissenschaftliche Literatur und Erkenntnisse aus Interviews.
  3. Datenanalyse: Verarbeitung und Analyse der gesammelten Daten - Fragenkatalog erstellt.
  4. Bewertung der Ergebnisse: Zur Auswertung der Rückmeldungen wurde eine Bewertungsmatrix erstellt.

Zu 1. Festlegung von Bewertungskriterien

Grundlage der Auswahl war das Ziel, mit einer begrenzten Anzahl normativer Standardwerke eine möglichst vollständige Abdeckung der Dimensionen nachhaltiger Unternehmensführung sicherzustellen.

Unter Bezug auf das Triple-Bottom-Line-Konzept (Elkington 1997[1]) wurden Quellen priorisiert, die ökologische, soziale und Governance-bezogene Aspekte gleichermaßen adressieren. Die Entscheidung fiel daher auf international anerkannte ISO-Normen, die OECD-Leitlinie für verantwortungsvolle Lieferketten, den UN Global Compact und die GRI-Standards, da diese:

·      wissenschaftlich validiert und regelmäßig aktualisiert werden,

·      branchenübergreifend anerkannt sind,

·      einheitliche Bewertungs- und Berichtsgrundlagen bieten,

·      und als Referenzrahmen für ESG- und Nachhaltigkeitsberichte in Wissenschaft, Industrie und Politik gelten.

Damit bildet die gewählte Quellenbasis eine robuste Grundlage für eine vollständige, transparente und international nachvollziehbare Nachhaltigkeitsbewertung von Lieferanten.

Zu 2. Interviews

Zur Ermittlung des Status quo von Lieferantenbewertungen und Nachhaltigkeitskriterien in der Beschaffung an Hochschulen wurden zehn leitfadengestützte Experteninterviews mit folgenden Vertreter:innen bayerischer Hochschulen geführt:

Liste Übersicht Interviewpartner:innen Nachhaltigkeit in der Beschaffung an bayerischen Hochschulen[2]

Um den Inhalt der Interviews übersichtlich darzustellen, wurden die wichtigsten und für diese relevanten Kenntnisse statistisch aufbereitet. Leifragen zur Erstellung der Statistiken waren unter anderem:

  • Wie viele Hochschulen berücksichtigen Nachhaltigkeitskriterien bei der Lieferantenbewertung?
  • Wie viele Hochschulen haben ein Lieferantenmanagement?
  • Wie viele Hochschule bewerten ihre Lieferanten vor bzw. nach der Auswahl?
  • Welche Kriterien berücksichtigen Hochschulen bei Ihrer Lieferantenauswahl und -bewertung?
  • Wie viele Hochschulen haben eine zentrale / dezentrale Beschaffung?
Auszug Befragungsergebnisse:
Form der Beschaffungsorganisation an bayerischen Hochschulen[2]
Bestehende ausformulierte Nachhaltigkeitskriterien beim Kauf von Produkten[2]


Im Folgenden eine Sammlung der Nachhaltigkeitskriterien, welche von den Hochschulen angegeben wurden, nachdem die Frage, ob Nachhaltigkeitskriterien für Produkte formuliert sind, mit „Ja“ beantwortet wurde:

• Gütezeichen (soweit rechtlich erlaubt)

• Lebenszykluskosten

• CO2-Fußabdruck

• Recyclingfähigkeit

• Langlebigkeit

• Umweltfreundliche Materialien

• Reparaturgewährleistung

• OECD-Leitfaden

• Wiederverwendbarkeit

• Verlängerte Garantie

• Umweltgerechte Entsorgung möglich

• Produkte aus recycelbaren Materialien

• Verwendeter Energieaufwand

Ausschlusskriterien beim Kauf von Produkten an Hochschulen[2]


Implementiertes Lieferantenmanagement an Hochschulen[2]
Ausformulierte Nachhaltigkeitskriterien bei der Auswahl von Lieferanten im Beschaffungsprozess[2]


Im Folgenden eine Sammlung der Nachhaltigkeitskriterien, welche von den Hochschulen angegeben wurden, nachdem die Frage, ob Nachhaltigkeitskriterien für Lieferanten formuliert sind, mit „Ja“ beantwortet wurde:

Im Folgenden eine Sammlung der Nachhaltigkeitskriterien, welche von den Hochschulen angegeben wurden, nachdem die Frage, ob Nachhaltigkeitskriterien für Lieferanten formuliert sind, mit „Ja“ beantwortet wurde:

• Standort des Lieferanten (regionale Nähe mit kurzen Transportwegen)

• Umweltschutzmaßnahmen

• Nachhaltiger Transport

• UN-Leitlinien

• Selbsterklärung zum Verbot von Kinderarbeit

Umweltmanagementsystem

• CSR-Berichterstattung

• ILO-Normen

• Sozialmanagement

• Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz

Bewerten von Lieferanten mit Hilfe einer Lieferantenbewertungsmethode durch Hochschulen[2]

Zentrale Ergebnisse der empirischen Untersuchung

  1. Dezentrale Beschaffung dominiert: Die Mehrheit der Hochschulen organisiert die Beschaffung dezentral über Fakultäten oder Abteilungen.
  2. Fehlende einheitliche Nachhaltigkeitsstrategie: Nur wenige Hochschulen verfügen über formalisierte Nachhaltigkeitsrichtlinien in der Beschaffung. Nachhaltigkeit wird oft individuell und nicht systematisch berücksichtigt.
  3. Lieferantenbewertung kaum standardisiert: Die meisten Hochschulen bewerten Lieferanten ad hoc oder erfahrungsbasiert, selten anhand messbarer Nachhaltigkeitskriterien.
  4. Hemmnisse:
    • Personalmangel und fehlende Ressourcen
    • Geringe Kenntnisse über Bewertungsinstrumente
    • Fehlende Schnittstellen zwischen Nachhaltigkeits- und Beschaffungsstellen
  5. Potenziale:
    • Integration von Zertifikaten (z. B. EMAS, ISO 14001)
    • Einführung von digitalen Bewertungsinstrumenten
    • Kooperation zwischen Hochschulen zur Ressourcenteilung

Zu 2. Datenerfassung

Ziel war es, mit möglichst wenigen, aber möglichst umfassenden Standardwerken eine hohe inhaltliche Abdeckung aller Kategorien zu erreichen.

Die Auswahl erfolgte nach folgenden Kriterien:

·      Relevanz für Nachhaltigkeitsdimensionen (ökologisch, sozial, ethisch).

·      Internationale Anerkennung (z. B. ISO, OECD, UN Global Compact).

·      Anwendbarkeit auf Lieferketten, Organisationen und Produkte.

·      Übertragbarkeit auf verschiedene Branchen.

·      Verfügbarkeit von Verweisdokumenten und Umsetzungshilfen.

Die Auswahl der normativen Grundlagen für das Nachhaltigkeits-Bewertungsraster erfolgte auf Basis einer systematischen Analyse international anerkannter Standards. Ziel war es, durch möglichst wenige, aber thematisch breit gefasste Quellen eine ganzheitliche Abdeckung sämtlicher relevanter Nachhaltigkeitsaspekte entlang der Lieferkette zu gewährleisten.

Vorrangig wurden ISO-Normen, OECD- und UN-Leitlinien herangezogen, da diese als wissenschaftlich validierte, branchenübergreifend akzeptierte und institutionell legitimierte Referenzrahmen gelten.

Durch die Kombination aus ISO 26000 (soziale Verantwortung), ISO 14001/14064 (Umweltmanagement und Klimabilanzierung), ISO 45001 (Arbeitsschutz), ISO 20400 (nachhaltige Beschaffung) sowie der OECD- und UN-Referenzen wird eine methodisch belastbare, international anschlussfähige und inhaltlich vollständige Nachhaltigkeitsbewertung sichergestellt.

Quelle / Standardwerk Kurzbeschreibung Thematische Abdeckung
ISO 26000:2010 – Guidance on Social Responsibility[3] Global anerkannter Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung von Organisationen. Umfasst Menschenrechte, Arbeitspraktiken, Umwelt, faire Geschäftspraktiken, Konsumentenfragen und gesellschaftliches Engagement. Compliance, faire Bedingungen Mitarbeitende, gesellschaftliche Verantwortung, Nachhaltigkeitsstrategie, Transport & Arbeitsbedingungen, Schulungen, Nachweise
ISO 14001:2015 – Environmental Management Systems[4] Legt Anforderungen an Umweltmanagementsysteme fest. Grundlage für systematische Steuerung von Umweltaspekten. Umweltmanagementsystem, Recyclingfähigkeit, Verpackung, CO₂-Fußabdruck, zertifizierte Materialien
ISO 14064-1:2018 – Greenhouse Gases: Quantification and Reporting[5] Standard zur Erfassung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen auf Organisationsebene. CO₂-Fußabdruck, Transportwege
ISO 45001:2018 – Occupational Health and Safety Management Systems[6] Weltweit anerkannte Norm für Arbeitsschutzmanagementsysteme. Arbeitsschutz, Schulungen, faire Arbeitsbedingungen
ISO 20400:2017 – Sustainable Procurement: Guidance[7] Leitfaden für nachhaltige Beschaffung; integriert ökologische, soziale und ökonomische Aspekte in Beschaffungsprozesse. Verpackung, Wartung & Ersatzteile, zertifizierte Materialien, Lebenszyklusansätze
OECD Due Diligence Guidance for Responsible Supply Chains of Minerals from Conflict-Affected and High-Risk Areas[8] Leitlinie der OECD zur verantwortungsvollen Rohstoffbeschaffung. Weltweiter Referenzrahmen für Konfliktmaterialien. Konfliktmaterialien, Compliance, Lieferkettentransparenz
UN Global Compact (2000)[9] UN-Initiative mit 10 Prinzipien in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umwelt und Korruptionsbekämpfung. Gesellschaftliche Verantwortung, faire Bedingungen, Nachhaltigkeitsstrategie, Compliance
GRI Standards (Global Reporting Initiative)[10] Internationaler Berichtsrahmen für Nachhaltigkeitsindikatoren (GRI 1–3, Themenstandards). Nachhaltigkeitsstrategie, Nachweise & Dokumente, CO₂, Ressourcenmanagement

Zu 3. Datenanalyse

Die vorliegende Quellenbasis wurde im Sinne einer systematischen Literatur- und Standardrecherche erstellt, um ein methodisch konsistentes und international anschlussfähiges Nachhaltigkeitsbewertungssystem zu entwickeln.

Dimension Hauptquelle(n) Ergänzende Quelle(n)
Ökologie ISO 14001, ISO 14064 ISO 20400, GRI
Soziales ISO 26000, ISO 45001 UN Global Compact
Governance / Ethik ISO 26000 OECD Guidance, UN Global Compact

Zu 4. Bewertung der Ergebnisse

Ziel ist eine nachvollziehbare, robuste und reproduzierbare Auswertung der Lieferantenselbstauskunft (LSA) in den Kategorien Unternehmen, Dienstleistungen, Verbrauchsgüter (Einweg) und Gebrauchsgüter (Mehrweg) anhand von Punkteskalen basierend auf den Antworten. Die Methode kombiniert standardkonforme Grundsätze (ISO 20400, ISO 14040, GHG Protocol) mit etablierten Bewertungs- und Entscheidungsprozessen (Multi-Criteria Decision Analysis, Validierung, Sensitivitätsanalyse).

Folgende Tabelle gibt eine Übersicht der verwendeten Inhalte der Befragung und Auswertung:

Matrix-Kategorie Inhalte (Kurz) Relevante Standards / Leitfäden (Begründung)
Nachhaltigkeitsstrategie (Unternehmen) Vorhandensein Strategie + Nachweis ISO 20400: nachhaltige Beschaffungsstrategie; fördert strukturiertes Vorgehen. (GPP)
Umweltmanagement / Ökologische Kriterien EMS, zert. Materialien, Recyclingfähigkeit, CO₂-Angaben ISO 14040/14044 (LCA-Prinzipien) für Lebenszyklusbetrachtung; GHG Protocol (Scope-3) für Beschaffungsbezogene Emissionen. (ISO)
Soziale Kriterien Arbeitsschutz, Faire Bedingungen, Schulungen Standards zu Arbeitsbedingungen (ILO-Prinzipien) und GPP/EU-Kriterien betonen Verifizierbarkeit. (Green Forum)
Ökonomische Kriterien & Compliance Compliance-Nachweise, wirtschaftliche Nachhaltigkeit ISO 20400; Compliance-Prüfung reduziert Reputations-/Recht-Risiken. (GPP)
Logistik & Verpackung Transportemissionen, Verpackung GPP Guidance und Scope-3 Guidance für Transport & Logistik. (Green Forum)
Wartung/ Reparatur (Gebrauchsgüter) Verfügbarkeit Ersatzteile, Wartungskonzepte Circular Procurement / Circular supplier selection (MCDA Ansätze) empfehlen Lebenszeitbetrachtung. (MDPI)

Die LSA-Auswertung dient der vergleichenden Bewertung von Lieferanten im Hinblick auf ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeitsaspekte. Sie unterstützt Hochschulen, im Rahmen einer Marktanalyse oder Beschaffung fundierte Entscheidungen zu treffen und Nachhaltigkeit messbar zu integrieren.

Die Bewertung basiert auf einem quantitativen Punktesystem, kombiniert mit qualitativer Nachweisprüfung. Durch Normalisierung werden Unterschiede der Maximalpunktzahlen je Kategorie ausgeglichen; Gewichtung ermöglicht strategische Priorisierung. Die relative Einstufung (A–D) erfolgt im Vergleich der Unternehmensantworten, was einen transparenten Marktüberblick schafft. Regelmäßige Wiederholung (z. B. alle 12–24 Monate) erlaubt Trendanalysen und Entwicklungsfeedback.

Vorgehensweise in fünf Schritten (im Downloadbereich ausführliches Schritt-für-Schritt-Vorgehen)
Schritt Inhalt Ergebnis
1. Erfassung & Kategorisierung Zuordnung der Lieferanten zu den Kategorien Unternehmen / Dienstleistung, Verbrauchsgüter oder Gebrauchsgüter. Erfassung der Antworten und Nachweise. Vollständige Datengrundlage für Auswertung
2. Punktvergabe Bewertung gemäß vorgegebener Matrix:

Ja + Nachweis = volle Punkte, Nein = 0, teilweise = Zwischenwert.

Punkte zuweisen, aber Nachweispflicht rigoros prüfen (keine Punkte ohne Dokumentation).

Roh-Punkte pro Lieferant und Kategorie
3. Normalisierung & Gewichtung Um Vergleichbarkeit zu schaffen, wird der prozentuale Score berechnet:
Score (%) = (erreichte Punkte / Maximalpunkte) × 100
Optional: Gewichtung der Kriterienblöcke nach Relevanz (z. B. Ökologie 35 %, Soziales 25 %, Ökonomie 20 %, Sonstiges 20 %).
4. Einordnung & Ranking Bildung von Nachhaltigkeitsgraden im relativen Vergleich (z. B. A ≥ 85%, B 70–84%, C 50–69%, D < 50%). Visualisierung über Heatmaps oder Radar-Charts. Transparente Einstufung der Lieferanten
5. Validierung & Reporting Stichprobenhafte Dokumentenprüfung; bei Unklarheiten Nachforderung oder Audit. Ergebnisse in Scorecards zusammengefasst und an Lieferanten rückgemeldet. Qualitätssicherung & kontinuierliche Verbesserung
Nutzen für Hochschulen
  • Einheitliche Bewertungslogik für dezentrale Beschaffungsstellen
  • Transparente Entscheidungsgrundlage im Vergabeprozess
  • Stärkung nachhaltiger Lieferketten und Scope-3-Bilanzierung
  • Dokumentierte Nachvollziehbarkeit gegenüber Öffentlichkeit und Fördergebern

Praxisaustausch & Markttauglichkeit

Die Ergebnisse wurden im engen Austausch mit dem REKLINEU Praxispartner MEMO AG entwicklet und getestet. Die Rolle der MEMO AG war hierbei, als seit Ende der 1980er Jahre im Sinne der Nachhaltigkeit agierendes Unternehen, erfahrene Kooperationspartner:innen, zu helfen Gedanken zu ordnen, Entscheidungen zu reflektieren und neue Perspektiven zu gewinnen.

Dies geschah im stetigen Austausch über Mail und Videokonferenzen im Zeitraum zwischen Januar 2024 bis Juni 2025. Immer mit dem Ziel, in der Praxis anwendbare Befragungen und Bewertungen zu erstellen. Der Austausch fand im Hauptsächlichen zwischen Lothar Hartmann, Leitung Nachhaltigkeitsmanagement der MEMO AG, und Peter Walker, inhaltlicher Projektverantwortlicher des IAL für das Arbeitspaket 4 - Nachhaltige Beschaffung und Entsorgung an Hochschulen - des BMFTR geförderten Projektes REKLINEU.

Die Dokumente wurden somit ständig hinsichtlich Markttauglichkeit und Anwendbarkeit getestet und stetig auf Basis der Rückmeldungen angepasst.

Lieferantenselbstauskunft - Downloadbereich

Das Tool erleichtert die systematische Sammlung von Daten über die Nachhaltigkeitsstandards von Lieferanten. Dies ermöglicht es Hochschulen, fundierte Beschaffungsentscheidungen treffen zu können, die mit ihren Nachhaltigkeitszielen übereinstimmen. Um den diversen Anforderungen einer Marktrecherche gerecht zu werden, wurden drei Befragungsvarianten entwickelt:

Nachhaltigkeit gesamtes Unternehmen

Dateien Befragung + Bewertungsmatrix:

LSA - Befragung Nachhaltigkeitsaktivität Unternehmen (PDF)
LSA - Auswertung der Befragung Nachhaltigkeitsaktivität Unternehmen (PDF)

Datei:REKLINEU LSA Unternehmen DL.lss

Nachhaltigkeit Dienstleistungen

Dateien Befragung + Bewertungsmatrix:

LSA - Befragung Nachhaltigkeitsaktivität Dienstleistungen (PDF)
LSA - Auswertung der Befragung Nachhaltigkeitsaktivität Dienstleistungen (PDF)


Nachhaltigkeit Verbrauchsgüter (Einwegprodukte)

Dateien Befragung + Bewertungsmatrix:

LSA - Bewertung Nachhaltigkeitsaktivität Verbrauchsgüter (Einweg) (PDF)
LSA - Auswertung der Befragung Nachhaltigkeitsaktivität Verbrauchsgüter (Einweg) (PDF)


Nachhaltigkeit Gebrauchsgüter (Mehrwegprodukte)

Dateien Befragung + Bewertungsmatrix:

LSA - Bewertung Nachhaltigkeitsaktivität bei Recherche Gebrauchsgüter (Mehrweg) (PDF)
LSA - Auswertung der Befragung Nachhaltigkeitsaktivität Gebrauchsgüter (Mehrweg) (PDF)


Schritt-für-Schritt-Vorgehen (praktikable Routine)

Vorbereitung & Metadaten erfassen

  • Ziel & Scope: Definiert, ob die Auswertung für eine Vergabeentscheidung, reine Marktsondierung oder zur Lieferantenentwicklung dient.
  • Kategorisierung: Ordnet jede LSA-Antwort der passenden Kategorie zu (Unternehmen/Dienstleistung / Verbrauchsgut / Gebrauchsgut).
  • Metadaten erfassen: Datum, befragte Einheit, Antwortstatus (vollständig/teilweise), Nachweise hochgeladen (ja/nein), ggf. Kontakt für Plausibilitätsfragen.

Begründung: Klare Scope-Definition ist Sustainable Procurement Best Practice[7]


2) Punktvergabe nach Matrix (direkte Anwendung)
  • Automatisierte/Manuelle Zuweisung: Für jede Fragegruppe die vorgegebene Punktzahl zuweisen (z. B. „Ja + Nachweis = 10“, „Nein = 0“). Nutzen Sie Formular-Import (z. B. LimeSurvey.lss) für Automatisierung, wenn möglich.
  • Beweispflicht: Punkte für „Ja + Nachweis“ nur vergeben, wenn das angeforderte Dokument/Link als Nachweis vorliegt und plausibel ist (z. B. ISO-Zertifikat, Nachhaltigkeitsbericht, Audit). Dokumentenprüfung dokumentieren (wer, wann).
  • Zwischenfälle: Wenn die Antwort „Sonstige“ oder textliche Begründung enthält, bewertet ein Fallback-Reviewer (2. Person) diese qualitativ und weist Punkte gemäß Matrix (z. B. 5/10) zu.

Methodischer Hinweis: Vergabe nur bei Evidenz vermeidet „Greenwashing“-Inflation und entspricht GPP-Prinzipien zur Verifizierbarkeit.[11]


3) Normalisierung und Vergleichbarkeit

Da die Matrizes unterschiedliche Maximalpunktzahlen pro Kategorie haben (z. B. Max 75, 85), ist eine Normierung notwendig, bevor Lieferanten vergleichend gerankt werden.

  • Prozentualer Score: Für jeden Lieferanten (L) in Kategorie (K): Score_pct (L,K) = (Summe erreichte Punkte / Maximalpunktzahl_K) * 100
    Das ergibt einen 0–100%-Wert, vergleichbar über Kategorien.
  • Alternativ: Standardwert (wenn Verteilung sehr schief): Für statistische Vergleichsanalysen (z. B. Erkennen von Ausreißern) zusätzlich z-Scores berechnen.

4) Gewichtung (optional, empfohlen)
  • Option A | Gleichgewichtung (einfach, fair): Alle Kategorien (Nachhaltigkeitsstrategie, Ökologie, Soziales, Ökonomie etc.) gleich gewichten. Vorteil: transparent und leicht nachvollziehbar.
  • Option B | Stakeholdergewichtung (präferiert bei strategischen Zielen): Gewichtungen mittels Workshop mit Beschaffenden, Nachhaltigkeitsbeauftragten, Nutzenden festlegen (z. B. Ökologie 35%, Soziales 25%, Ökonomie 20%, Sonstiges 20%). Dokumentieren Sie die Herkunft bzw. Argumentation der Gewichte.
  • Gewichtungsformel: TotalScore = Σ (Score_pct_subcategory * Gewicht_subcategory)

Empfehlung: Gewichtungsentscheidung dokumentieren und publizieren (Transparenz).[7]


5) Umgang mit fehlenden oder teilweisen Antworten
  • Fehlende Nachweise: Punkte für «Ja + Nachweis» nur halb vergeben (z. B. 50 %) oder 0, abhängig von Ihrer Policy. Empfohlen: konservative Behandlung (keine Punkte ohne Nachweis), aber Nachfrist zur Nachreichung ermöglichen.
  • Teilweise Antworten: Bewerten Sie Teil-Nachweise gemäß Matrix (die Matrix sieht z. B. 5/10 vor).
  • Imputation vermeiden (Definition: fehlende Daten - Antwortausfälle – vervollständigen): Vermeidet statistische Imputation mit Durchschnittswerten bei Kernkriterien - kann Verzerrungen verursachen; dokumentiert aber, wenn Imputation erfolgt (z. B. bei großen Stichproben für Trendanalysen).

Begründung (Quelle): GHG Protocol empfiehlt supplier-specific data vor Durchschnittsdaten; analog: verifizierbare Antworten vor Annahmen.[12]


6) Verifizierung & Qualitätssicherung
  • Dokumentenprüfung: Stichprobenhafte Verifizierung (z. B. 20 % der Lieferanten) durch Prüfteam; bei kritischen Lieferanten (hohes Volumen oder Risikokategorie) Vollverifikation.
  • Drittanbieterchecks: Wenn vorhanden, berücksichtigt externe Ratings (EcoVadis, B Corp, ISO-Zertifikate) als Zusatznachweis; zieht diese als separate Evidenzspalte heran.
  • Audits: Bei Unklarheiten oder Widersprüchen Kurz-Audit / Interview durchführen. Protokolliert Korrekturen.

Quelle: Praxisleitfäden zu Supplier Assessment und ISO 20400 empfehlen Verifizierungsstufen[7].


7) Aggregation, Ranking und Einordnung (Relative Grade)
  • Rangliste erstellen: Sortiert nach TotalScore oder nach Teilbereichen (z. B. Ökologie-Score).
  • Relative Grade (nach eurer Vorgabe „relative Vergleich“): Bildet Grade z. B. A/B/C/D anhand Perzentile oder fixen Prozentbändern:
    • A (sehr nachhaltig): Top 10 % oder Score ≥ 85 %
    • B (gut): 70–85 %
    • C (ausreichend): 50–70 %
    • D (kritisch): < 50 % Alternativ Grade-Bänder anpassen an Verteilung der Scores (z. B. Quartile). Dokumentiert Wahl und Grenzen.
  • Visualisierung: Nutzt Heatmaps (Kriterien vs. Lieferanten), Radar-Plots pro Lieferant (Stärken/Schwächen), Scorecards (Kurzprofil mit Punktesplit).

Hinweis: Relative Grade sind das, was ihr als „Einordnung im relativen Vergleich“ definiert - stellt sicher, dass die Definition kommuniziert wird. MCDA-Literatur empfiehlt Sensitivitäts-/Stabilitätsprüfungen (siehe nächster Schritt)[13].


8) Reporting & Integration in Beschaffungsprozess
  • Report-Elemente: (1) Kurzfassung mit Top-Kandidaten und Grades, (2) Detaillierte Scorecards pro Lieferant, (3) Nachweisliste (eingereichte Dokumente), (4) Empfehlungen (z. B. präferenzielle Zuschläge, Bedingungen, Entwicklungsmassnahmen), (5) Dokumentation von Unsicherheiten und Sensitivitätsbefunden.
  • Einbindung in Vergabe: Legen Sie fest, ob LSA-Score "zwingend" (Ausschlusskriterium) oder "bewertend" (Mehrpunkte/Bonus) wirkt. Bei öffentlichen Einrichtungen GPP-Konformität prüfen. [11]

9) Follow-up, Kapazitätsaufbau & Continuous Improvement
  • Feedback an Lieferanten: Senden Sie standardisierte Scorecards mit möglichen Entwicklungsempfehlungen (z. B. Schulungen, Nachholtermine).
  • Monitoring: Wiederholte Befragung alle 12 - 24 Monate; Entwicklungverfolgung.
  • Integration in KPIs der Hochschule: Z. B. Anteil nachhaltiger Lieferanten (A/B) am Gesamtvolumen.

Quelle: ISO 20400 empfiehlt Einbettung in organisatorische Prozesse und kontinuierliche Verbesserung.[7]

Quellen

  1. Elkington, John. Cannibals with Forks: The Triple Bottom Line of 21st Century Business. Oxford: Capstone Publishing, 1997.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Höffkes, Nina; „Entwicklung einer Methode zur Auswahl und Bewertung nachhaltiger Lieferanten von bayrischen Hochschulen“; Bachelorarbeit; 2023; Studiengang Logistik B. Eng.
  3. ISO. 2010. ISO 26000:2010 – Guidance on Social Responsibility. Geneva: International Organization for Standardization. https://www.iso.org/standard/42546.html
  4. ISO. 2015. ISO 14001:2015 – Environmental Management Systems – Requirements with Guidance for Use. Geneva: International Organization for Standardization. https://www.iso.org/standard/60857.html
  5. ISO. 2018a. ISO 14064-1:2018 – Greenhouse Gases – Specification with Guidance at the Organization Level for Quantification and Reporting of Greenhouse Gas Emissions and Removals. Geneva: International Organization for Standardization. https://www.iso.org/standard/66453.html
  6. ISO. 2018b. ISO 45001:2018 – Occupational Health and Safety Management Systems – Requirements with Guidance for Use. Geneva: International Organization for Standardization. https://www.iso.org/iso-45001-occupational-health-and-safety.html
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 ISO. 2017. ISO 20400:2017 – Sustainable Procurement – Guidance. Geneva: International Organization for Standardization. https://www.iso.org/standard/63026.html
  8. OECD. 2016. OECD Due Diligence Guidance for Responsible Supply Chains of Minerals from Conflict-Affected and High-Risk Areas, 3rd edition. Paris: OECD Publishing. https://www.oecd.org/en/publications/oecd-due-diligence-guidance-for-responsible-supply-chains-of-minerals-from-conflict-affected-and-high-risk-areas_9789264111110-en.html
  9. United Nations Global Compact. 2000. The Ten Principles of the UN Global Compact. New York: United Nations. https://unglobalcompact.org/what-is-gc/mission/principles
  10. Global Reporting Initiative (GRI). 2021. GRI Standards 2021 – Universal Standards. Amsterdam: Global Reporting Initiative. https://www.globalreporting.org/standards/
  11. 11,0 11,1 European Commission. “GPP Criteria and Requirements.” Green Forum – Green Business, accessed November 18, 2025. https://green-forum.ec.europa.eu/green-business/green-public-procurement/gpp-criteria-and-requirements_en
  12. Greenhouse Gas Protocol Initiative. Category 1: Purchased Goods and Services. Technical Guidance for Calculating Scope 3 Emissions, chapter 1. Washington, DC: World Resources Institute & World Business Council for Sustainable Development, December 2022. Accessed November 18, 2025. https://ghgprotocol.org/sites/default/files/2022-12/Chapter1.pdf?utm_source
  13. Ferla, Giulio, Benedetta Mura, Silvia Falasco, Paola Caputo, and Agata Matarazzo. “Multi-Criteria Decision Analysis (MCDA) for Sustainability Assessment in Food Sector: A Systematic Literature Review on Methods, Indicators and Tools.” Science of The Total Environment 946 (2024): 174235. https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2024.174235
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